Sonja Grabowsky
»Meine Identität ist die Zerrissenheit«
»Halbjüdinnen« und »Halbjuden« im Nationalsozialismus

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Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
266 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen im Oktober 2012
ISBN-13: 978-3-8379-2203-5, Bestell-Nr.: 2203
Fremdzuschreibungen auf Menschen prägen das Selbstbild und die
Identität der Betroffenen und sind nachhaltig wirkmächtig. Die
Verfolgerinnen und Verfolger der in der NS-Zeit als »halbjüdisch«
klassifizierten Personen sprachen ihnen eine vollwertige
Zugehörigkeit zur »deutschen Volksgemeinschaft« ab. Sie wurden
aufgrund der rassistischen Klassifizierung, die sehr reale
Auswirkungen auf ihr tägliches Leben hatte, in einen Zustand
zwischen gesellschaftlicher Exklusion und Inklusion gebracht. Ihr
Dasein »dazwischen« war auch nach 1945 keineswegs beendet und hat
noch immer enorme Auswirkungen auf die Stigmatisierten. Die
vorliegende Studie untersucht diese Erfahrungen des Hin- und
Hergerissenseins ehemaliger »Halbjüdinnen« und »Halbjuden« und ihre
individuellen Ambivalenzen, die sie bis heute prägen.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Vorwort
Einleitung und Forschungsstand
1 ›Mischlinge‹ im Deutschen Reich – Die demografische Struktur
2 Die christlich-jüdische Mischehe
Von der zivilrechtlichen Anerkennung bis zur Zwangsscheidung
2.1 Die quantitative Entwicklung der Mischehen
2.2 Mischehen und Mischehefrage aus der Perspektive der
Mehrheitsgesellschaft
2.3 Mischehen und Mischehefrage aus jüdischer Perspektive
2.4 Die Verfolgung der ›Mischehen‹ durch den NS-Staat
2.5 Der Rückgang der ›Mischehen‹ nach 1933
3 Wer gilt als ›jüdisch‹, wer als ›christlich‹?
3.1 Die jüdisch-halachische Definition
3.2 Die christliche Definition und die Haltung der Kirchen im
Nationalsozialismus
3.3 ›Jüdischsein‹ als Stigma – die nationalsozialistische Macht
der Definition
4 Forschungsprozess und methodisches Vorgehen
4.1 Thematische und methodische Vorüberlegungen
4.2 Datenerhebung
4.3 Datenaufbereitung
4.4 Datenauswertung und Ergebnisdarstellung
5 Ambivalenz – eine Annäherung
5.1 Relevante Aspekte der Begriffs- und Diskursgeschichte
5.2 Fazit und Definition
5.3 Das Ambivalenzphänomen als analytisches Konstrukt
6 Falldarstellungen
Ambivalenz als Folge der Zuschreibung ›halb‹
6.1 Gerhard Lilienthal
Historischer Exkurs 1: Studiums-Beschränkungen für
›Mischlinge‹
Historischer Exkurs 2: ›Mischlinge‹ und Zwangsarbeit bei der
Organisation Todt
6.2 Hanna Becker
Historischer Exkurs 3: ›Mischlinge‹ im Konzentrationslager
Historischer Exkurs 4: ›Mischlinge‹ als Wehrmachtsangehörige
Historischer Exkurs 5: ›Mischlinge‹ und Partnerschaftswahl
6.3 Bernhard Oppermann
Historischer Exkurs 6: ›Mischlinge‹ und der Dienst in der
Hitlerjugend
6.4 Bruno Erhardt
Historischer Exkurs 7: Die Internierung der Juden in
›Mischehen‹
Historischer Exkurs 8: Schul- und Ausbildungsbeschränkungen für
›Mischlinge‹
6.5 Erika Heinrich
6.6 Frank Stein
7 Systematisierung und Kontrastierung der Fälle
7.1 Vorbemerkung
7.2 Analyse der Sinnzusammenhänge und kontrastiver
Fallvergleich
8 Schlussbemerkung
Quellen und Literatur
Verzeichnisse
Rezensionen
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Gießener Anzeiger am 22. Juni 2013
Rezension von Heidrun Helwig
»Mit der ›Zerrissenheit‹ der Menschen, die als ›Halbjuden‹ ausgegrenzt, gedemütigt, verfolgt wurden hat sich die Erziehungswissenschaftlerin Sonja Grabowsky in ihrer Dissertation beschäftigt…«
www.holocaustliteratur.de
Rezension von Charlotte Kitzinger
»Mit ihrer Studie hat Sonja Grabowsky sich sehr differenziert mit einer bislang in der Forschung zum Nationalsozialismus wenig beachteten Opfergruppe auseinandergesetzt und die Forschung zur Verfolgungsgeschichte damit um einen weiteren wichtigen Aspekt ergänzt…« [mehr]
psychosozial 36. Jg. (2013) Heft III (Nr. 133)
Rezension von Ralf Seidel
»Es ist das große Verdienst der Arbeit von Sonja Grabowsky, dass sie eine Gruppe von NS-Verfolgten, der bisher kaum Beachtung zuteil wurde, noch einmal ins Bild gesetzt und ihr damit eine Stimme gegeben hat…« [mehr]
Anders. Zeitschrift für Psychologische Morphologie 14/2013
Rezension von Yizhak Ahren
»Die Verfasserin gelangt zu dem Schluss, dass die Stigmatisierung durch die Zuordnung zur Gruppe der ›Mischlinge‹ bei den Betroffenen eine innere Zerrissenheit bewirkte. Manche Leser werden sicher überrascht sein, wenn sie erfahren, welche Nachwirkungen die ›alten Geschichten‹ oft hatten…« [mehr]
tachles. Das jüdische Wochenmagazin Nr. 7 2013
»Die Nationalsozialisten schufen in den Nürnberger Gesetzen die Kategorie ›Halbjuden und Halbjüdinnen‹ für Menschen mit einem jüdischen Elternteil. Ihr Leben fand zwischen gesellschaftlicher Exklusion und Inklusion statt…« [mehr]