Rezension zu Ekel als Folge traumatischer Erfahrungen
www.uni-online.de
Rezension von Hans-Jürgen Dalüge
Das Symposium Körperpotenziale II fand im Juni 2009 in Leipzig
statt und stand in diesem Jahr unter dem Thema »Ekel – ein häufig
tabuisiertes Basisgefühl in der Psychotherapie - bzw. Ekel – als
besonderes Problem der Behandlung von Psychosomatik- und
Komplextraumapatienten«. Das vernachlässigte Thema Ekel wurde hier
endlich geöffnet und anhand von Fallstudien diskutiert. Mit seinem
Sammelband hat Ralf Vogt seine gewonnenen Ergebnisse und die der
teilnehmenden Fachwissenschaftler und Praktiker
zusammengetragen.
Im Abschnitt Ekel und Körper in der Psychotherapie erläutert Ralf
Vogt die Funktion des Ekels und die Tabelle von McCauley zeigt
übersichtlich die Funktionen und Auslöser von Ekel in
übersichtlicher Weise. Der Ekel kann klinisch in drei Aspekte
eingeteilt werden, archaischer Ekel, Ekel als subkultureller Aspekt
und Ekel als lernbare Variable in der Lebensentwicklung ist die
Aussage im Teil Ekel-Psychosomatische Aspekte. Wie die Überschrift
von Peter Joraschky und Ilona Croy Fremdkörper-Berührungsangst und
Ekel schon sagt, gehen sie auf die Funktionen und Auslöser ein und
zeigen in der Auswertung des Dresdener Körperfragebogen die
Unterschiede zwischen Gesunden und Patientengruppen. Manfred
Thielen teil in seinen Abschnitt Integrative Körperpsycho-Therapie
mit, dass uns die eigentliche Funktion der Ekelreaktion bewahrt vor
Kontamination, Verunreinigung, Tod. Jürgen Wirth stellt
interessanter Weise den Ekel in der Kunst dar.
Am Anfang des 2.Kapitel zeigt Mathias Hirsch anhand von
Fallberichte aus der Praxis, wie sich Ekel als Abwehr und umgekehrt
als Abwehr des Ekels entwickelt. Ralf Vogt und Irina Vogt
veranschaulichen ein Behandlungskonzept für dissoziative Störungen
und die Bewältigung von Ekelgefühlen. Viele Fotos ergänzen die
Erklärungen. Renate Hochauf erklärt mit Hilfe von
Patientengeschichten wie Ekel durch eine unassimilierte Aufnahme
eines Traumas entsteht. Das Containerschema mit den Bestandteilen
Innenraum, Grenze und Außenraum differenziert Marianne Ebert
Kaechele. Das zentrale Thema von Sabine Trautmann-Voigt ist der
Teufelskreis Ekel. Zum Schluss des Kapitels schildern Gabrielle
Kluge-Schleberger und Bettina Baumanns ihre Praxiserfahrungen in
der psyhotrauma-therapeutischen Praxis.
Im dritten Kapitel stellt Irina Vogt sechs Fallvignetten mit
starken Ekelsymptomen vor. Wie sich Thoma Reinert in der
therapeutischen Realität verhält, wird in seinen Abschnitt
dargestellt.
Von Ralf Vogt ist das vierte Kapitel geschrieben. Es beinhaltet den
Forschungsfragebogen des Trauma-Instituts-Leipzig zum subjektiven
Ekelerleben und die Hauptergebnisse dieser Studie.
Im letzten Kapitel werden spezielle Vorgehensweisen zur Prävention
und Körperpsycho-therapeutischen Annäherung und stufenweise
Kompensation von verschiedenen Therapeuten aufgezeigt. Das Safe
(sichere Ausbildung für Eltern) -Trainingsprogramm wird
vorgestellt. Es wird weiterhin der Einsatz von Hilfsmitteln für
Therapie anhand von praktischen Erfahrungen erläutert und
dementsprechender Fotos gezeigt. Selbstberichte von Patienten über
ihre Psychotherapie mit Ekel-, Aggression- und Ohnmachtsgefühlen
schließen das Kapitel ab.
Dieses Buch behandelt den sehr speziellen und komplizierten
Themenbereich Ekel und ist sehr aktuell. Dem Autor ist es gelungen,
dem Leser dieses schwierige Thema nahe zu bringen. Die Fälle werden
detailreich erklärt und beschrieben, sodass man ein sehr genaues
Bild von den Abläufen bekommt. Auch die Diskussionen und Kommentare
sind direkt auf den jeweiligen Fall bezogen und helfen dem Leser
die Situationen besser zu verstehen und zu deuten. Durch viele
Tabellen und Abbildungen ist der Text aufgelockert.
Zusammenfassend ist das Buch für jeden Therapeuten und für jeden
gut geeignet, der sich für das Phänomen des Ekels interessiert. Ein
derart fundierter und aktueller Leitfaden über das Thema »Ekel« war
im deutschen Buchhandel bisher nicht erhältlich.
www.uni-online.de