Rezension zu Wenn Kinder Völkermord überleben
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Rezension von Christian Döring
Die Autorin hat Menschen befragt, die als Kinder die Shoah überlebt
haben. Und sie hat überlebende Kinder aus Ruanda über den Genozid
befragt. »Meine Wahl dieses Forschungsfelds gründet auf der
Tatsache, dass es nur sehr begrenzt Untersuchungen zur Lage von
Menschen gibt, die unter einem Genozid gelitten haben und während
der Shoah (...) sowie während des Völkermords in Ruanda 1994 selbst
Kinder waren.« sagt die Autorin dazu.
Im weiteren Verlauf untersucht die Psychoanalytikerin die Psyche
der beiden befragten Gruppen. Zeitlich und räumlich voneinander
getrennt, haben beide Gruppen doch die eine Erfahrung gemacht, das
Ziel von Rassenhass zu sein. Beide Gruppen haben erlebt wie Tote
neben ihnen lagen und sie oft als Überlebende nur eine kleine
Minderheit darstellten.
Aber wie geht die kindliche Psyche mit solchen Erfahrungen um? Für
mich erstaunlich: Zwischen beiden Gruppen gibt es viel
Verbindendes. Bei den Untersuchungen der Autorin wurde deutlich,
dass Befragte beider Gruppen einen enorm hohen psychischen
Schutzwall hatten. Manche bauten innerlich Kontakt zu einer
vertrauten Kontaktperson auf, die überhaupt nicht anwesend war.
Andere beschrieben immer wieder wie sie plötzlich durch ein Loch im
Zaun oder durch ein Fenster schauten. Beides war zwar nicht
vorhanden, aber die kindliche Psyche verschaffte so die Möglichkeit
des Ausbrechens und wenn es nur für Momente war.
Wie genau beide Gruppen ihren Völkermord überstanden haben, ist
generell nicht zu beantworten. Von einem gestörten Eltern – Kind –
Verhältnis bei der Gruppe der Shoahüberlebenden berichtet die
Wissenschaftlerin und von Kindern aus Ruanda die nicht von Rache an
ihren Peinigern träumen.
Dieses Buch fällt allein des Themas wegen aus dem Rahmen. Es ist
sehr wichtig dieses Thema aufzugreifen, deren Ursache in
unfassbarer menschenverachtender Grausamkeit zu finden ist. Auf
eine bewundernswerte Weise tut dies Dr. Suzanne Kaplan. Meine
Hochachtung!
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