Eva-Maria Glofke-Schulz
Perspektiven der Behinderungsverarbeitung und Identitätsentwicklung im Lichte einer tiefenpsychologischen und ressourcenorientierten Sichtweise - dargestellt am Beispiel Sehschädigung
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Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
355 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8980-6898-7, Bestell-Nr.: 898
Die Konfrontation mit einer Behinderung erschüttert das
Identitätserleben und bisherige Lebensentwürfe eines Menschen. Die
neue Situation seelisch zu verarbeiten und zu einem sinnerfüllten,
befriedigenden Lebensentwurf (zurück) zu finden, stellt hohe
Anforderungen an den Betroffenen, aber auch an seine Mitmenschen.
In ihrer Dissertation vertieft Eva-Maria Glofke-Schulz die
Einsichten ihres Buches »Löwin im Dschungel« und widmet sich
insbesondere der Frage nach Gestaltungsspielräumen innerhalb einer
Umwelt, die behinderten Menschen noch immer ambivalent begegnet und
sie manchmal stigmatisiert. Weiterhin thematisiert sie bewusste und
unbewusste Aspekte von Coping-, Reorganisations- und
Individuationsprozessen, die Konstruktionsarbeit an einer
balancierten, integrierten Identität sowie ein Verständnis von
Behinderungsverarbeitung, Integration und Partizipation als
komplementären Lernprozess. Erfolgreiche Krisenverarbeitung kann,
entsprechende Bereitschaft vorausgesetzt, die Entwicklung der
Persönlichkeit vorantreiben und einen dringend notwendigen
kulturellen Wertewandel einleiten. Die Arbeit ist somit auch ein
Plädoyer für aktives, kritisches Engagement aller Beteiligten.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Vorwort
1. Einführung und Begriffsbestimmungen
1.1 Fragestellungen und Thesen dieser Arbeit
1.2 Zu Wissenschaftsverständnis und Methodik
1.3 »Behinderung« - ein umstrittener Begriff
1.4 Die Begriffe »Sehbehinderung«, »Blindheit« und
»Sehschädigung«
2. Der soziale und historische Kontext: Sehschädigung als
Stigma
2.1 Goffmansche Stigma-Ansatz
2.1.1 Mögliche Funktionen von Stigmatisierung
2.1.2 Mögliche Ursachen von Stigmatisierung
2.2 Stereotyp, Vorurteil und Stigmatisierung
2.3 Das Blindheitsstereotyp
2.3.1 Das Blindheitsstereotyp in der Überlieferung
2.3.2 Das Blindheitsstereotyp im Spiegel empirischer Forschung
2.4 Symbolische Bedeutungen von Sehen und Blindheit
2.5 Die vielen Gesichter der Stigmatisierung und ihre Folgen
2.5.1 Vorbemerkung
2.5.2 Soziale Distanz
Exkurs: Behinderte im Nationalsozialismus - und heute?
2.5.3 Mitleid
Exkurs: Zur Psychodynamik des Mitleids
2.5.4 Interaktionsmuster in gemischten Kontakten
2.5.5 Langfristige Folgen für das stigmatisierte Individuum
3. Stigma und Identität: Der behinderte Mensch zwischen Konformität
und Freiheit
3.1 Einleitung
3.2 Konformität und die Stigma-Identitäts-These
3.3 Identitätsstrategien und das Moment der Freiheit
Exkurs: Menschenwürde - ein zwiespältiges Ideal
3.4 Fazit
4. Das stigmatisierte Individuum als Subjekt
4.1 Paradigmata der Behindertenforschung
4.2 Der Symbolische Interaktionismus und der »subjektive
Faktor«
4.3 Beiträge der Entwicklungspsychologie
4.4 Die »relationale Wende« in der Psychoanalyse und das
intersubjektive Paradigma
4.5 Folgerungen für das Verständnis von Stigma-Prozessen: Die
gemischte Interaktion im »Möglichkeitsraum«
5. Noch einmal zum Thema Menschenbild: Selbstverwirklichungstendenz
und Individuation
6. Einflüsse auf den Umgang mit einer (Seh-)Behinderung
6.1 Soziales und kulturelles Umfeld
6.2 Alter
6.3 Schichtzugehörigkeit, sozioökonomischer Status und
Bildungsstand
6.5 Beruf
6.6 Art und Ausmaß der Sehschädigung
6.7 Erblindungsursache
6.8 Sonstiger Gesundheitszustand
6.9 Persönlichkeit
6.10 Zeitpunkt des Rehabilitationsbeginns
7. Die Auseinandersetzung mit einer Sehschädigung als Prozess der
Krisenverarbeitung
7.1 Die Begriffe »Krise« »Trauma«
7.2 Was bewältigt werden muß: Trauma, Krisen,
Belastungsfaktoren
7.2.1 Krisen des Sehverlusts
7.2.2 Andauernde Belastungsfaktoren
7.3 Phasenmodelle der Krisenverarbeitung
7.4 Depression - Trauer - Aufbrechende Emotionen? (Spiralphase
5)
7.5 Zum Akzeptanzbegriff (Spiralphase 6)
7.6 Facetten gelungener Krisenverarbeitung
8. Was hilft: Schutzfaktoren und Ressourcen
8.1 Das interne Belohnungs- bzw. Glückssystem
8.2 Ressourcenorientierung versus »Positives Denken«
8.3 Resilienz bzw. Schutzfaktoren
8.4 Schlußfolgerungen
9. Zur unbewußten Seite von Coping-Prozessen: Phantasien und Träume
als innere Helfer bei der seelischen Verarbeitung der
Sehschädigung
9.1 Die Kraft innerer Bilder als Gegengewicht zu aktiven
Coping-Strategien
9.2 Traum und Problemlösen
9.3 Zum Traumerleben sehgeschädigter Menschen
9.4 Beispiele aus der Praxis
10. Reorganisation der Wahrnehmung
10.1 Neuronale Plastizität
10.2 Das Konstrukt der Kompensation
10.3 Neue Bewertung des Sehens
10.4 Veränderungen im Bereich des Sehens
10.5 Erweiterung der Erlebnismöglichkeiten anderer
Sinnesmodalitäten
10.6 Veränderte Wahrnehmung und künstlerischer Selbstausdruck
11. Reorganisation von Einstellungen und Werten
12. Coping - und dann? Fragen zur Identitätsentwicklung
12.1 Einleitung
12.2 Identitätskonstruktion vor dem Hintergrund des
gesellschaftlich-kulturellen Wandels der Spät- bzw. Postmoderne
12.3 Zur Frage der Kohärenz: Was bedeutet »integrierte Identität«
heute?
12.4 Das Konzept der Polarität und seine Bedeutung für die
Konstruktion von Kohärenz
12.5 Behinderungsrelevante Polaritäten
12.6 Schlußbemerkungen: Identität und Selbsttranszendenz
13. Zusammenfassung und Ausblick
Literaturverzeichnis
Rezensionen
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Rezension von Prof. Dr. Heinrich Zwicky
»Das Buch beeindruckt durch die Breite der verarbeitenden Literatur aus verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen und den Einbezug von Beispielen und Praxiserfahrungen…« [mehr]