Roman Lesmeister
Selbst-Schicksale
Psychoanalytische Studien zum beschädigten, leeren und tragischen Selbst
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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
196 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
1. Aufl. 2021
ISBN-13: 978-3-8379-3068-9, Bestell-Nr.: 3068
DOI:
https://doi.org/10.30820/9783837977660Ausgehend von dem in der gegenwärtigen Psychoanalyse und
Psychotherapie kontrovers diskutierten Verhältnis von konflikt- und
strukturbedingten psychischen Störungen untersucht Roman Lesmeister
klinische und sozialpsychologische Aspekte des gegenwärtig
vorherrschenden Paradigmas des beschädigten Selbst. Der
traumatologisch zu verstehende Dissoziationsgrad des Selbst im
Zustand der strukturellen Beschädigung setzt sich fort im Phänomen
des leeren Selbst, dessen Transzendenz- und Gottesverlust
der Autor auch an Stoffen aus Literatur und Film exemplifiziert.
Das – in Reaktualisierung des antiken Begriffs – tragische
Selbst, das seine existenziellen Begrenzungen sowie die
dadurch gegebenen unvermeidbaren konflikt- und schuldhaften
Verstrickungen anerkennt, versteht Lesmeister als genuine
Hintergrundfigur psychoanalytischer Selbst-Verständigung.
Bei diesem interdisziplinären wie assoziativen Ritt reflektiert der
Autor Wahrnehmungsstile und Dispositive klinischer
Konzeptbildungen, rückt Maßstäbe in den Blick, die sich aus einer
daseinsanalytisch verstandenen existenziellen Verfasstheit der
Subjekte ergeben, und fordert dazu auf, die so gewonnenen
Erkenntnisse in der eigenen psychoanalytisch-psychotherapeutischen
Arbeit stärker zu berücksichtigen.
Inhaltsverzeichnis
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Vorwort
I Das beschädigte Selbst der Gegenwart
Einleitung
Zwei Paradigmen
Beschädigung und Psychoökologie
Kind-Archetyp als Zeitsignatur
Veränderte Realität oder veränderte Wahrnehmung?
Bilder progredienten Zerfalls
Existenzialpsychologische und kulturtheoretische Aspekte
Mängelwesen Mensch
Technologie der Selbstoptimierung
Omnipotenz und Destruktivität – Angst und Schuld
Klinisch-psychotherapeutische Aspekte
Der Mythos der schlechten Eltern
Soziokulturelle Faktoren der Pathogenese
Schlussfolgerungen
Der Hiob-Komplex
Das Problem der Wiedergutmachung
II Das leere Selbst der Gegenwart
Einleitung
Leere im Selbst als Transzendenz- und Gottesverlust:
Geistesgeschichtliche Streiflichter
Wendepunkt I: Der Universalienstreit
Wendepunkt II: Descartes’ cogito
Wendepunkt III: Pascals Protoexistenzialismus
Wendepunkt IV: Nietzsche und das Ende der Metaphysik
Wendepunkt V: Das existenzialistische Selbst (Kierkegaard –
Heidegger – Sartre)
Leere und posttraumatisches Subjekt
Exkurs I: Schwarze Löcher
Exkurs II: Untote und Menschen ohne Ich
Zur Psychopathologie des leeren Selbst
Exkurs III: Sonnensymbolik und Narzissmus
Psychotische Leere
Leere der Melancholie
Leere der Hysterie
Falsches Selbst – oder nicht einmal das
Ich-verarmte Persönlichkeiten
Restitutionsversuche
Technologische Abschaffung der Leere
Huxleys Vision
Profil und quantifiziertes Selbst
Das Selbst im Transhumanismus
III Das tragische Selbst
Einleitung
Schuld und Verantwortung in Psychoanalyse und Psychotherapie
Schuld und Schuldgefühl
Nähere Bestimmungen von Schuld
Das Problem des Moralischen in der Psychoanalyse
Das Ethische, der Wille und die Wahl
Subjektive/personale und objektive/transpersonale Schuld
Schuld, Determination und ethisches Subjekt
Umgang mit Schuld in der Psychotherapie
Das ungelöste Dilemma von Determination und
Verantwortung
Tragische Schuld und Psychoanalyse
Das Tragische: Erste Annäherung
Wirkungsmomente des Tragischen: Mitgefühl – Erschütterung –
Katharsis
Mechanismen tragischer Schuld: Dämonisches – Irrtum –
Verblendung
Tragische Schuld: Schuldlos schuldig sein
Anwendung I: Tragische Unbewusstheit
Anwendung II: Identifizierung mit dem Aggressor
Schlussbemerkung: Psychoanalyse und tragisches Subjekt
Literatur
Rezensionen
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Deutsches Ärzteblatt PP, Heft 6, Juni 2021
Rezension von Stefan Wolf
»Es ist ein psychoanalytisches Werk, sehr kompakt und dicht geschrieben, doch ohne die üblichen theoretischen Scheuklappen. Freud und Jung kommen gleichermaßen zum Zuge wie Lacan, Rank und Kohut; jeder dort, wo er gedanklich weiterführt. So behält der Leser das angenehme Gefühl, nicht in einer ›Schule‹ gefangen zu sein, sondern vom Ergänzungscharakter der Ansätze zu profitieren. Ein facettenreiches Buch, das verbindet, was selten zusammenkommt: Erfahrung, gedankliche Tiefe und Aktualität…«