Rezension zu Cinepassion
www.dasmanifest.com 12.10.2010
Rezension von Claudia Siefen
Der Untertitel des Buches, der ganz ohne Fotos auskommt, bremst
schon mal gekonnt die allzu hohen möglichen Erwartungen. Wer bei
dieser Thematik ähnliches wie die unterschätzt-ekstatischen Sprach-
und Gedankenausbrüche des slowenischen Haudrauf-Philosophen Slavoj
Zizek erwartet (oder etwa befürchtet) kann beruhigt aufatmen: Der
sorgfältig zusammengestellte Band kommt ohne dergleichen aus. Er
ist vielmehr eine hübsche Einleitung für alle, die sich erst einmal
einlesen möchten. Als deutschsprachiges Original muss man ja fast
erfreut in die Hände klatschen, dass derlei anscheinend durchaus
möglich ist, zwar wieder als offensichtliches Herzblutprojekt aber
immerhin. Sexuelles Rüstzeug in der Filminterpretation und somit
Freud natürlich vorneweg. In Hollywood sitzen schon immer kluge
Menschen, die Film als »Traumdeutung« an den Zuschauer bringen
wollen. Die üblichen Verdächtigen werden hier sprachlich mehr oder
weniger abgerundet dem Leser näher gebracht: »Rosemary’s Baby«
(1968), »The Piano« (1993), »Duel« (1971) oder »Apocalypse Now«
(1979/2001). »Fight Club« (1999) darf und kann nicht fehlen, ebenso
wie »Stalker« (1979).
Bei den insgesamt 20 Texten wird es dann doch wieder spannend bei
den aktuelleren Filmen, über die noch nicht bis zur Erschöpfung
fabuliert wurde, etwa »Transamerica« (2005) oder »Kukushka« (2002).
Texte zu »Alien« (1979) oder »Rashomon« (1950) sollen den geneigten
Leser vielleicht nur ermuntern, das Buch tatsächlich an einem Abend
zu Ende zu lesen und sich dann an die (meist englischsprachige)
Fachlektüre heranzumachen. Als Gedächtnisstütze zu den Texten gibt
es im Anhang zu jedem besprochenen und vertieften Film jeweils eine
Seite Filminhalt. Und nachhaltig auch zu entdecken, dass, einmal
filmisch-philosophisch infiziert, auch durchaus andere Wege zu
bestreiten sind, wie etwa zur Sprache/Zeit: Wittgenstein oder
Schopenhauer. Essaybände sind eh meist eine Freude, dieser hier ist
keine Ausnahme, vor allem, weil er nicht vorgibt, mehr zu sein als
er ist und in seiner einfachen Klarheit und Sprache den Leser weder
über- noch unterfordert.
www.dasmanifest.com