Georg Feuser

Zur »Banalität des Bösen« (Ahrendt) in Feldern der Heil- und Sonderpädagogik (PDF-E-Book)

Dilemmata einer Wissenschaft und ihrer Praxis als Artefakt

Cover Zur »Banalität des Bösen« (Ahrendt) in Feldern der Heil- und Sonderpädagogik (PDF-E-Book)

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19 Seiten, PDF-E-Book

Bestell-Nr.: 23511

DOI: https://doi.org/10.30820/0341-7301-2022-2-118
Der in Feldern der Heilund Sonderpädagogik immer wieder scheinbar symptomatisch auftretende und nur auf Einzelfälle bezogene und nach außen mit Bedauern beklagte Machtmissbrauch »ent-setzt« das Recht (Agamben) und missachtet die Würde von in diesen Feldern lebenden, lernenden, arbeitenden und wohnenden Menschen. Die Fokussierung auf den Einzelfall lenkt in geschickter Weise von der Erkenntnis ab, dass die in herrschaftsförmigen Verhältnissen personaler und institutioneller Gewalt sich ausdrückenden Machtverhältnisse denen gegenüber, für die das Fach und die Institutionen eine anerkennungsbasierte fürsorgliche, protektive und auch advokatorische Funktion einzunehmen hätten, nicht nur konstitutive Komponenten des Systems als solches sind, sondern ihr ureigener ideologischer Untergrund und Überbau zugleich. In ihnen verzahnen sich die herrschenden gesellschaftlichen Vorstellungen, die sich im »Staatsgeist« (Bourdieu) widerspiegeln, wie sie gleichwohl von diesem geschaffen und zum intrinsisch wirksam werdenden Habitus des Individuellen und zum Kitt gesellschaftlicher Übereinkünfte werden. Das resultiert in »Nebelbildungen im Gehirn«, die eine Heilund Sonderpädagogik als Wissenschaft konstituieren und ihre Handlungsfelder institutionalisieren, ohne der Dialektik der Exklusionsund Inklusionsprozesse als ihnen innewohnende Machtverhältnisse und Herrschaftsstrukturen gewahr zu werden. Das Fach selbst ist ein Artefakt dieser Verhältnisse, dessen zentrale Aufgabe die euphemische Banalisierung der Tragik ihrer gesellschaftlichen Wirklichkeit zu sein scheint.

Abstract:
The abuse of power, which appears to be symptomatic in the fields of special education, and which only refers to individual cases and is deplored with regret from the outside, »de-legitimizes« the law (Agamben) and disregards the dignity of people living, learning, working and living in these fields. The focus on the individual case cleverly distracts from the realization that the power relations expressed in domination-like relations of personal and institutional violence towards those for whom the subject and the institutions would have to assume a recognition-based caring, protective and also advocatory function are not only constitutive components of the system as such, but their very own ideological subsoil and superstructure at the same time. In them, the dominant social ideas, which are reflected in the »spirit of the state« (Bourdieu), interlock, just as they are created by it and become the intrinsically effective habitus of the individual and the cement of social agreements. This results in »fog formations in the brain« that constitute curative and special education as a science and institutionalize its fields of action without becoming aware of the dialectics of the processes of exclusion and inclusion as inherent power relations and structures of domination. The discipline itself is an artifact of these relations, whose central task seems to be the euphemistic trivialization of the tragedy of their social reality.