Rezension zu School-Shooting
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Rezension von Eugenia Lazaridis
In »School-Shooting. Jugendliche Amokläufer zwischen Anpassung und
Exklusion« versucht Benjamin Faust die Ursachen für Amokläufe an
Schulen zu bestimmen. Durch die, auch in Deutschland, ansteigende
Zahl solcher Taten, versucht dieses Buch aus soziologischer und
psychologischer Perspektive durch Analyse vieler Fallbeispiele zu
ergründen, wie es zu so einer Tat kommen könnte.
Amokläufe, besonders die in Schulen, sind für den überwiegenden
Teil der Bevölkerung nicht nachvollziehbar. Warum können
Jugendliche in dem geschützten Raum, in dem sie Grundlegendes, wie
Wissen, Werte und Gemeinschaft erlernen und erleben, solch eine Tat
begehen und meist viele Unschuldige mit den Tod reißen? Für den
Täter allerdings sind diese Unschuldigen schuldig. Schuldig an
ihrem Randgruppendasein. An den Rand gedrängt von Lehrern und
Mitschülern. Die Macht, die die Mitschüler und vor allem die Lehrer
ihnen gegenüber vermitteln und ausüben, wollen School-Shooter in
einer für sie abschließenden Weise umdrehen. Allerdings mit einer
Art von Gewalt, zumeist mit einer großen Anzahl von Waffen, die
nicht nur den Angehörigen des Täters, sondern auch den Angehörigen
der Opfer und der Bevölkerung schier unverständlich erscheint.
Dieses Unverständnis schafft es Benjamin Faust, nach Analyse auch
deutscher Fälle, ein wenig aufzuklären. Zu Beginn wird die
Unterscheidung von Amoklauf und School-Shooting beschrieben, bevor
es zu den zentralen Merkmalen der sozialen Phänomene der Täter
kommt. Sehr zum Verständnis des Lesers werden Vergleiche zu
jugendlichen Kriminellen gezogen, die das Bild des School-Shooters
noch einmal auf eine andere Ebene stellt. Hier beschreibt Faust die
Täter, die Ursachen, ihr Tatverhalten, ihr Motiv und den Tatort und
schafft so eine recht genaue Abgrenzung zu den kriminellen
Adoleszenten.
Wissenschaftlich fundiert ausgearbeitet erörtert der Autor aus
soziologischer Sicht auch die Problematik der Institution Schule,
in der nicht nur gesellschaftlich gültige Werte und Normen
vermittelt werden, sondern die auch durch soziale Ungleichheit und
Noten die Schüler und teilweise deren Zukunft selektiert und somit
einen sehr großen Einfluss hat. Hinzu kommt der dadurch bedingte
soziale Ausschluss aus ihren Gleichaltrigengruppen, wodurch sich
ein Großteil der Amokläufer in Gewaltspiele flüchtet.
Im Gegensatz zur medial oft reißerischen Aufbereitung von
Amokläufen und Schuldzuweisungen schafft es Benjamin Faust
strukturiert die Fälle zu analysieren und multikausal zu begründen
und arbeitet heraus, dass der meist männliche Amokläufer seine Tat
mit der erlebten sozialen Ausgrenzung und Nichtanerkennung seiner
schulischen Leistungen rechtfertigt.
Die aufgelisteten School-Shootings, die in der Arbeit Verwendung
finden, sind im Anhang aufgeführt und schaffen damit ein noch
eindruckvolleres Bild des Buches.
Benjamin Fausts »School-Shooting« richtet sich an alle
Interessierten, sollte aber auch bei Studenten im Lehramt und
Lehrern Interesse wecken, da sie dadurch vielleicht die Möglichkeit
haben, ihr Handeln in der Schule zu überdenken und auf eventuelle
Warnsignale aufmerksamer zu reagieren.
Ich würde einen Kauf in jedem Fall empfehlen.
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