Rezension zu School-Shooting
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Rezension von Wilfried Stanzick
Nach jedem Amoklauf, der in den letzten Jahren an einer deutschen
Schule stattfand, tauchten unzählige sogenannte, zum Teil
selbsternannte, Fachleute auf, die sehr schnell und genau zu wissen
glaubten, aus welchen Ursachen heraus der Täter sein tödliches Werk
anpackte. Meistens jedoch blieben die medial inszenierten
Erklärungsversuche schal, unvollständig oder sie waren regelrecht
falsch. Denn das Fernsehen mit seinen schnellen Nachrichtenfolgen
eignet sich überhaupt nicht für vertiefte Analyse und schon gar
nicht für wissenschaftlich fundierte Erkenntnisse. Die vorliegende
Arbeit des Pädagogen Benjamin Faust, der selbst als Lehrer
arbeitet, ist Teil seiner Mitarbeit beim Forschungsprojekt zur
Medienberichterstattung über den Amoklauf von Winnenden. Sehr
fundiert geht er den Täterprofilen nach, erforscht die sozialen
Ursachen und arbeitet ein ganz bestimmtes Muster heraus: »Die Täter
haben auf dem Hintergrund einer lebensgeschichtlich erworbenen
narzisstischen Vulnerabilität, die nur gelegentlich als
narzisstische Persönlichkeitsstörung imponiert, kumulierte
Erfahrungen einer massiv kränkenden sozialen Marginalisierung
hinter sich. Dabei wiegt vor allem der soziale Ausschluss aus ihren
Gleichaltrigengruppen schwer.« Faust bezeichnet das School-Shooting
als Schattenseite einer Gesellschaft, in der angesichts der in den
letzten Jahren zunehmenden Probleme von marginalisierten
Jugendlichen, nicht nur, aber auch Migranten mit weiteren solcher
Amokläufe gerechnet werden muss. Die Antworten werden dann die
gleichen sein, aber die Fragen, die daraus entstehen für die
Zukunft, für eine wirksame Prävention, von der nicht einmal in
Ansätzen etwas zu spüren und zu sehen ist, werden immer drängender
werden. Insofern ein ernüchterndes Werk, das gleichwohl zur
Pflichtlektüre von Lehrer und Sozialarbeitern werden sollte.
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