Rezension zu Liebe im Kapitalismus
Lambda Nachrichten, Mai 2009
Rezension von Dr. Gudrun Hauer
Leserinnen, die sich einerseits für aktuelle Beiträge zur
psychoanalytischen Theoriebildung interessieren und andererseits
Neues aus der sozialwissenschaftlichen und kulturtheoretischen
Sexualwissenschaft erfahren wollen, sei in erster Linie das
Programm des Gießener Psychosozial-Verlags empfohlen. Einige
ausgewählte, auch für lesbische und schwule Leserinnen interessante
Neuerscheinungen werden hier vorgestellt.
Liebe und Kapitalismus scheinen zwei miteinander unvereinbare
Phänomene zu sein, wie die Herausgeberinnen Hans Joachim Busch und
Angelika Ebrecht vordergründig in liebe im Kapitalismus
suggerieren. Genau hingesehen und gelesen, handelt es sich in
diesem Sammelband um historische und kulturwissenschaftliche
Analysen, die gesellschaftliche Veränderungsprozesse dieses
scheinbar intimsten und ursprünglichsten Gefühls nachzeichnen und
auf die prekäre Balance zwischen Liebe und Sexualität verweisen.
Besonders ärgerlich ist in diesem Band jedoch die fast durchwegs
vertretene Gleichsetzung von Liebe mit Heterosexualität, wobei die
hier nicht gestellte Frage nach romantischen Liebesidealen bei
Lesben bzw. bei Schwulen sowie deren Umsetzung durchaus spannend
gewesen wäre.