Ulrich A. Müller
Die Zukunft einer technologischen Illusion (PDF-E-Book)
Gedanken zur Idealisierung der umfassenden Verfügbarkeit in der digitalen Rationalisierung des Gesundheitswesens
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21 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 22493
DOI:
https://doi.org/10.30820/0941-5378-2019-1-48Der Beitrag führt gesundheitspolitische und fachliche Fragen zu den
Konsequenzen zusammen, die sich aus der Einführung der
Digitalisierung insbesondere für die psychotherapeutische
Behandlung im Gesundheitswesen ergeben. Der Autor geht davon aus,
dass dadurch insbesondere die psychodynamischen Verfahren, die aus
der Psychoanalyse hervorgehen, erheblich betroffen sind, weil die
Bedeutung der persönlichen Begegnung, die Verschwiegenheit
(Schweigepflicht und Datenschutz) wie auch die
Übertragungsbeziehung durch die Digitalisierung strukturell in
wesentlichen Aspekten in Frage gestellt werden. So unterläuft
beispielsweise die Anwendung von telemedizinischen Hilfsmitteln die
je besondere Beziehungsdynamik in einer Behandlung und Irritationen
oder Störungen werden auf medientechnische Unzulänglichkeiten
zurückgeführt. Die Bedeutung des Sprechens und der Sprache wie auch
das hermeneutische Verstehen drohen in den Hintergrund zu geraten.
Dies konterkariert das anfängliche Anliegen der
psychotherapeutischen Interventionen, die der positivistischen
Idealisierung technologischer Versprechen widersprachen. Der Autor
erwartet, dass sich im Zuge dieser Rationalisierungsprozesse
unbewusste Konflikte auch weiterhin als störende Symptome zeigen
werden und daher die normierenden Standardisierungen der
Digitalisierung unterlaufen werden. Es stellt sich dem Autor die
Frage, ob der heilkundlich tätige Psychotherapeut im Zuge dieser
Entwicklung bei der Fürsorge für den Patienten eine weitergehende
Verantwortung im Sinne des Patientenschutzes hat, weil der Patient
verführt ist, seine Daten den Netzwerken preis zu geben.
Abstract:
This article brings together health policy and technical questions
on the consequences of the introduction of digitalization in the
health care system, especially for psychotherapeutic treatment. The
author assumes that the psychodynamic procedures that emerge from
psychoanalysis are considerably affected, because the significance
of personal encounters, confidentiality (obligation to secrecy and
data protection) and the transference relationship are structurally
questioned in essential aspects by digitalization. For example, the
use of telemedical aids undermines the particular relationship
dynamics in a treatment and irritations or disturbances are
attributed to inadequacies in media technology. The importance of
speech and language as well as hermeneutic understanding are in
danger of fading into the background. This counteracts the initial
intention of psychotherapeutic interventions, which opposed the
positivist idealization of technological promises. The author
expects that in the course of these rationalization processes,
unconscious conflicts will continue to show themselves as
troublesome symptoms and therefore undermine the normative
standardizations of digitalization. The author wonders whether, in
the course of this development, the psychotherapist working in the
field of healing has a further responsibility in terms of patient
protection, because the patient is tempted to disclose his data to
the networks.