Rezension zu Fanatismus
Beiträge u. Materialien zur Jahrestagung d. Int. Erich-Fromm-Gesellschaft 2005
Aus: »Religion und Politik im Zeichen von Krieg und Versöhnung«
Der ehemalige ärztliche Direktor des Psychiatrischen
Landeskrankenhauses Weißenau/Ravensburg und Ordinarius für
Psychiatrie an der Universität Ulm legt mit diesem Buch, einer
überarbeiteten und erweiterten Neuausgabe der Erstausgabe von 1995,
ein Standardwerk zum Fanatismus vor. Dabei ist er sich dessen
bewusst, dass jegliche Wesensbestimmungen und psychologische
Deutungen der Komplexität dieses Phänomens kaum gerecht werden
können. Gleichwohl ist ein solcher Versuch »aus der Notwendigkeit
inhaltlicher und Verständigung zur Sache« zu wagen.
Nach einem Definitionsversuch unter dieser Prämisse, einer
Abgrenzung vom Fundamentalismus (siehe hierzu auch den Beitrag von
Günter Hole, in diesem Band, S. 173–181) sowie einer
Differenzierung in »essentiellen« und »induzierten« Fanatismus
bespricht er verschiedene Typen und Wesenszüge des Fanatikers sowie
inhaltliche Ausrichtungen des Phänomens, die sich praktisch auf
sämtliche Lebensbereiche erstrecken können.
Eine Betrachtung des Fanatismus vom psychodynamischen Ablauf her
macht deutlich, dass beim Fanatiker Mechanismen von
Überkompensation, etwa von heimlichen Zweifeln an der Sache, aber
auch von persönlichen Mängeln oder Kränkungserfahrungen in seinem
bisherigen Leben, eine wichtige Rolle spielen.