Rezension zu Rache

PSYCHE

Rezension von Thomas Auchert

»Die beiden schwedischen Psychoanalytiker Tomas Böhm und Suzanne Kaplan haben ein differenziertes und den Leser bereicherndes Werk verfasst. Sie wollen damit, ohne den Blick auf die Realitäten zu verlieren, Hoffnung wecken gegen destruktive, rachsüchtige Resignation. Ihr Buch ist angesichts täglicher aktueller Greueltaten, Gewalt- und Kriegshandlungen umso wichtiger, als das Thema ›Rache‹ im öffentlichen wie im wissenschaftlichen Diskurs bislang zu wenig Beachtung gefunden hat. Beide Autoren auch im Alltag ein Paar entstammen jüdischen Familien, die unter den Nationalsozialisten gelitten haben. Sie haben zusammen therapeutische mit Gruppen von Überlebenden der Shoah gearbeitet. Aktueller Auslöser ihrer Arbeit über das Phänomen der Rache waren zwei Reisen nach Ruanda 2003 und 2004, um die Folgen des dortigen Genozids von 1994 zu untersuchen. Indem sie neben Extremtraumatisierung auch Vorurteilsfolgen und Alltagskonflikte in ihren Diskurs einbeziehen, wollen sie der »Universalität des Rachephänomens« Rechnung tragen. Die Weise ihres Blicks versorgt den Leser mit einer Fülle von bedeutsamen, grundlegenden Informationen über Gewalterfahrungen, die sich letztlich im Phänomen Rache konzentrieren. Dabei interessieren sich die Autoren für die Täter ebenso wie für die Opfer und ihre jeweilige Psychodynamik, bei beiden handelt es sich um traumatisierte Individuen.«

Zitiert aus PSYCHE. 64. Jg., April 2010.

zurück zum Titel