Karin Bell, Alex Holder, Paul Janssen, Jan van de Sande (Hg.)
Migration und Verfolgung
Psychoanalytische Perspektiven
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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
171 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8980-6095-0, Bestell-Nr.: 1095
In enger Anlehnung an ihre therapeutischen Erfahrungen mit
Patienten, die unter den Folgen von Migration und Verfolgung
litten, stellen die Autoren sowohl ihre theoretischen Konzepte als
auch ihren Umgang mit diesen Patienten in psychoanalytischen
Behandlungen vor. Jeder Autor bedient sich dabei einer anderen
Annäherungsmöglichkeit an dieses Thema. So betonen Ardjomandi und
Streeck die Bedeutung von Migration als Chance und zeigen am
Beispiel der iranischen Kultur die kompliziertesten Verwicklungen
auf, die entstehen, wenn zwei Kulturkreise aufeinander treffen, die
unterschiedliche und zum Teil gegensätzliche Vorstellungen von
Familienzugehörigkeit, Autonomie und sozialen Werten haben. Fonagy
stellt auf der Grundlage der Bindungstheorie eine Konzeption vor,
wie traumatische Erfahrungen von einer Generation auf die andere
übertragen werden können.
Herzog fokussiert auf die Interaktion von erlittener Gewalt und dem
eigenen aggressiven Potential, die bei schwer Traumatisierten zu
einer Erstarrung und Lähmung des inneren Raumes und zu einer
vernichtenden Angst vor der eigenen Triebhaftigkeit führt.
Lazars Beitrag beschäftigt sich mit Emigration als einem letztlich
zum Scheitern verurteilten neurotischen Lösungsversuch innerer
Konflikte, durch den versucht wird, sich der inneren
Auseinandersetzung mit dominierenden und kontrollierenden Objekten
zu entziehen.
Schließlich bietet Kernbergs Aufsatz über Gewalt den theoretischen
Rahmen, in dem ausgehend vom Individuum über Erfahrungen in
Gruppen, Massen, die Verarbeitung nationaler Traumata und die
Auswirkungen von Bürokratie und Ideologie das Thema Gewalt und
Gewaltbereitschaft in einen übergreifenden Zusammennhang gestellt
werden.
Volkans Vorwort ergänzt die Aufsätze nicht nur durch eigene
klinische Erfahrungen, sondern diskutiert seine eigene theoretische
Konzeption in Ergänzung und Auseinandersetzung mit den
vorgestellten Arbeiten.
Durch seine Vielfalt bietet das Buch einen erlebnisnahen Zugang zum
Thema Migration und Verfolgung sowie zum Umgang mit der Angst vor
dem Fremden.