Rezension zu Gefühlserbschaft und Rechtsextremismus
Literaturblog des Institut50plus
Rezension von Horst Grenz
Folgewirkungen des Nationalsozialismus auf der Täterseite wurden
bisher nur lückenhaft untersucht. Jan Lohl schließt diese Lücken in
seiner umfassenden Analyse. Die Studie untersucht die
intergenerationellen Folgen des Nationalsozialismus auf der
»Täterseite« und ihre politische Handlungsrelevanz: Ausgehend von
einer konzeptuellen Erweiterung der »Unfähigkeit zu trauern«
(Alexander & Margarete Mitscherlich), werden die Spuren einer
affektiven Integration in die NS-Volksgemeinschaft über drei
Generationen hinweg systematisch nachgezeichnet. Neu ist die
Erkennt-nis, dass der nationalsozialistische kollektive Narzissmus
tradiert wird und welche Mechanismen hierbei wirksam werden.
Auf dieser Basis gelingt der Nachweis, dass NS-Gefühlserbschaften
in der Enkelgeneration eine Andockstelle für jene paranoiden
Ideologien darstellen, die in rechtsextremen Gruppen vermittelt
werden. Das intergenerationelle Verhältnis von aktuellem
Rechtsextremismus und Nationalsozialismus ist nicht nur zu
erklären, sondern ist selbst ein Erklärungsfaktor für die
Entwicklung nationalistischer und antisemitischer
Handlungsmuster.
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