Rezension zu Ekel als Folge traumatischer Erfahrungen

www.amazon.de am 22. Februar 2010

Rezension von Achim Schubert

Ekel als primäre Emotion, beschrieben, als die »Pförtner- Emotion« (Miller), besonders körperlich als der Affekt aus den Tiefen der Eingeweide (Liessmann) wird in der Fachliteratur oft in Falldarstellungen erwähnt, jedoch fehlte eine geschlossene Darstellung. Der von Ralf Vogt herausgegebene Sammelband kommt diesem Ziel auf der Höhe der Zeit nahe.

Der Band enthält Beiträge (zum Symposium Körperpotentiale II) von einem multi-professionellen Autorenteam (darunter namhafte KörperpsychotherapeutInnen, Tanz- und Kunsttherapeutinnen, Psychoanalytiker und Hochschullehrer). Er vermittelt ein breites Spektrum an Grundlagenwissen (z. B. unter evolutionären, epidemiologischen, soziokulturellen, familiensystemischen, psychodynamischen Aspekten), eindrucksvolle Falldarstellungen sowie anregende Darstellungen von Behandlungskonzepten.

Der Herausgeber ist doppelt präsent, zum einen mit empirischen Studien (die beispielsweise aufzeigen, wie im Verlaufe von Therapien anfänglich diffuse Ekel-Affekte sich konkretisieren oder, dass weniger erfahrene Therapeuten Ekel eher projizieren). Zum anderen stellen er und Irina Vogt ihren Therapieansatz mit »beseelten Objekten« vor, zur Behandlung von Patienten, die in ihrer Kindheit schwer traumatisiert wurden. Die Patienten können aus einer Anzahl von Gegenständen wählen, welche eigens entwickelt wurden, um Objekt-Repräsentationen der frühen Kindheit zu symbolisieren, mit diesen in Beziehung zu treten und dabei evozierte Affekte, unterstützt von ihren Bezugstherapeuten), kathartisch abzureagieren. Der Aufforderungscharakter zum Handeln ist sicherlich wirksam zur Überwindung von Ohnmachts - Schemata. Strukturierte Vorgaben anhand prägender Urszenen zur Mentalisierung traumatischer Situationen sind unter Traumatherapeuten in Diskussion (z. B. beruht die IRRT von Smucker darauf, dass der Patient sein Trauma bewältigt, indem er unter striktem Verzicht auf Vorgaben seine Imagination auf seine Weise entfaltet, um zu seinen Lösungen zu finden: Der Patient ist beim Imagery am Steuer, der Therapeut bleibt sein Beifahrer.)

Insgesamt ist das Buch sehr zu empfehlen, nicht nur den Klinikern, die Posttraumatische Belastungsstörungen behandeln, sondern allen, die sich für emotionsbasierte Psychotherapie oder Emotionen interessieren.

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