Rezension zu Sucht und Trauma
Kommentierte Literaturliste von www.trauma-beratung-leipzig.de
Rezension von Mondrian von Lüttichau
Schwerpunkt dieser (aus einer Dissertation entstandenen) Arbeit ist
ein nuancierter, umfassender Überblick über die Forschungen zu
allen relevanten Aspekten des Themas. Ursprünglicher fachlicher
Hintergrund des Autors (leitender Psychologe/tiefenpsychologisch
fundierter Therapeut) ist die stationäre Drogen- und Suchttherapie.
An vielen Einzelheiten wird für mich die gegenüber Betroffenen
genuin achtungsvolle Haltung des Autors deutlich, seine vielfältige
praktische Erfahrung auch mit traumatherapeutischer Arbeit.
Das Buch ist eine Schatzgrube theoretisch wie praktisch relevanter
Hinweise; einige Schwerpunkte möchte ich erwähnen.
Kunzke berichtet von seiner eigenen Arbeit mit EMDR und ergänzt
dies mit einem Überblick zum diesbezüglichen Forschungsstand.
Deutlich wurde für mich, daß es noch wesentlich mehr
Langzeiterfahrungen (inklusive katamnestischer Untersuchungen)
bedarf, um eine dauerhafte Wirksamkeit von EMDR als
traumatherapeutischer Technik zu belegen.
Angemessen ausführlich und auf der Grundlage umfassender
Facherfahrungen referiert Dieter Kunzke Möglichkeiten und Risiken
von gruppentherapeutischen Settings bei Sucht-, Trauma- bzw.
Sucht-und-Trauma-PatientInnen. Er betont, »daß trotz der großen
Verbreitung von gruppentherapeutischen Ansätzen zu vermuten ist,
daß die wenigsten Therapeuten eine explizit gruppentherapeutische
Ausbildung genossen haben. Dies ist sicherlich ein generelles
Problem im Bereich der statonären Psychotherapie.« (227/8)
Das abschließende Kapitel »Die Integration der Behandlungsmodelle
moderner Psychotraumatologie in die psychoanalytisch orientierte
Suchttherapie« ist sowohl inhaltlich als auch sprachlich ein
Glanzstück psychologischer Literatur, das es wert wäre, in einer
Fachzeitschrift separat veröffentlicht zu werden.
Die in jüngster Zeit stärkere Aufmerksamkeit für komplexe
Modifikationen traumabedingter Dissoziation (vgl. van der
Hart/Nijenhuis/Steele) ist naturgemäß noch kaum eingeflossen in
diese Arbeit.
Auf seiner eigenen Website bietet der Autor eine Fülle von
weiterführendem Material, neben Links auch diverse
Screening-Instrumente für TherapeutInnen, einen Fragebogen zur
Selbstanamnese bei Sucht sowie eine Liste von Kliniken, die
integrative Sucht-/Traumabehandlung durchführen.
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