Rezension zu Ekel als Folge traumatischer Erfahrungen
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Rezension von Barbara Bellmann
Das Buch »Ekel als Folge traumatischer Erfahrungen« von Ralf Vogt
beschäftigt sich auf 324 Seiten mit Psychodynamischen Grundlagen,
Studien, psychotherapeutischen Settings, Fallbeispielen und
Behandlungskonzepten. Das Werk wendet sich nicht nur an Fachleute
sondern an alle Menschen die sich für emotionsbasierte
Psychotherapie oder Emotionen interessieren.
Im ersten Kapitel gibt Ralf Vogt eine Übersicht zur Bedeutung des
Ekelgefühls in den verschieden Feldern von Psychotherapie und
Gesellschaft. Die Phylogenese, die Funktion und der Auslöser von
Ekel werden beleuchtet, so dass auch der Laie einen Einstieg in das
Buch und die Thematik findet. Zudem werden die psychosomatischen
Aspekte thematisiert. Insbesondere auf die Ekel assoziierten
Emotionen und die Epidemiologie wird von den Autoren eingegangen.
Viele Bilder und Tabellen unterlegen den Text und veranschaulichen
die Daten. Aber auch medizinische Aspekte werden nicht außer acht
gelassen, so findet auch die Hirnforschung mit MRT-Bildern einen
Platz in diesem Kapitel. Im weiteren Teil des Buches werden neben
der Berührungsangst im Zusammenhang mit Ekel auch auf die
Psychodynamik und die Beziehungsdynamik Bezug genommen. Hier ist
besonders das Unterkapitel Ekel in der Kunst hervorzuheben in dem
Werke von Salvador Dali und Egon Schiele analysiert werden.
Das zweite Kapitel befasst sich mit allgemeinen Therapiekonzepten,
Behandlungsmethoden und Fallberichten zum professionellen Umgang
mit Ekelgefühlen. Dieses Kapitel ist sehr praxisnah und die vielen
Fallbeispiele führen dazu, dass man dieses Kapitel schnell und
flüssig lesen kann. Zudem bietet der Autor dem Leser eine Vielfalt
an Behandlungskonzepten und Anleitungen an. Des Weiteren muss
besonders positiv erwähnt werden, dass die Behandlungskonzepte mit
zahlreichen Abbildungen und Fotographien untermalt sind, was sehr
hilfreich für die eigene Umsetzung ist. Der Leser braucht sich
Situationen und Abläufe nicht im Geiste vorstellen sondern sie
werden ihm direkt auf dem Papier präsentiert. Dies vereinfacht die
Umsetzung und verhindert Missverständnisse. Nachdem nun auf die
allgemeinen Fälle eingegangen wurde, widmet sich Ralf Vogt im
dritten Kapitel der Behandlung von Problemfällen in der
psychotraumatischen-analytischen Praxis. Auch in diesem Abschnitt
zieht sich die Praxisnähe wie ein roter Faden durch das Buch. Viele
eindrückliche Fallbeispiele und Behandlungsvorschläge fesseln den
Leser und bringen ihm den Stoff nahe. Das anschließende
Unterkapitel beschäftigt sich mit dem Ekel in der therapeutischen
Realität und seine Auswirkung auf die Gegenübertragung des
Analytikers, bevor sich das vierte Kapitel der Forschung zum
Ekelgefühl bei dissoziativen Psychotraumapatienten zuwendet. Hier
wird eine Pilotstudie zum Erleben von Ekel bei
komplextraumatisierten Patienten vorgestellt und erläutert. Das
fünfte Kapitel stellt spezielle Vorgehensweisen zur Prävention von
Ekel vor. Aber auch die körperpsychotherapeutische Annäherung und
die stufenweise Kompensation von Ekelgefühlen werden
beschrieben.
Der letzte Abschnitt des Werkes von Ralf Vogt umfasst
Selbstberichte von Klienten im Kontext von Ekel, Scham und
Agressionsbewältigung. Dieser geänderte Blickwinkel ist sehr
spannend und ein gelungener Abschluss des Buches. Insgesamt bewerte
ich das Werk als sehr gelungen und lesenswert. Es bietet ein
breites Spektrum an Wissen und ist meiner Meinung wissenschaftlich
hochwertig anzusiedeln. Der Stoff ist abwechslungsreich und
bildlich präsentiert. Auch hier müssen ein weiteres Mal die vielen
Abbildungen und Fotographien erwähnt werden, welche das Verständnis
erhöhen und dem Leser das Verstehen erleichtern. Die Tabellen und
Diagramme sind übersichtlich und nicht zu kompliziert aufgebaut.
Sie belegen den Text und lockern optisch die Seiten auf. Der
Schreibstil ist flüssig und die Wortwahl befindet sich auf einem
angemessen Niveau. Positiv sind zudem die Praxisnähe und der
direkte Bezug zum Patienten. Die Fallbeispiele habe ich mit großem
Interesse gelesen. Es ist eine gelungene Mischung aus Theorie und
Praxis welche dieses Werk ausmacht. Die Gliederung der Kapitel ist
sinnvoll und nachvollziehbar. Das Wissen wird aufeinander
aufgebaut, so dass auch der Laie einen Einstieg in das Buch bekommt
und den Autoren folgen kann.
Optisch positiv zu erwähnen ist noch das Cover, welches ansprechend
und hochwertig ist. Es ist viel versprechend und passt gut zum
Titel des Werkes. Den Preis von 32,90 Euro halte ich für dieses
wissenschaftlich hoch angesiedelte Buch für absolut angemessen.
Ich kann dieses Buch weiterempfehlen. Es vermittelt ein weit
gefächertes Grundlagenwissen und die Darstellung von
Behandlungskonzepten ist praxisnah und anregend für den
interessierten Leser.
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