Hans Kilian, Lotte Köhler
Von der Selbsterhaltung zur Selbstachtung
Der geschichtlich bedingte Wandel psychoanalytischer Theorien und ihr Beitrag zum Verständnis historischer Entwicklungen

EUR 19,90
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Buchreihe: edition psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
149 Seiten, Gebunden, 125 x 205 mm
Erschienen im September 2013
ISBN-13: 978-3-8379-2317-9, Bestell-Nr.: 2317
Hans Kilian zeigt auf, dass es seit dem Ende des 19. Jahrhunderts
drei aufeinanderfolgende Umbrüche der Realitätsstruktur gab:
Geschichtlich-soziologisch folgt der vorindustriellen
Agrargesellschaft mit ihrer patriarchalischen Herrschafts- und
Rollenkultur die freie ökonomische Konkurrenzwirtschaft, die sich
in den Städten konzentrierte. Die zunehmende Mechanisierung und
Automatisierung führt gegenwärtig zu einem Wachstum des sogenannten
tertiären Sektors der Dienstleistungsberufe und der
postindustriellen Gesellschaft.
Um psychoanalytisch gewonnene Kenntnisse unbewusster Motivationen
(z.B. Selbsterhaltung, Selbstachtung, Ängste, Werte) richtig zu
interpretieren, müssen auch die zugrunde liegenden Theorien dem
geschichtlichen Verlauf entsprechend revidiert werden. Freud ist
dem Umbruch nach dem Ersten Weltkrieg mit einer Änderung seiner
Theorie gefolgt. Den aktuellen Veränderungen wird die
»Selbstpsychologie«, die Heinz Kohut in den 1970er Jahren entwarf,
am ehesten gerecht.
Die psychoanalytischen Theorien werden von L. Köhler dargestellt.
Dabei nimmt die noch wenig bekannte Selbstpsychologie – ebenso wie
im Beitrag von U.H. Peters zur Werkbiografie Heinz Kohuts – breiten
Raum ein.
Nicht nur für Psychoanalytiker, sondern auch für Fachleute der
Wirtschaft, für Journalisten und Politiker sind die in diesem Buch
dargelegten Zusammenhänge, vertieft durch neuere psychoanalytische
Erkenntnisse, von großer Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Vorbemerkung
Von der Freud’schen Psychoanalyse zur Selbstpsychologie
Heinz Kohuts
Eine Einführung
Lotte Köhler
Das topografische Modell Freuds
Die Strukturtheorie bzw. Ich-Psychologie
Die Bedeutung der Entwicklungspsychologie
Die Bedeutung der Übertragung
Die Behandlungstechnik auf Grundlage der
Strukturtheorie
Die Unterscheidung von Ich und Selbst
Die Selbstpsychologie Heinz Kohuts
Die Stellung der Selbstpsychologie innerhalb der Psychoanalyse
Freuds Seelenmodell und die veränderte historische
Situation
Wie heilt die Psychoanalyse?
Das Selbst als Mittelpunkt der klinischen Arbeit
Die Entstehung des Selbst
Das »bipolare Selbst«
Die Bedeutung der Empathie
Was ist Empathie?
Wie entsteht Empathie?
Empathie als wissenschaftliches Erkenntnisinstrument
Das Konzept des Selbstobjektes
Definition des Begriffes »Selbstobjekt«
Die Entwicklungslinie des Selbstobjektes
Diskussion und heuristischer Wert des Selbstobjekt-Begriffes
Die Bedeutung des Selbstobjekt-Konzeptes für die psychoanalytische
Behandlung
Weitere Schlussfolgerungen für die Praxis
Selbstobjekt-Übertragungen
Anwendungsmöglichkeiten des Kohut’schen Modells jenseits der
Psychoanalyse
Perspektiven des Kohut’schen Modells jenseits der Analyse
Der historische Wandel im Denken und Deuten der
Psychoanalyse
Hans Kilian
Die Metamorphose der menschlichen Lebenswelt während der letzten
100 Jahre
Die fehlende Synchronisierung von mentaler Innenwelt und
sozialer Außenwelt führt zur Modellkrise der Psychoanalyse
Theorien, Denkmodelle und Deutungsmuster der traditionellen
Neurosenlehre und Metapsychologie
Die psychohistorisch bedingte Modellkrise der
Psychoanalyse
Drei Stadien des sozioökonomischen Wandels seit dem Ende des 19.
Jahrhunderts und dessen Folgen
Die Geschichte der Veränderungen des Selbst
Unterschiedliche Formen der Empathie
Der Einfluss des sozioökonomischen Wandels auf Freuds
psychoanalytische Theorie und Praxis
Das topografische Modell
Die vom topografischen Modell abgeleitete psychoanalytische
Deutungstechnik
Die Strukturtheorie und die daraus abgeleitete psychoanalytische
Deutungstechnik
Der Beginn der postindustriellen Gesellschaft: Neue
Krankheitsbilder
Eine postpatriarchale Psychoanalyse: Die Selbstpsychologie Heinz
Kohuts
Die Bedeutung des psychohistorischen Gesichtspunktes für die
psychoanalytische Theorie und Praxis
Die psychohistorische Geburt eines postpatriarchalen Selbst
Das fragmentierte Selbst und die psychoanalytische
Emigration
Zur Werkbiografie von Heinz Kohut
Uwe Henrik
Peters
Der zweite Bruch
Die Heilung des Selbst
Das Selbst selbst
Rezeption der Schriften Kohuts
Schluss
Rezensionen
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Psyche, 70. Jahrgang, Heft 4, April 2016, S. 369–372
Rezension von Wolfgang Milch
»Das Buch verfolgt den historischen Wandel im Denken und Deuten der Psychoanalyse, der sich in den geschichtlichen Umbrüchen seit Ende des 19. Jahrhunderts mit entsprechenden Veränderungen der Realitätsstruktur vollzogen hat…« [mehr]
Trauma & Gewalt. Forschung und Praxisfelder, 8. Jahrgang Heft 4 November 2014
Rezension von Prof. Dr. Barbara Stambolis
»Dem vorliegenden Buch jedenfalls wäre ein interdisziplinärer Interessenten-Kreis zu wünschen, der einer vertiefenden Auseinandersetzung mit den darin angerissenen Gedanken aufgeschlossen ist…« [mehr]
ZFG. Zeitschrift für Geschichtswissenschaft Nr. 10/2014
Rezension von Jürgen Reulecke
»Alle drei Beiträge liefern in jeweils überzeugender Weise Argumente für das abschließende, im positiven Sinn des Wortes provozierende Urteil Köhlers, dass die auf Kohut zurückgehende Selbstpsychologie wesentlich dazu beitragen könne, »die Motivation des modernen Menschen – nämlich Selbstachtung und nicht mehr die Selbsterhaltung – besser zu erfassen« (S. 120). Dass sich hieraus vielerlei Impulse für innovative psychohistorische Detailforschungen ableiten lassen, liegt auf der Hand…« [mehr]