Holdger Platta
Identitäts-Ideen
Zur gesellschaftlichen Vernichtung unseres Selbstbewußtseins
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Buchreihe: edition psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
229 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-9300-9692-3, Bestell-Nr.: 692
Eher unauffällig hat in den letzten Jahrzehnten eine ganz bestimmte
Hoffnungsvokabel Karriere gemacht: die Idee von der menschlichen
Identität. Verbunden wird mit dieser Verheißung unendlich viel:
Ganzheit, Stabilität, Selbstkongruenz, Lebenserfüllung, Glück.
Identität, das scheint eine innere Festung zu sein, die uns vor
allem zu schützen vermag, und zugleich das Paradies, das uns von
Kindheit an verheißen schien.
In diesem Buch des Wissenschaftsautors Holdger Platta werden die
Hintergründe untersucht: Stellen diese Identitäts-Ideen
Kontrastphantasien zu einem ganz anders gearteten inneren und
äußeren Leben dar? Sollen mit diesen Trostvorstellungen innere und
äußere Zerrissenheit vergessen werden? Lässt uns der Druck,
gesellschaftliche Rollen spielen zu müssen, um gesellschaftliche
eine Rolle spielen zu können, Ausschau halten nach stabilen
Identitätsmodellen? Rührt von daher die potentielle Mächtigkeit
großer Anbieter von Identitäts-Ideen? Der Werbung, der
Massenmedien, der Gurus im Esoterikbereich, der Politiker mit
neonationalistischem Programm?
Das Buch zeigt den kompensatorischen Charakter all dieser
Identitäts-Ideen auf, ihren Charakter als mehr oder minder
maskierten »Gotteskomplex« (Horst-Eberhard Richter), der wirkliche
Identität zu zerstören vermag – und die Interessen ganzer
Industriezweige und politischer Strömungen, die mit Hilfe dieser
Identitäts-Ideen ihre Geschäfte zu machen verstehen.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Identitäts-Idee des Werbefernsehens
1. Wie wir mit unseren Bedürfnissen umgehen sollen
2. Wie wir mit unseren Problemen umgehen sollen
3. Wie wir mit unseren Ängsten umgehen sollen
4. Exkurs: Zur Mächtigkeit der Werbe-Industrie
5. So sollen wir sein: tadellos und gutgelaunt, passiv und
konsumorientiert, angepaßt und voller Angst- und Schuldgefühle
Das Festungs- und Paradiesversprechen
Zu Eigenart, Wirkung und Mächtigkeit der Identitäts-Ideen
1. „Identität” – für die meisten Menschen ein Mega-Begriff
2. „Identität” – für Philosophen ein logisch-psychologisches
Paradox
3. „Identität” – auch für Psychologen ein Grundparadox
4. „Identität” – für die ursprüngliche Psychoanalyse keine
Kategorie
5. Der Identitätsbegriff des Psychoanalytikers Erik H. Erikson
6. „Identität” – auch für zeitgenössische Forscher ein
Sozialbegriff mit Prozeß- und Projekt-Charakter
7. Lebendige „Identität”: eine Balance zwischen „Alles oder
nichts”
8. Zum Begriff der „Ideen”
9. Der Begriff der „Identitäts-Ideen”
10. Schule und ihre „Identitäts-Idee”
11. Talk-Shows und ihre „Identitäts-Idee”
12. Die Ideen der Identitäts-Ideen
13. Zur individuellen Funktion von Identitäts-Ideen
14. Zur gesellschaftlichen Funktion von Identitäts-Ideen
15. Die Paradoxa der Identitäts-Ideen
16. Zur Mächtigkeit der Identitäts-Ideen
17. Zu den historisch-gesellschaftlichen Ursachen der heutigen
Identitätsproblematik
18. Fazit: Identitäts-Ideen vernichten potentiell unser
Selbstbewußtsein
Die Identitäts-Idee der Okkultismusbewegung
1. Die Faszination der Unsterblichkeit
2. Eine Reise nach Wissembourg
3. Der Mensch wieder im Mittelpunkt der Welt: Astrologie
4. Die traumhafte Erkenntnis der Zukunft
5. Autoritäre Allmachtsfantasien unter autoritärem
Ohnmachtsdruck
6. Exkurs: Obskurantismus und Quantenphysik
7. Noch einmal: zur politischen Gefährlichkeit der
Okkultismusbewegung
Identitäts-Ideen bei Punkern und Poppern
Zu Lebensstil-Versuchen von Heranwachsenden heute
1. Jugendlicher Verbalisierungsboykott?
2. Lebensstil-Flaneure und Toleranzideal
3. Lebensstil-Szenen: Abbild der Gesellschaft und ihr Gegenbild
4. Jugend und Erwachsenenwelt: in der Polarisierungsfalle?
5. Jugend zwischen Schick und Schock: Selbstspaltung und
Veräußerlichung der Identitäts-Ideen
Die Identitäts-Idee der Männermagazine
1. Zur Soziologie der „Penthouse”- und „Playboy”-Leser
2. Das Mischungskonzept: Sex, Konsum und Karriere
3. Das Männerbild der Männermagazine: ein dreifaches
Potenzideal
4. Zur reaktionären Ideologie der Männermagazine
5. Die Erotisierung der Dinge und die Verdinglichung der Erotik
Ich-Vernichtung als Identitäts-Idee
Das Menschenbild der Neorechten in der Bundesrepublik
1. „Die selbstbewußte Nation” – das Manifest einer neuen
Intellektuellenbewegung gegen den „krankhaften Antifaschismus”
2. Zur Unfähigkeit der Neorechten, nationale Identität positiv zu
definieren
3. Das negative Identitäts-Verständnis der Neorechten,
Teil eins: projektive Pathologisierung der „Trauerarbeit”
Teil zwei: projektive Sexualisierung der „Trauerarbeit”
Teil drei: projizierter Autoritarismus
4. Zur Fremdenfeindlichkeit der neorechten Identitäts-Idee
5. Zur neorechten Biologisierung der Vaterlandsliebe
6. Zum Doppelcharakter der neorechten Vaterlands-Idee: von unten
narzißtische Projektion und von oben elitäres Diktat
7. Der masochistische Kern der neorechten Identitäts-Idee:
Ichvernichtung als nationalistisches Individualitätsideal
8. Der sadistische Charakter der neorechten Identitäts-Idee:
„männliche” Aggressivität versus pazifistische „Weiblichkeit”
9. Fazit: Identifizierung mit der Nation statt individueller
Ich-Identität
Resümee
Jenseits der Identitäts-Ideen – Im Diesseits unserer
Lebendigkeit