Christina von Braun
Versuch über den Schwindel
Religion, Schrift, Bild, Geschlecht
EUR 49,90
Sofort lieferbar.
Lieferzeit (D): 2-3 Werktage
Buchreihe: Imago
Verlag: Psychosozial-Verlag
671 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8379-2567-8, Bestell-Nr.: 2567
Von allen medialen Techniken war das Alphabet zweifellos das
historisch wirkmächtigste. Es schuf Religionen, veränderte den
Gemeinschaftskörper und etablierte Geschlechterbilder, die
allmählich auch physiologisch »Realität« wurden. Mit jeder medialen
Technik entstehen neuartige imaginäre Räume, in deren Bann der
westliche Mensch gezogen wird. Verursachten diese zunächst noch
Schwindelzustände, so wich die Angst allmählich einer Lust am
Schwindel: einer Sucht nach immer neuen, immer besseren
Simulationen, nach einem technisch beherrschbaren Zustand der
Entrückung.
Christina von Braun verfolgt im vorliegenden Buch zwei historische
Hauptstränge in ihrer Verschränkung und Verzweigung: die
Geschlechterbilder einerseits und den Vergleich zwischen jüdischen
und christlichen Denkwelten andererseits. An keinem anderen
Beispiel lässt sich die Wirkungs- und Wirklichkeitsmacht
abendländischer Simulationstechniken besser aufzeigen. Indem die
Autorin erläutert, was beispielsweise das Alphabet mit der
Beschneidung zu tun hat und die Kommunikationstechniken des 18. und
19. Jahrhunderts mit der »Krankheit Onanie«, eröffnet sie einen
neuen Blick auf historische Zusammenhänge.
Inhaltsverzeichnis
[ einblenden ]
VORBEMERKUNGEN
KAPITEL I: VERSUCH ÜBER DEN SCHWINDEL
Etymologie des Schwindels
Der Schwindel in der Philosophiegeschichte
Das ›schwindlige‹ Subjekt
Das betrachtende Subjekt
Der ›simulierende‹ jüdische Körper
Der Wandel des medizinischen Schwindels
Schwindel und Schriftlichkeit
KAPITEL II: DER KÖRPER DES ALPHABETS
Die Alphabetschrift
Das erste Alphabet
Alphabetschrift und Exklusionscharakter
Alphabetschrift und Mündlichkeit
Alphabetschrift und Gemeinschaftsbildung
Kanon, Norm und Anomalie
Das Alpha - der Buchstabe als ›Vater‹
Echnaton
Geistige Fruchtbarkeit
Kastration und Erinnerung
KAPITEL III: DER EIN-GEBILDETE KÖRPER
Die Gnosis
Die Einbildung
Bilderverbot, Bilderverehrung und Geschlechterbilder
Die Idealisierung der Askese
Das ein-gebildete Geschlecht
Blick und Berührung
Technische Bilder: Photographie
Technische Bilder: Film
Gegenstandslose Kunst
Gehör und Hörigkeit
Ungebildete Körper
KAPITEL IV: DAS KOLLEKTIVE IMAGINÄRE
Gemeinschaft und Individuum
Das Trauma im kollektiven und im individuellen Gedächtnis
Jüdisches und christliches Gedenken
Der soziale Rahmen als ›immersive environment‹
Das kollektive Imaginäre
Psychoanalyse und das kollektive Imaginäre
KAPITEL V: DER KOLLEKTIVKÖRPER
Die Analogie von individuellem und sozialem Körper
Der christliche und der säkulare Kollektivkörper
Der mediale Kollektivkörper
Transsubstantiation - die Verwandlung einer oralen Gemeinschaft in
eine Schriftgesellschaft
Imaginäre Gemeinschaften
Die Zeit und das taktlose Geschlecht
Die ›Naturalisierung‹ des Kollektivkörpers
Das Blut als Sinnbild für ›Wirklichkeit‹
Die Rolle der Sexualbilder
Das Gen als ›Corpus Christi mysticum‹
Der ›mütterliche‹ Kollektivkörper
Kollektivkörper und weibliche Nahrungsverweigerung
Der Kollektivkörper als ›Nervensystem‹
Der ‹nervöse Typ‹
KAPITEL VI: DER ›FREMDKÖRPER‹
Säkularisierung
Sexualisierung: Der Körper des Juden als ›Konversionssymptom‹
Zur Geschichte des Begriffs ›Die Intellektuellen‹
Die ›zwei Körper des Juden‹
Die Abspaltung des ›Weiblichen‹ vom ›jüdischen Körper‹
›Der Weg nach Zion‹
Kanon, Körper - Die Konstruktion
KAPITEL VII: DAS BEHAGEN IN DER SCHULD
Scham und Schuld
›Schuld‹ in der jüdischen und der christlichen Tradition
Hamlet
›Schuld‹ im klassischen Griechenland
Die ›unentrinnbare‹ Schuld im Christentum
Das Behagen in der Schuld
NACHWORT: DAS IMAGINÄRE UND SEINE WIRKLICHKEITSMACHT
ANMERKUNGEN
Zu Kapitel I
Zu Kapitel II
Zu Kapitel III
Zu Kapitel IV
Zu Kapitel V
Zu Kapitel VI
Zu Kapitel VII
Zum Nachwort
ZITIERTE LITERATUR
PERSONENREGISTER
Rezensionen
[ einblenden ]
AVIVA-BERLIN.de
Rezension von Ahima Beerlage
»Über Religion, Schrift, Bild und Geschlecht schlägt die Kulturwissenschaftlerin und Leiterin des Studiengangs Gender-Studies an der Humboldt-Universität den Bogen von der Entstehung der hebräischen und griechischen Schrift bis in die Gegenwart – Eine Herausforderung für die Autorin, die Rezensentin und die LeserInnen…« [mehr]