Rezension zu Mein Echo im Beruf (PDF-E-Book)
www.socialnet.de
Rezension von Prof. Dr. Lilo Schmitz
Das Thema
Berufliche Konstellationen, Entwicklungsschritte und Konflikte
lassen sich auf vielerlei Art betrachten und deuten. Im
vorliegenden Band konzentrieren sich die beiden Autorinnen auf
Deutungen aus einem breiten psychoanalytischen Spektrum.
»Mein Echo im Beruf« – das bedeutet dabei, dass gewisse Dinge, die
mir im Beruf immer wieder »zustoßen« und »begegnen«, nur das Echo
dessen darstellen, was ich selbst hervorrufe, und zwar aufgrund
ungelöster persönlicher Entwicklungsaufgaben und mangelnder
Auseinandersetzung mit meinem »Schatten« (i.S. d. Jungschen
Psychologie).
Die Autoren bzw. der Hintergrund
Daniela Heisig ist Psychologin. Sie ist Dozentin für
Führungswissenschaften und arbeitet hauptsächlich als freie
Trainerin, Management-Beraterin und Coach.
Cornelia Savory-Deermann ist Mathematikerin und verfügt über
jahrelange Erfahrungen als freigestelltes Betriebsratsmitglied für
den Personalbereich.
Der Inhalt
Berufliches Wirken als Möglichkeit, die eigene Persönlichkeit zu
entfalten – das steht im Mittelpunkt des Buches von Daniela Heisig
und Cornelia Savory-Deermann. Die beiden Autorinnen regen ihre
LeserInnen an zur Verantwortung für die eigene berufliche
Entwicklung und für einen geglückten beruflichen Alltag.
Ihre Ausgangsthese dazu: Wenn wir immer wieder mit ähnlichen
Schwierigkeiten im Beruf zu kämpfen haben, handelt es sich meist um
unerledigte tiefenpsychologische Prozesse. Bei einer
Auseinandersetzung mit dieser Deutung beruflicher Konflikte und
Konstellationen will das Buch behilflich sein. Die Autorinnen
bearbeiten ihr Thema in großen Blöcken:
Der erste Block trägt den Titel »Die drei Wurzeln des Schaffens«.
Die erste Wurzel ist Wissen und Lernen, wozu auch die Bereitschaft
gehört, ständig Neues zu lernen.
Die zweite Wurzel ist »Dienen« und »Leisten«, zwei Aspekte, die
häufig in uns um Vorherrschaft ringen. Die dritte Wurzel ist die
Sehnsucht nach Perspektive und Sinn.
Hier – wie in den übrigen Kapiteln – wird die Grundausrichtung von
Daniela Heisig und Cornelia Savory-Deermann deutlich: Häufig
interpretieren wir das, was wir im Beruf erleben, als Einfluss von
außen, dem wir ausgesetzt sind und dessen Unbill uns unter
Umständen unerwartet trifft. Dabei handelt es sich häufig nur um
das Echo dessen, was wir selbst produzieren, indem wir anstehende
Entwicklungsaufgaben verweigern oder uns nicht mit unseren Schatten
auseinandersetzen.
In einem zweiten großen Block mit dem Titel »Heimlich an Fahrt
gewinnen« bearbeiten Daniela Heisig und Cornelia Savory-Deermann in
den Kapiteln
- Wohin führt das Ziel?
- Stillstand und Änderungswut
- Prozesse anstoßen
grundlegende berufliche Entwicklungsaufgaben, denen Menschen im
Laufe ihres Lebens ausgesetzt sind.
Im dritten großen Block mit dem Titel »Menschliches Gegen-, Neben-
und Miteinander« nehmen die Autorinnen Koalitionen und Deals in
Unternehmen sowie Besprechungen (»Besprechungszirkus«) unter die
Lupe. Besonders interessant und brisant erscheint mir ihr Kapitel
»Verführung zum Mobbing«, wo sie sich von der einseitigen
Opfer-Täter-Sicht verabschieden und Mobbing als multifaktorielles
Geschehen begründen, zu dem alle Beteiligten beitragen.
All diese einzelnen Kapitel sind mit einleitenden theoretischen
Grundlagen versehen und durch kommentierte Fallbeispiele
anschaulich erläutert. Dabei beziehen sich Daniela Heisig und
Cornelia Savory-Deermann durchaus auf ein breites und offenes
psychoanalytisches Spektrum: Von der Archetypen-Lehre C.G.Jungs bis
zu den Grundformen der Angst nach Riemann spannen die Autorinnen
einen unorthodoxen Bogen. Ihre Deutungen der einzelnen beruflichen
Situationen sind erfrischend originell und ermöglichen Betroffenen
eine neue Sichtweise auf festgefahrene Situationen des
Berufsalltags.
Eine ausführliche Literaturliste ergänzt den Band, der zusätzlich
durch unkonventionelle Zeichnungen der Cartoonistin Helga Hegner
bereichert wird.
Zielgruppen
Für alle, die unorthodox psychoanalytisch interessiert sind und an
unkonventionell-psychoanalytischen Deutungen beruflicher
Konstellationen und Konflikte Freude und Interesse haben.
Interessant als Selbsthilfe-Buch für alle, die schon immer den
leisen Verdacht hegten, dass gewisse wiederkehrende Schwierigkeiten
im Beruf in ihnen selbst und nicht in der Umwelt begründet
liegen.
Fazit
Ein originelles Buch für unorthodox psychoanalytisch interessierte
LeserInnen.
www.socialnet.de