Wolfgang Hegener

Trauma, Schuld und Tradition. Die Freudsche Konzeption des kulturellen Gedächtnisses in »Der Mann Moses und die monotheistische Religion«

Psyche, 2008, 62(3), 266-289

Cover Trauma, Schuld und Tradition. Die Freudsche Konzeption des kulturellen Gedächtnisses in »Der Mann Moses und die monotheistische Religion«

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Besonders in seinen letzten Lebensjahren hat sich Sigmund Freud intensiv mit der Frage der kulturellen Weitergabe traumatischer Ereignisse und der Bedeutung religiöser Tradition beschäftigt. In Der Mann Moses und die monotheistische Religion (1939) untersucht er - ausgehend von der (damals sehr aktuellen) Frage nach dem Ursprung des Antisemitismus - die Entwicklung und Tradierung traumatischer Komplexe in der Geschichte. Seine Theorie des kulturellen Gedächtnisses ist dabei keineswegs schlicht lamarckistisch, sondern bezieht unbewusste Formen der Kommunikation in einer generationsübergreifenden kulturellen Transmission zentral mit ein. Freud verbindet den Grund und Ursprung der Gesellschaft mit einer fundamentalen Schuldfrage, deren Anerkennung er für das Gelingen des gesamten Kulturprozesses und für eine offene Traditionsbildung für entscheidend hält. Er gemahnt die westliche Kultur, die unter den Angriffen des Nationalsozialismus zusammenzubrechen droht, an die grundlegende ethische und geistige Verpflichtung des mosaischen Gesetzes. Aus Freuds Überlegungen leitet sich eine zentrale europäische Utopie (Beland) ab: Der entscheidende Reifungsschritt besteht darin, in einem schmerzlichen Prozess allmählich fähig zu werden, depressive Schuld auszuhalten und sie nicht exzessiv zu projizieren und im anderen (Juden, Fremden, Feinden) zu verfolgen. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte vorbehalten