Robert Heim
Utopie und Melancholie der vaterlosen Gesellschaft
Psychoanalytische Studien zu Gesellschaft, Geschichte und Kultur
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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
450 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-9321-3383-1, Bestell-Nr.: 83
Am Leitfaden des Begriffs der »vaterlosen Gesellschaft«, wie ihn
vor allem Alexander Mitscherlich prägte, thematisiert das Buch die
aktualisierte Erklärungskraft der Freudschen Psychoanalyse in
verschiedenen Anwendungsbereichen in Gesellschaft und Kultur.
Drängende gesellschaftliche Probleme wie Fremdenhaß, Antisemitismus
und die Stellung des Individuums in der Dynamik der Modernisierung
werden mit Hilfe verschiedener theoretischer Ansätze der
nachfreudschen Psychoanalyse untersucht. Überlegungen zum
jugendlichen Rechtsextremismus, Studien zu literarischen Stoffen
der Vater-Sohn-Beziehung sowie zum transgenerativen Erbe des
Nationalsozialismus runden den Blick ab, den die heutige
Psychoanalyse auf die Sozialpathologien der Moderne wirft.
Dabei gerät der therapeutische und methodische Kern der Freudschen
Tradition nicht in Vergessenheit. Im Gemenge der neuesten
Wissenschaftskulturen wird der Psychoanalyse – etwa im Rekurs auf
die Chaostheorie – ein Ort zugewiesen, der ihre bisherige
Klassifizierung zwischen szientistischer Naturwissenschaft des
Seelischen, Hermeneutik und emanzipatorischem Erkenntnisinteresse
übersteigt. Die Reflexionen des Buchs zum zeitgemäßen Standort der
Psychoanalyse sondieren diese zwischen therapeutischer Behandlung,
klinischer Theorie und den Sozial- und Kulturwissenschaften. Sie
münden in die Herausforderungen, die eine entfesselte
Informationsgesellschaft mit ihren Technologien von Cyberspace und
virtueller Realität an das Freudsche Denken stellt. Je moderner die
moderne Welt, je avancierter die moderne und postmoderne
Telezivilisation, desto unvermeidlicher wird die Psychoanalyse im
Zustand ihres objektiven Veraltens.
Rezensionen
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psychosozial 4/1999
Rezension von Johann August Schülein
»Robert Heim gehört schon seit langem zur Gruppe der Psychoanalytiker, die Freuds Einschätzung der sozial- und kulturpsychologischen Relevanz der Psychoanalyse ernst nehmen und sich darum bemühen, sie auf der Höhe der Zeit zu halten…« [mehr]