Beate West-Leuer
The American Adam - zwischen Unschuldsbehauptung und Tätertraumata (PDF-E-Book)
Ein Versuch, das Phänomen »Trump« vor dem Hintergrund tief verwurzelter amerikanischer Mythen zu verstehen
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18 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 22514
DOI:
https://doi.org/10.30820/8240.03Das kollektive Identitätsgefühl in den USA basiert auf einem
Heldenmythos, der seit dem 19. Jahrhundert die amerikanische
Literatur durchzieht: der American Adam. Wie der biblische Adam vor
dem Sündenfall nimmt er in paradiesischer Unschuld sein Schicksal
in die Hand – in seinem Eden, der neuen Welt, die den Amerikanern
von Gott gegeben wurde. Er ist ein naiver »Wilder«, der als
Außenseiter und Einzelkämpfer ohne Rücksicht auf Regeln und Gesetze
ein Leben in Ungebundenheit und Freiheit führt. Als bis heute
wirkende psychische Repräsentanz ist der American Adam auch
Leitbild der politischen Führungskultur in den USA. Die politischen
Akteure haben den (unausgesprochenen) Auftrag, die Vorstellung
eines paradiesischen Unschuldszustands aufrecht zu erhalten und die
Nation vor einer Konfrontation mit den Sünden der Vergangenheit –
wie der Vertreibung der Ureinwohner, Sklaverei und Vietnamkrieg –
zu bewahren. Ein Verzicht auf diese Unschuldsfantasie wäre für die
meisten Amerikaner unannehmbar, wie zeigt beispielhaft an der
medialen Inszenierung der militärischen Biographie des
Vietnamveteranen James Gordon »Bo« Gritz zeigen läßt. Insofern
stellte die Wahl Donald J. Trumps zum US-Präsidenten auch eine
Antwort des reaktionären Amerika auf seinen Vorgänger Barack Obama
dar: Dieser brach ein Tabu, als er am 18. März 2008 von der »nie
ausgeräumten Rassenfrage« sprach, die ihren Ursprung in der
Sklaverei habe, »der Erbsünde der Nation«. Trump verkörpert die
bitter ironische, clowneske Variante des Adam-Mythos, die der
amerikanische Schriftsteller Herman Melville 1857 in seiner Satire
»The Confidence-Man. His Masquerade« so brillant charakterisierte.
Wie Melvilles schillernder Confidence Man, der die Schwächen seiner
Mitmenschen kennt und gewissenlos ausnutzt, verführt heute Trump
seine Wähler dazu, unerwünschte Aspekte der eigenen Geschichte zu
verdrängen und ihm im Gegenzug blindes Vertrauen zu schenken.
Abstract:
The collective identity of the USA is founded on a mythic hero who
permeates American literature since the 19th century: the American
Adam. Like his biblical counterpart, he masters his destiny in an
innocent paradise – his modern Eden, the god-given New World. A
naïve and solitary savage living free and independent, he struggles
single-handedly without regard to conventions and laws. The
American Adam finds until this day his counterpart in the political
leadership of the USA, which must fulfill the
(unconscious/unarticulated) expectation to preserve this myth of
innocence and avoid confronting the nation with its historical
offenses (such as displacement of Native Americans, slavery,
Vietnam War). Most Americans are unable to forego this innocence
fantasy, as exemplified by the filming of the military biography of
Vietnam veteran James Gordon »Bo« Gritz. Thus the election of
Donald J. Trump as American President can be regarded as a reaction
of Conservative America to his predecessor Barack Obama. The latter
violated a taboo by referring on March 18, 2008 to the unresolved
racial question with its roots in slavery, the nation’s original
sin. Trump embodies the bitterly ironic, clown-like variety of the
mythical Adam as brilliantly characterized by the American writer
Herman Melville 1857 in his satire »The Confidence Man. His
Masquerade«. Like Melville’s charismatic Confidence Man, who knows
and ruthlessly exploits the weaknesses of his fellow men, Trump
today seduces his supporters to negate unpleasant aspects of their
own history and to blindly put their trust in him.