Katharina Rothe
Das (Nicht-)Sprechen über die Judenvernichtung
Psychische Weiterwirkungen des Holocaust in mehreren Generationen nicht-jüdischer Deutscher

EUR 29,90
Sofort lieferbar.
Lieferzeit (D): 2-3 Werktage
Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
302 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen im Januar 2009
ISBN-13: 978-3-8980-6896-3, Bestell-Nr.: 896
Die Autorin erhebt mit den Methoden einer psychoanalytisch
orientierten Sozialforschung themenzentrierte Gruppendiskussionen
und Einzelinterviews in drei Generationen und wertet diese
psychoanalytisch orientiert aus.
Hintergrund des Forschungsprojekts ist die Deportation der Jüdinnen
und Juden aus einer nordhessischen Stadt in das Ghetto bzw.
Vernichtungslager von Minsk im Jahre 1941. In Minsk wurden zwischen
1941 und 1943 etwa 135.000 Jüdinnen und Juden ermordet. Die
Bedeutung des Sprechens bzw. Nicht-Sprechens über diese Deportation
ist ein Schwerpunkt der Analyse.
Die psychoanalytische Erkenntnismethode und Theorie ermöglichen
eine Herausarbeitung sowohl aktueller und kollektiver unbewusster
Verstrickungen in Bezug auf die Shoah und deren Folgen als auch
unbewusster Phantasmen, die im Nationalsozialismus selbst virulent
waren.
Inhaltsverzeichnis
[ einblenden ]
Inhalt
1. Einleitung
2. Stand der Forschung
2.1 Intergenerationelle Folgewirkungen der Shoah und des
Nationalsozialismus im Allgemeinen
2.2 Problematik des Generationenmodells
2.3 Unbewusste Konflikt- und Abwehrformen
3. Methode
3.1 Gegenstand psychoanalytisch orientierter Sozialforschung: das
Allgemeine im Besonderen
3.2 (Re)Inszenierung und Übertragung/Gegenübertragung in der
Sozialforschung
3.3 Szenisches Verstehen
3.4 Methodenwahl: Themenzentrierte Gruppendiskussion und
Interviews
3.5 Erschließen des Forschungsfeldes
3.6 Dokumentation und Auswertung des Erhebungsmaterials
3.7 Kategorisierung und Analyseebenen
3.8 Gütekriterien qualitativer Forschung
3.9 Die themenzentrierte Gruppendiskussion als Ausgangs- und
Mittelpunkt der Studie
4. Einführung in die Untersuchung
4.1
Untersuchungsgruppe
4.2 Fragestellungen
5. Das fortgesetzte Verschwinden der Opfer
5.1 Wegbewegung: Abtrennung der Verfolgung der Juden von der
»Gesamtzeit« des Nationalsozialismus
5.2 Das sprechende Nicht-Sprechen
5.3 Erinnerungsbilder
5.4 Die doppelte Bestimmung der (Re)Inszenierung
5.5 Szenisches
5.6 Kontrastanalysen: Momente, die die Gegenläufigkeit
durchbrechen
5.7 Die Tendenz der Verleugnung
5.8 ›Wir Kinder‹ versus ›keine Opferkinder‹
5.9 Kontrastanalyse: Durchbrechen der Abwehr und Durchbrechen vom
Grauen
5.10 Wegbewegung versus (Re)Inszenierung in der zweiten Generation
der Untersuchungsgruppe
5.11 Ausblick in die dritte Generation der Untersuchungsgruppe: Die
gemeinsame
Wegbewegung
6. ›Wir Deutschen‹ versus ›die Juden‹
6.1
›NS-Identifizierung‹ und das ›Phantasma der (deutschen) Nation‹
6.2 Der Zusammenbruch oder: Die Konfrontation mit ›der deutschen
Schuld‹
6.2.1 Die (Re)Inszenierung eines Zusammenbruchs
6.2.2 Der drohende Umschlag des Phantasmas der Nation
in sein Gegenteil und dessen Abwehr durch Wiederbesetzung
6.2.3 Die Vorstellung, die Vernichtung könne sich gegen ›uns
Deutsche‹ zurückwenden
6.2.4 Vergleichs-/Kontrastanalyse: Anerkennung und Reflexion des
Bruchs
6.2.5 Vergleichs-/Kontrastanalyse: Die Negation eines Bruchs
6.3 Zur intergenerationellen Weitergabe des Phantasmas der Nation,
›der deutschen Schuld‹ und ihrer Abwehr
6.3.1 Zwei Geschichten einer weitergegebenen
Täterschaftsphantasie
6.3.2 Der ›neue alte‹ Wunsch an die Nation
6.3.3 Das Wehren gegen einen implizierten Schuldvorwurf
6.3.4 Relativierungen und Gleichmachungen
6.3.5 Amalgamierungen: das einheitliche Wir ›der Deutschen‹
6.3.6 Von der Schuld zur Last zur Lust oder: ›Wir sind heute
(wieder) ganz besonders gut‹!
