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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
559 Seiten, Gebunden, 153 x 230 mm
Erschienen im Januar 2014
ISBN-13: 978-3-8379-3084-9, Bestell-Nr.: 3084
Herausgegeben mit einem Nachwort und Registern von Michael Giefer
»Die ganze ärztliche Kunst beruht auf dem Individualisieren. Nur
wer den Menschen beurteilen kann, wer dem Kranken helfen will, ist
wirklich Arzt, niemals aber der, welcher Krankheiten erkennt und
gegen Krankheiten kämpft. Einzig und allein das Studium des
Einzelnen, des Kranken, nicht der Krankheit – ist unsere Aufgabe.«
In diesen knappen Sätzen drückt sich die Grundeinstellung des
jungen Georg Groddeck aus. Er will Arzt sein und nicht Mediziner,
er will dem einzelnen Menschen helfen, keine Wissenschaft
betreiben. Das ist in einer Zeit, die von den Triumphen der
naturwissenschaftlichen Medizin bestimmt ist und mehr die Krankheit
als den erkrankten Menschen im Blickpunkt hat, ketzerisch. Als
Schüler von Ernst Schweninger, ebenfalls Außenseiter im
Medizinbetrieb Ende des 19. Jahrhunderts, kämpfte Groddeck für ein
individualisiertes Behandeln des einzelnen Erkrankten, dabei seine
ganzen Lebensverhältnisse miteinbeziehend. Die hier
veröffentlichten 37 Arbeiten aus der Zeit von 1889 bis 1908
sind teilweise gemeinsam mit Schweninger, teils auf dessen Anregung
entstanden. Vor allem die Arbeiten bis 1896, die die universitäre
Medizin kritisieren, zeichnen sich durch einen satirischen und
polemischen Ton aus, in dem schon Groddecks ganze sprachliche Kraft
und Poetik zum Ausdruck kommt. In weiteren Arbeiten, die vielfach
als Beiträge für medizinische Enzyklopädien erschienen, werden
hydro- und mechanotherapeutische Themen behandelt, die auch die
Grundlage für Groddecks Behandlungen in seinem eigenen Sanatorium
ab 1900 bilden. Zudem wehrt er sich in einigen Artikeln vehement
gegen staatliche Vorschriften für das ärztliche Handeln. Ebenso
dürften seine ärztlichen Vorträge, die er in seiner
militärärztlichen Zeit hielt, nicht den Beifall seiner Vorgesetzten
gefunden haben. In diesen frühen Schriften, die überwiegend
erstmals wieder neu veröffentlicht sind, werden bereits die Spuren
von Groddecks ärztlicher Haltung, die sein späteres,
psychoanalytisch beeinflusstes Wirken bestimmen, deutlich: das
leidende Individuum, dem der Arzt zu dienen hat, wenn auch noch
mehr als Objekt denn als Subjekt, in den Mittelpunkt seines
Handelns zu stellen.