Ralf Hillebrandt

Das Trauma in der Psychoanalyse

Eine psychologische und politische Kritik an der psychoanalytischen Traumatheorie

Cover Das Trauma in der Psychoanalyse

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EUR 19,90

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Buchreihe: Forschung Psychosozial

Verlag: Psychosozial-Verlag

179 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm

ISBN-13: 978-3-8980-6351-7, Bestell-Nr.: 351

Ausgehend von der Annahme, dass die wissenschaftliche Auseinandersetzung mit dem Trauma aufgrund der Angst und Schrecken hervorrufenden Qualität des Forschungsmaterials eine traumatisierende Wirkung auf alle Akteure im Traumadiskurs entfaltet, vertritt Hillebrandt die These, dass die Psychoanalyse durch ihre Auseinandersetzung mit dem Trauma selbst traumatisiert worden ist. Die vorherrschenden Traumakonzeptionen im Mainstream der Psychoanalyse diagnostiziert er als missglückte Versuche der Traumabewältigung. Die eklatanten Schwächen der analytischen Theoriebildung zum Trauma, wie auch Teile ihrer Traumatherapie wie z. B. ihre psychologisierende, objektivierende, individualisierende und entpolitisierende Traumainterpretation, sowie die Weigerung der Psychoanalyse, sich auf politischer Ebene für eine Abschaffung von traumatisierenden gesellschaftlichen und politischen Verhältnissen einzusetzen, erscheinen so als Ergebnis von Abwehrprozessen, die die Institution wie die Akteure der Psychoanalyse vor traumatisierenden Todes-, Schuld- und Realängsten schützen sollen.


Inhaltsverzeichnis

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Inhaltsverzeichnis

Einleitung
Kapitel 1: Erkenntnistheoretische und methodische Grundlagen
Das Trauma ist eine psychoanalytische Schöpfung
Die erkenntnistheoretische Basis der Psychoanalyse
Wissenschaftliche Methodologie und
Methodik als Angstabwehr
Die Bedeutung der Gegenübertragung
Die Traumatheorie als Ergebnis eines Traumatisierungsprozesses
Die Besonderheiten in der Theoriegeschichte des Traumas
Die Methode der Interpretation
Die Wahrheit des Traumas
Die Wahrheit des Traumas ist seine emotionale Grausamkeit
Die psychische Brisanz
Die wissenschaftliche Brisanz
Die politische Brisanz
Die verschiedenen Angstquellen des Traumadiskurses
Natürliche Traumatisierungen und die Abwehr des Todes bzw. der Ohnmacht
Gesellschaftliche und politische Traumatisierungen und die Abwehr von Schuld- und Realangst
Die Individualisierung und Entpolitisierung des Traumas

Kapitel 2: Aspekte der psychoanalytischen Traumatheorie
Die Anfänge des Traumabegriffs in der Psychologie
Die Dialektik zwischen Subjekt und Objekt
Die begriffliche Verwirrung über das Trauma
Klinische und theoretische Verwendung des Traumabegriffs
Erklärungsansätze des Mainstreams
Beurteilung der Erklärungsansätze
Neue Trends in der Traumadiskussion
Das Trauma als Prozessmodell
Der traumatische Zustand als psychogenetischer Ort des Traumas
Die Psychologie des traumatischen Zustands
Die Bedeutung der Angst in der traumatischen Situation
Die Abwehr der Urverdrängung
Die Bedeutung der Regression
Die Bedeutung der Ohnmacht
Zusammenfassung und Diskussion

Kapitel 3: Die Folgen der Abwehr auf der methodologischen Ebene
Die Spaltung zwischen Subjekt und Objekt in der Theoriebildung
Die Mythologisierung des Traumas
Die Individualisierung des psychoanalytischen Subjektbegriffs
Zusammenfassende Interpretation

Kapitel 4: Das Trauma in der Theoriegeschichte: Facetten einer Traumatisierung
Die I Periode: Die Entwicklung der Verführungstheorie
Das Konzept der Verführungstheorie
Nachträglichkeit und Zweizeitigkeit des Traumas
Die I Phase der Abwehr
Die II Periode: Die Revision der Verführungstheorie
Der »Sturz aller Werte«
Psychoanalytische Ursachenforschung zum »Sturz aller Werte«
Der Unterschied zwischen Verführungstheorie und Revision
Die Folgen der Revision für die Theoriebildung zwischen 1900 und 1916
Die traumatische Neurose
Die II Phase der Abwehr: Die Revision der Verführungstheorie
Das Erbe der Revision: Die Spaltung des Realitätsbegriffes
Die Revision als ein Ergebnis von missglückter Traumabezeugung
Die Bedeutung von regressiven Abwehrprozessen
Die III Periode: 1916–30. Die Versuche der Reintegration des Traumas
Der Todestrieb und der Wiederholungszwang des Traumas
Die III Phase der Abwehr: Die Theoriebildung zwischen 1916 und 1930 als konzeptionelle Abwehr des Traumas
Die IV Periode: 1930–50: Die Freud-Ferenczi Kontroverse und ihre Auswirkungen
Die »Zwei-Personen-Psychologie« Ferenczis
Die Anfänge der Entfremdung
Der Wiesbadener Vortrag
Die Nachwirkungen des Vortrags
Die IV Phase der Abwehr. Die Wiederholung der Verleugnung des »Realtraumas«
Das Tabu der Verführungstheorie
Die Retraumatisierung durch Ferenczi
Die Folgen des Vortrags als Ergebnis des Wiederholungszwanges
Die V Periode der Theoriebildung: 1950–1990
Die allgemeine Bedeutung Ferenczis für die Psychoanalyse
Die Bedeutung Ferenczis für die Traumatheorie
Die Objektbeziehung als Basis der Traumatheorie
Die kumulativen Traumatisierungen
Die Ausweitung des Traumabegriffs
Die zweite Wiederkehr der Verführungstheorie – der Diskurs über den Stellenwert der Verführungstheorie in den 80er Jahren
Der Abwehrcharakter des Diskurses
Die Beurteilung des Diskurses
Exkurs: Die Bedeutung der Realität in der Psychoanalyse
Schlussfolgerungen: die Revision als Sturz des Wertes »Realität«
Die Weiterentwicklung des Realitätsverständnisses nach Freud
Das ungeklärte Verhältnis von psychischer und äußerer Realität
Das Ende der Debatten
Die Entwicklung der 90er Jahre
Trauma als Pathologie der Realität
A record that yet has to be made
Bezeugung, Trauma und Realität
Was ist ein Trauma? – und warum der Mainstream es nicht verstehen kann
Kapitel 5 Zusammenfassung, Beurteilung und Diskussion
Zusammenfassung der Theoriegeschichte des Traumas
Diskussion der Abwehrvorgänge im Traumadiskurs
Die Schwächen des psychoanalytischen Traumadiskurses und ihre menschliche und politische Dimension am Beispiel der Situation von traumatisierten Flüchtlingen in Deutschland