7. ›Die Juden‹ versus ›wir Deutschen‹
7.1 Bilder von
Juden im Kontext des (Nicht-)Erinnerns der Deportation
7.1.1 Keine Juden
7.1.2 Philosemitische Bilder
7.1.3 Juden, die (über)leben
7.2 Die zentrale Intervention in der Gruppendiskussion: das
Vorlesen eines antisemitischen Schulaufsatzes
aus dem Jahre 1943
7.3 ›Wegarbeiten‹ der narzisstischen Kränkung
7.3.1 Eine Rettungsphantasie oder das ›Wiedergutmachen‹ der
imaginären Gemeinschaft
7.3.2 Die Ambivalenz zwischen Konfrontation, Reflexion und
Affirmation
7.3.3 ›Ausarbeiten‹ der antisemitischen Bilder
7.4 ›Bilder‹ von Juden in der zweiten Generation der
Untersuchungsgruppe
7.4.1 Wegbewegung, Reflexion, Reproduktion
7.4.2 Parallelisierungen, Verschiebungen und die Tendenz der
Täter-Opfer-Umkehr
8. Entlastung versus Anklage versus Verteidigung
8.1
Intergenerationelle Beziehungen zwischen Verteidigung, Anklage und
Entlastung im Interviewmaterial
8.1.1 Verteidigung und Kampf
8.1.2 Der Auftrag
8.1.3 Entlastung, Anklage, Verteidigung in der zweiten Generation
der Untersuchungsgruppe
8.2 Die Entlastung der Eltern (und Großeltern) aus der
›NS-Generation‹
8.2.1 Die Entlastung der (Groß)Eltern in der zweiten Generation der
Untersuchungsgruppe
9. Resümee
Literatur
Anmerkungen
Dank
Rezensionen
[ einblenden ]
www.socialnet.de
Rezension von Prof. Dr. Leonie Wagner
»Das Spannende an der Studie liegt im Wesentlichen in der Verbindung von Gegenstand und Methode…« [mehr]
Literatur-Report
Rezension von Ludwig Helwig
»Diese Studie eröffnet einen neuen Zugang zur Erforschung psychischer Weiterwirkungen der Shoah in mehreren Generationen nicht-jüdischer Deutscher. Die Autorin erhebt mit den Methoden einer psychoanalytisch orientierten Sozialforschung themenzentrierte Gruppendiskussionen und Einzelinterviews in drei Generationen und wertet diese psychoanalytisch orientiert aus…« [mehr]
www.roterdorn.de
Rezension von Robert Fuchs
»Katharina Rothe hat sich ein zweifelsohne interessantes und bedeutendes Thema gewählt. Freilich bleibt festzustellen, dass der ganz überwiegende Teil ihrer Erkenntnisse, wie von der Jungvolkgeneration mit dem Holocaust umgegangen wird, allen bekannt sein dürfte, die sich mit dem Thema beschäftigt haben…« [mehr]