Terje Neraal
Die psychotische Krise als Chance zur Neuorientierung - Familientherapie als intrapsychische, interpersonelle und soziale Integration (PDF-E-Book)
Psychoanalytische Familientherapie 2005, 6(2), Nr. 11, 65-80
EUR 5,99
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Verlag: Psychosozial-Verlag
16 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 29057
Schon die Tatsache, dass psychische Krankheiten auf allen Ebenen so
viel an Desintegration hervorrufen, ist ein interessantes Phänomen.
Es scheint, dass sich der Abwehrmechanismus der Spaltung, der ja
bekanntlich dazu dient, ambivalent erlebte Eigenschaften und
Strebungen auseinander zu halten und zu trennen, auf uns als
Behandler, aber auch auf Wissenschaftler, auf die Angehörigen, auf
die soziale Umwelt und die Politik wie eine Art Virus ausbreitet.
Wenn wir uns psychiatrische Störungsbilder anschauen, stoßen wir
reihenweise auf Symptome, die für Desintegration stehen. Der
Depressive lebt in seiner Antriebslosigkeit die Angst vor
Lebenswünschen, der Maniker erfüllt sich ohne jede Hemmung
rauschartig seine Wünsche, bei der bipolaren Störung stehen diese
Seiten unvereinbar nebeneinander. Der in eine Krise geratene
zwanghafte Ordnungsfanatiker gerät in der Psychose in ein inneres
Chaos, der kataton Erstarrte kämpft gegen das Chaos mit seinen
gesamten psychischen und körperlichen Kräften an. Der im
Eifersuchtswahn Gefangene hält eigene Untreueimpulse von sich fern,
indem er sie im anderen bekämpft. Dem im Versündigungswahn sich
Quälenden scheinen alle guten Eigenschaften abhanden gekommen zu
sein, der als heiliger Erlöser der Menschheit sich Fühlende vermag
sich ausschließlich nur als »gut« zu erleben. Der querulierende
Paranoiker führt einen Kampf gegen die Ungerechtigkeit um ihn
herum, die eigene Selbstsucht völlig verleugnend. Diese Reihe
können wir noch viel länger weiterdenken, immer geht es darum,
etwas für den Patienten Bedrohliches fernzuhalten und auszugrenzen,
also eine Art Ausbürgerung eigener verpönter Eigenschaften oder
Wünsche.