L. Vesny-Wagner
Optativ und Konjunktiv in der Psychoanalyse
Psyche, 1972, 26(2), 126-148
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Am besonderen Fall eines Patienten, der fehlerfreies Englisch
sprach, was Tempi und Modi anbelangt, aber offenbar deutsch dachte,
wird ein Patiententypus beschrieben, dessen Umgangsfähigkeit mit
bestimmten grammatischen Formen gestört ist. Die Autorin möchte
damit zugleich einen ersten Beitrag zu einer psychoanalytischen
Klärung der im frühkindlichen Sozialisationsprozeß erworbenen
Voraussetzungen der Aneignung und des Gebrauchs grammatischer
Formen (bzw. zur Klärung des psychologischen Sinnes dieser Formen)
leisten. Ihre These ist, daß die psychischen Dimensionen und
grammatischen Formen der einzelnen Tempi und Modi im Zusammenhang
mit dem Individuationsprozeß stehen, der von der symbiotischen
Nicht-Zeit (Vor-Zeit) des Säuglings zum Bewußtsein einer
persönlichen Identität führt, wobei das vergangene Leben als
Vorbedingung und die Gegenwart als Vorbereitung der Zukunft
erscheint. Traumatische Einflüsse können zur Abwehr der
Individuation und damit zur Unfähigkeit führen, Gegenwart zu
erleben und eine Zukunft (lustvoll) zu antizipieren. Bei dem
beschriebenen Patiententypus tritt das psychische Defizit im Aufbau
des Zeiterlebens als grammatisches in Erscheinung. Das psychische
Präsens wird nicht bewältigt. Die Gegenwart wird zum Vakuum einer
Anti-Zeit, die Zukunft erscheint als Verhängnis-Futur.