Bozena Anna Badura
Normalisierter Wahnsinn?
Aspekte des Wahnsinns im Roman des frühen 19. Jahrhunderts
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Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
259 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
1. Auflage 2015
Erschienen im August 2015
ISBN-13: 978-3-8379-2440-4, Bestell-Nr.: 2440
Der Wahnsinn ist seit dem Ursprung der Menschheitsgeschichte ein
fester Bestandteil der Kultur, Literatur, Philosophie und Medizin.
Trotz dieser Allgegenwärtigkeit hat er nichts von seiner magischen
Aura verloren. Die Wahrnehmung des Wahnsinns in der Geschichte war
nicht konstant, sondern oszillierte zwischen den Extremen
bedingungsloser Glorifikation und grundsätzlicher Ablehnung.
Die Autorin zeichnet die letzte semantische Verschiebung hin zur
gegenwärtigen positiven Bewertung des Wahnsinns nach. Nach diesem
historischen Überblick erforscht sie mithilfe verschiedener
theoretischer Ansätze die intra- und außertextuellen Funktionen
literarischer Charaktere des frühen 19. Jahrhunderts, die eine
Affinität zum Wahnsinn aufweisen. Im Zentrum der Analyse stehen
Figuren aus Goethes Wilhelm Meisters Lehrjahre,
Eichendorffs Ahnung und Gegenwart, Hoffmanns Elixiere
des Teufels und Mörikes Maler Nolten.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Danksagung
1. Einleitung
1.1 Theoretische Grundlagen
1.2 Ausgewählte Forschungsliteratur zum Thema Wahnsinn
1.3 Funktionalisierungen des Wahnsinns in der Literatur
2. Einführung in literarische, philosophische und
naturwissenschaftliche Aspekte des Wahnsinns
Ein historischer Überblick
2.1 Antike – Der Wahnsinn
zwischen Segen und Zorn Gottes
2.2 Von der Besessenheit über eine psychosomatische Störung
zur selbstverschuldeten Narrheit
Die ersten Versuche einer Taxonomie
2.3 Zwischen den Leidenschaften, der Rationalität des Wahnsinns
und der Vernunft
2.4 An der Grenze zum 19. Jahrhundert
Der wissenschaftliche Blick auf den Wahnsinn
2.5 Ein Genie, ein Geistesgestörter oder einfach nur ein Narr?
Die Figurationen des Wahnsinns
3. Die Gesichter des Wahnsinns
3.1 Die wahnsinnigen
Figuren der ausgewählten Romane
Ein einführender Überblick
3.1.1 Wilhelm Meisters Lehrjahre von Johann Wolfgang von
Goethe (1795/96)
3.1.2 Ahnung und Gegenwart von Joseph von Eichendorff
(1815)
3.1.3 Die Elixiere des Teufels von E. T. A. Hoffmann
(1815/16)
3.1.4 Maler Nolten von Eduard Mörike (1832)
3.2 Über die Ursachen des Wahnsinns
4. Der Wahnsinn auf der Handlungsebene
4.1 Die Rolle
des Wahnsinnigen in der Figurenkonstellation
4.1.1 Der verbindende Wahnsinn
4.1.2 Der inspirierende Wahnsinn
4.2 Der Wahnsinnige auf dem Weg vom Aufklärer zum Retter
4.3 Die erkenntnisleitenden Funktionen des Wahnsinns im Prozess der
Reflexion
4.3.1 Der Wahnsinn als Ausdruck des unbewussten Inneren:
Die Bespiegelungsfunktion und ihr Beitrag zur
(Selbst-)Erkenntnis
4.3.2 Durch den Wahnsinn zum »wahren« Selbst: Die regulative
Funktion
4.4 Die Unterhaltungsfunktion der Wahnsinnigen
4.5 Zwischenergebnisse
5. Der Wahnsinn als Instrument der Kritik
5.1 Wahnsinn
als ein Ausnahmezustand zur Erprobung philosophischer Ansätze
5.2 Der Wahnsinn als Kritik am Kollektiv
5.3 Kritik am adeligen Bildungsideal
5.4 Die wahnsinnige Figur im Auftrag der Säkularisierung
5.5 Zwischenergebnisse
6. »Optimum est aliena frui
insania«: Der Wahnsinn
als Instrument zur Belehrung des Lesers
Eine wirkungsästhetische Funktionsanalyse
6.1
Krankheitsbilder und Heilmethoden des Wahnsinns
Eine informative Funktion
6.2 Der Wahnsinn im Dienste der weiblichen Emanzipation
6.3 Der sanktionierende Wahnsinn
6.3.1 Amantes, amentes: Wahnsinn aus unangemessener
Liebe
6.3.2 Der Wahnsinn als Ausdruck von Reue
6.4 Zwischenergebnisse
7. Der »normale« Wahnsinn
An der Grenze zwischen Normalität und Wahnsinn
8. Resümee und Ausblick
Literatur
Rezensionen
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Germanistik – Internationales Referatenorgan mit Bibliographischen Hinweisen, 2017, Band 58, Heft 1–2
Rezension von Bettina Rabelhofer
»Die Arbeit leistet einen facettenreichen Beitrag zum Diskurs um die Liminalität von Wahnsinn und Normalität, indem sie zeigt, dass der Wahnsinn in Texten des frühen 19. Jh.s tiefenstrukturell aufgewertet wird, noch lange bevor dies auf der Textoberfläche semantisch möglich wird…« [mehr]
Jahrbuch Literatur und Medizin Band VIII
Rezension von Christiane Vogel
»Aus dem Korpus ihrer Primärliteratur leitet Badura konzeptionelle Zusammenhänge und Überschneidungen zum figurengebundenen Wahnsinn ab und verweist sowohl auf intertextuelle Bezüge als auch auf autobiografische Interpretationsansätze. So werden Aspekte des Wahnsinns im Roman des frühen 19. Jahrhunderts herausgearbeitet, wodurch des Leserschaft ein Zugang zum Wahnsinnsverständnis dieses Untersuchungszeitraums verschafft werden kann…« [mehr]
Literaturkritik.de Nr. 3, März 2016
»›Wahnsinn polarisiert‹ – so konstatiert Badura gleich zu Beginn ihrer Dissertation und bezieht sich damit auf die extremen Formen des Umgangs mit dem Phänomen: unerbittliche Zurückweisung einerseits und verständnisvolle Akzeptanz, gesteigert bis hin zur Feier einer Affektwelt, die sich gängigen Normen entzieht und sich paradoxerweise auf dieser Grundlage zur Normalität wandeln kann. Vor diesem Hintergrund skizziert Badura zunächst die sich im 19. Jahrhundert vollziehende kulturgeschichtliche Wandlung von der anfänglichen Ablehnung des Wahnsinns hin zu einem Enthusiasmus, der noch im 21. Jahrhundert zu dominieren scheint…« [mehr]