Technische Innovationen beflügeln unsere Ideen davon, wie
soziokulturelle Lebensformen und gesellschaftliche Ordnungen
künftig aussehen werden oder sollten, damit wir alle ein besseres,
gelingendes Leben führen können. Aber technische Errungenschaften
sind niemals unumstritten. Wir begrüßen oder fürchten sie, wir
knüpfen euphorische Vorstellungen und Hoffnungen auf eine befreite,
gerechte Gesellschaft an sie oder wir kritisieren sie als
Instrumente eines ausufernden Kapitalismus und der umfassenden
Entfremdung des Menschen.
In diesen Kontext gehören zeitgenössische Praktiken der
Selbstvermessung mittels App oder technischem Gadget, die ein
›gelingendes‹ Leben qua quantifizierender Verfahren versprechen.
Technische Geräte zur Selbstvermessung bzw. auf sie zugreifende
Anwendungen sollen ein vermeintlich objektives, an exakt bestimmten
Parametern ausgerichtetes, transparentes Wissen über das Selbst
schaffen, das Nutzer befähigen soll, Körper und Seele, kurz das
bio-psycho-soziale Leben nach eigenen Wünschen und Vorstellungen zu
optimieren.
Die Autorinnen und Autoren nähern sich sowohl theoretisch als auch
empirisch diesem »sich vermessenden Selbst«. Aus psychologischer,
psychoanalytischer sowie sozialwissenschaftlicher Perspektive
zeigen sie, dass Selbstvermessungspraktiken oftmals ambivalenter
und folgenreicher sind, als es Visionäre und Unternehmen
propagieren, denn die schönen technischen Gadgets und Apps greifen
in die praktischen Welt- und Selbstverhältnisse sowie die
symbolischen Selbst- und Weltverständnisse von Menschen ein und
verändern Individuen und ihre zwischenmenschlichen Beziehungen.
Mit Beiträgen zum Themenschwerpunkt von Oswald Balandis, Petra
Gehring, Benigna Gerisch, Vera King, Eryk Noji, Stefan Rieger,
Peter Schulz, Jürgen Straub und Uwe Vormbusch sowie mit freien
Beiträgen von Christina von Braun, Gianluca Crepaldi, Joachim
Küchenhoff und Gerhard Schneider
Zur Homepage der Zeitschrift: www.psychosozial.psychosozial-verlag.de
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