Rezension zu Übertragungsliebe
Literaturblog des Institut50plus
Rezension von Horst Grenz
»Das mit achtungsvoller Eindringlichkeit und permanentem Schmunzeln
zwischen den Zeilen geschriebene Buch müßte Mut machen, endlich
über das ›Begehren des Analytikers‹ und seine erotische
Gegenübertragung zu sprechen. Die Vertiefung des Themas käme allen
therapeutischen Schulen zugute.« Dr. Tilmann Moser, »Psychologie
Heute«, Juni 1992
Dieses Buch beschreibt die Geschichte der Liebe, wie sie sich nur
im Rahmen dessen entwickeln kann, was wir als Psychoanalyse
bezeichnen – Sigmund Freud hat ihr den Namen »Übertragungsliebe«
gegeben. Das Schicksal der Übertragungsliebe ist zugleich eine
Geschichte der Psychoanalyse; denn erst Verwirrung stiftende Liebe
hat die Psychoanalyse generiert, sie immer wieder erschüttert und
treibt sie voran.
Also legen die beiden Autoren die Psychoanalyse selbst auf die
Couch, um zu hören, was sie dem Leser zur Übertragungsliebe von
ihrer Entdeckung bis zum gegenwärtigen Diskussionsstand zu sagen
hat. Sie fragen, wohin sich eine Psychoanalyse bewegt, die der
Liebe, diesem (un-)erwünschten Gast im Zimmer des Analytikers,
keinen Platz mehr einräumt oder eine Verflüchtigung des Sexuellen
betreibt, beschäftigen sich mit dem seelischen Zustand des
Analytikers während seiner Arbeit, stoßen dabei auf die dunklen
Probleme der erotischen Quelle, sehen sich mit einem
schafsgesichtigen Blechaffen konfrontiert, der die Liebe um einen
Leichnam kreisen lässt und sie als »erotic horror« desavouiert, und
plädieren dagegen »in dubio pro libido«.
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