Rezension zu Liebe über Alles - Alles über Liebe

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Rezension von Helmuth Schönauer

Liebe über Alles

Wer schreibt eigentlich über die Liebe? – Nach landläufiger Ansicht sind es ein paar Wissenschaftler, viele Fitness und Wellness-Gurus, jede Menge Rat geberischer Autodidakten und schließlich ein paar religiös Angehauchte.

Thomas Ferdinand Krauß nimmt als Familientherapeut alles in seinem »Liebes-Lexikon« auf, was irgendwie eine gute Aussicht auf die Liebe verspricht. So zitiert er aus der belletristischen Weltliteratur ebenso wie aus Schlagertexten, dazwischen tauchen immer Zitate aus dem Volksmund auf und natürlich gibt es jede Menge Fachliteratur im Anhang und in Fußnoten.
Das große Thema wird ähnlich wie in der kleinen Realität der Anwender in drei Schritten angegangen.

Teil eins nennt sich »Der erste Augenblick der Liebe«. Darin geht es um das erste Aufeinandertreffen der Liebesaspiranten, um den Tauschwert ihrer Gefühle, Idealvorstellungen und Abweichungen, um das ganze Brimborium der Kommunikation und schließlich um die Erkenntnis einschlägiger Wissenschaftler. Zuerst kommt der Geschlechtsverkehr, später kann sich daraus Liebe entwickeln, aber nie umgekehrt.
Teil zwei widmet sich dem »Sex«. Alles was an Lust-Stau, Onanie, Tabuisierung, sexuell Correctness Gang und Gäbe ist, wird schlagwortartig beschrieben. Im Prinzip gibt es drei Stufen des Sexuellen: Autismus, Verhandlungsmoral und Erotik. Die entsprechenden Auswüchse für die Gesellschaft der Gegenwart sind mit pfiffigen Schlagertexten oder Schlagzeilen aus der einschlägigen Presse unterlegt.

Teil drei schließlich befasst sich mit »Verliebtheit und Liebe«. Hier wird vor allem zwischen wirklicher und wahrer Liebe unterschieden. Also die wirkliche lässt sich nicht beschreiben, sie wird einfach von wirklichen Personen individuell und wirklich angewendet, die wahre Liebe trieft natürlich von schönen Begriffen. Dabei kommt der Konstruktivismus zur Anwendung, wir konstruieren uns meist etwas und versuchen es dann mit unserem Tun zu erreichen. Auf weite Strecken greift dieses Kapitel auf die Thesen Erich Fromms zurück und versucht fünfzig Jahre nach Erscheinen seines Buches »Die Kunst des Liebens« zu beschreiben, wie diese Thesen in der heutigen Zeit wirken.

»Liebe über Alles« ist ein fettes, tolles und aufregendes Buch über die einfachste Sache der Welt. Liebe nämlich soll etwas ganz Einfaches sein, wenn sie hinhaut. Das ist eine sehr aufbauende These!

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