Rezension zu Internationale Psychoanalyse 2010
PSYCHE 64, Mai 2010
Rezension von Delaram Habibi-Kohlen
»Mit den vier Bänden Verkehrte »Liebe«, »Schweigen« und »Vorstoß
ins Sprachlose« sowie, unter neuer Herausgeberschaft und
verändertem Titel, »Internationale Psychoanalyse 2009« hält nun ein
deutscher Auswahlband des »International Journal of Psychoanalysis«
Einzug in die psychoanalytische Landschaft, nachdem europäische
Auswahlbände in der jeweiligen Landessprache in Spanien und
Portugal schon seit 20 Jahren, in Frankreich seit 2003 und in
Italien seit 2004 bestehen. Weitere sind in Vorbereitung. Aktuelle
Beiträge aus dem International Journal of Psychoanalysis können so
auf einen Blick in ihrer Vielfalt, ihrer Diversität und auch ihrem
Diskurs miteinander in deutscher Sprache nachvollzogen werden.
Viele internationale Autoren, Themen und verschiedene Schulen
kommen hier zu Wort und miteinander ins Gespräch. Aber Vorsicht:
Wer sich bei den mit Titel überschriebenen Bänden Sammelbeiträge
zum jeweiligen Thema erhofft, wird enttäuscht. Wie die
Herausgeberin Gabriele Junkers schreibt, ist der Titel des
jeweiligen Buches jeweils nur einem Beitrag daraus entliehen.
Von den aus jeweils über hundert Texten ausgewählten
internationalen Beiträgen eines Jahrgangs des »International
Journal« bilden im ersten Band, »Verkehrte Liebe«, drei Aufsätze
den Themenschwerpunkt »Perversionen«. Das Konzept der
Nachträglichkeit, drei unterschiedliche Interpretationen Bions
sowie eine Erweiterung des Konzepts der projektiven Identifizierung
und eine kleine Denkschrift zu Donald Meltzer wurden ausgewählt als
»Psychoanalytische Kontroversen und theoretische Beiträge«. Den
Abschluss bilden drei Arbeiten »Aus der Werkstatt des Analytikers«,
u. a. ein Beitrag von Thomas Ogden zu psychoanalytischer
Supervision, dazu passend ein Text zu Fallvorstellungen in
Intervisionsgruppen (Johan Norman und Björn Salomonsson) und eine
Arbeit über Kinderanalyse (Luisa C. Busch de Ahumada).«
(...)
»Insgesamt besticht das Projekt durch die geglückte Kombination von
gebündelten und aufeinander bezogenen Themen. Die in allen Bänden
repräsentierte internationale Diversität psychoanalytischen Denkens
lockt den Leser zur Auseinandersetzung mit dem eigenen Standpunkt
und zum Entdecken von Gemeinsamkeiten und Unterschieden.«