Rezension zu Erich Fromm als Therapeut

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Rezension von Hans-Jürgen Dalüge

Rainer Funk hat mit seinem Buch endlich gezeigt, dass Erich Fromm auch ein Psychoanalytiker mit einer interessanten Art von Therapien ist, die sich von der klassischen Psychoanalyse in vielen Punkten unterscheidet.

Im ersten Kapitel, Erich Fromm zur therapeutischen Praxis, wird anhand von zahlreichen praktischen Beispielen das ganzheitliche Verständnis des Unbewussten erläutert. Eine Formel der Psychoanalyse ist das Verstehen des Unbewussten des Patienten. Das Erforschen der Vergangenheit des Betreffenden ist nur sinnvoll, wenn ein Teil der Aufdeckung des verborgenen Erlebnisses das Leben des Patienten mitbestimmt. Das Bezogensein aus der Mitte (ventral relatedness) ist ausführlich durch Beispiele dargestellt. Nach Fromms Erachten ist es wichtig, dass der Psychoanalytiker immer die Wahrheit in aller Deutlichkeit sagt.

Titel des zweiten Kapitels ist Beziehung als direkte Begegnung. In diesem Kapitel berichten ehemalige Schüler von Erich Fromm, über den Eindruck der Begegnung mit ihm. Ein Zitat (David E. Schecter) sagt aus: »Erich Fromm war der lebendigste und wachste Mensch dem ich je begegnet bin und diese Eigenschaften waren ansteckend.« Fromm sah den Menschen als »ein von der Gesellschaft geprägtes Individuum«. Das führte ihn dazu die Begriffe »Gesellschaftscharakter« und »gesellschaftliches Unterbewusstsein« als wichtige Konzepte für die Behandlung von Patienten zu entwickeln.

Im nächsten Kapitel, Erich Fromms therapeutische Praxis im Spiegel der Supervision, stellen seine ehemaligen Schüler mit Fallbeispielen die Reaktion Fromms mit »Frommscher Technik« dar. Die Untertitel sprechen für sich selbst: »So etwas wie Höflichkeit kennt das Unterbewusste nicht, Was haben Sie selbst über sich und ihren Patienten gelernt? Wo nach verlangt dieser Patient wirklich? Schauen Sie hier…«
Im vierten Kapitel, Erinnerung an den Psychoanalytiker und Menschen Erich Fromm, werden die für Fromm typischen Worte, wie Begeisterung, Stärkung, Leidenschaft in den Begegnungen mit seinen Schülern verständlich vertieft. Sein Hauptinteresse galt der Leidenschaft des Menschen. Erich Fromm als Mensch war ausgesprochen freundlich, warmherzig und zurückhaltend. Dabei war er lebendig und wach, die Privatsphäre war ihm wichtig.

Das vollständige und übersichtliche Literaturverzeichnis lässt bei Interesse schnell passende Themen und Begriffe finden.
Die Praxisnähe der verschiedenen Fälle ist ein sehr großer Pluspunkt dieses Werkes und ich habe die Fälle aufmerksam und interessiert gelesen. Psychotherapeuten werden sicherlich die etwas andere Art von Fromms Therapien, die in diesem Buch erstmalig veröffentlich sind, in ihren Therapien einbauen können. Aber auch für Menschen mit Vorkenntnissen und Bezug zur Psychotherapie könnte dieses Buch ein interessanter Einstieg in die Frommsche Therapie sein.

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