Susanne Leitner
»Wir scheißegal. Ab nach Kosovo!«
Innere und äußere Realitäten straffälliger junger Männer mit unsicherem Aufenthaltsstatus aus dem Kosovo
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Buchreihe: Forschung Psychosozial
Verlag: Psychosozial-Verlag
322 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
Erschienen im Februar 2017
ISBN-13: 978-3-8379-2627-9, Bestell-Nr.: 2627
Vor dem Hintergrund erneuter starker Zuwanderung ist es wichtig,
die Biografien junger straffälliger MigrantInnen zu verstehen, um
pädagogische Angebote für heutige Flüchtlingskinder besser
reflektieren und gegebenenfalls modifizieren zu können. Am Beispiel
von in Deutschland sozialisierten jungen Männern, die in den Kosovo
abgeschoben werden sollen, eröffnet Susanne Leitner
Verstehenszugänge zum subjektiven Erleben der Betroffenen und gibt
Empfehlungen für einen angemessenen Umgang mit ihnen. Das Buch
basiert auf Interviews mit Gefangenen einer Jugendstrafanstalt, die
aus der Perspektive der psychoanalytisch informierten Pädagogik
analysiert wurden.
Wenn junge Menschen mit unsicherem Aufenthaltsstatus straffällig
werden, wird ihr Bleiberecht in Deutschland doppelt prekär. Auch
wenn sie hauptsächlich in Deutschland sozialisiert wurden, sehen
sie sich mit der potenziellen Abschiebung in ein fremd gewordenes
»Heimat«-Land konfrontiert. Diese Unsicherheit hat massive
Auswirkungen auf ihre innere Lebenswelt und identitäre Entwicklung.
Die drohende Abschiebung wird als sozialer Tod erlebt. Susanne
Leitner eröffnet Perspektiven, wie Menschen vor diesem Schicksal
bewahrt werden können.
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
1 Einführung
1.1 Jetmir
1.2 Forschungsbedarf und Erkenntnisinteresse der vorliegenden
Arbeit
1.3 Zum Aufbau dieser Arbeit
1.4 Anmerkungen zur Anonymisierung
2 »Jeder weiß, dass ich Albaner bin«
Die
Zielgruppe und ihre Lebenslage
2.1 Migration aus dem Kosovo
2.1.1 Konfliktherd Kosovo
2.1.2 Zwischen den Stühlen: Ethnische Minderheiten im Kosovo
2.1.3 »RAE« – Ethnie als soziale Konstruktion
2.1.4 Ethnische Minderheiten im Kosovo-Krieg
2.1.5 Der Kosovo-Krieg als Fluchtursache
2.2 Leben mit prekärem Aufenthaltsstatus
2.2.1 Kosovo-Flüchtlinge in Deutschland
2.2.2 Rechtliche Aspekte des Aufenthalts in Deutschland
2.2.3 Lebenswirklichkeit bei prekärem Aufenthalt – Der Sonderfall
»Duldung«
2.2.4 Traumapotenzial prekärer Aufenthaltsperspektiven
2.3 (Erschwertes) Aufwachsen in Deutschland
2.4 Delinquenz und überstilisierte Männlichkeit als
Ausdrucksformen abweichenden Verhaltens
2.4.1 Kriminelle Karrieren in den Interviews
2.4.2 Hintergründe von Delinquenz
2.4.3 Die antisoziale Tendenz
2.4.4 Antisoziale Tendenz und überstilisierte Männlichkeit als
Antwort auf gesellschaftliche Marginalisierung
2.5 Zusammenfassung
3 Vorannahmen zum Zugang zu »Identität«
3.1
Identität – Versuch einer Begriffsklärung
3.2 Perspektiverweiterung – Identität und psychoanalytisch
inspiriertes Denken
3.3 Kollektive Identität
3.4 Zusammenfassung
4 Forschungsmethodologische und -methodische
Überlegungen
4.1 Wahl des Forschungsansatzes
4.2 Methodologische Ebene
4.2.1 Grounded Theory Methodologie (GTM)
4.2.2 Reflexive GTM
4.3 Methodische Ebene
4.3.1 Quasi-narrative Interviews
4.3.2 Erweiterte Interviewformen – Primat der
Gegenstandsangemessenheit
4.3.3 Qualitative Sozialforschung im Strafvollzug
4.3.4 Erweiterte Methoden
4.3.5 Arbeit in Forschungswerkstätten – Ethnopsychoanalytische
Deutungswerkstatt
4.4 Zusammenfassung
5 Darstellung und Auswertung der
Untersuchungsergebnisse
Teil I: Individuelle Annäherungen an die
Zielgruppe
5.1 Kurzporträts der befragten Jugendlichen
5.1.1 Übersicht
5.1.2 Xhemajl
5.1.3 Veton
5.1.4 Jetmir
5.1.5 Armend
5.1.6 Rinor
5.1.7 Skender
5.1.8 Ilir
5.1.9 Sinan
5.1.10 Refki
5.1.11 Fatmir
5.2 Exemplarisch – Drei ausführliche Fallanalysen
5.2.1 Einführung
5.2.2 Xhemajl
5.2.3 Veton
5.2.4 Ilir
5.2.5 Zusammenfassung
Teil II: »Wir scheißegal. Ab nach Kosovo!« – Vergleichende
Auswertungen
5.3 (Aufenthaltsrechtlich bedingte)
Ausgangslagen der Jugendlichen
5.3.1 »Angst und so« – Der Kosovo-Krieg im Erleben der
Jugendlichen
5.3.2 »Du weißt nie Bescheid, wann Polizei kommt und sagt, du wirst
da abgeschoben« – Chronifizierte Vorläufigkeit als Lebenslage
5.3.3 »Dann hab ich halt auch mein Aufenthalt kaputt gemacht« –
Gefährdung des Aufenthaltstitels durch Delinquenz
5.3.4 »Dumusst irgendwo anders hin,weilwir können dich hier nich
ertragen« – Bleiberecht und Nützlichkeitsprinzip
5.4 »Ja. Also so ich bin so einer […]« – Identitäre
Selbstverortungen
5.4.1 Selbstthematisierungen, Teilidentitäten und
Wertorientierungen
5.4.2 Verortungen in den Sozialbezügen
5.4.3 »Kosovo isch gut für Urlaub, aber Deutschland is schon beste«
– Das Kosovo-Bild der Befragten
5.4.4 »Meine Stadt bleibt meine Stadt« – Verwurzelung in
Deutschland
5.4.5 »Ein ganz normales Leben wie die anderen« –
Zukunftswünsche
5.5 Das Damoklesschwert Abschiebung
5.5.1 »Hier wurden auch voll viele abgeschoben […] des macht einen
auch fertig auch psychisch« – Haft als Katalysator der Angst vor
Abschiebung
5.5.2 »Wenns an den Tag so heißt, dass ich abgeschoben werde […]« –
Drohende Abschiebung als »sozialen Tod« erleben
5.5.3 Wie entschärft man eine Bombe? – Copingstrategien
5.6 Zusammenfassung
6 Befunde und Folgerungen aus der Arbeit
6.1
Rückblick und Zusammenfassung der Ergebnisse
6.2 Ausblick und Desiderata
7 Literatur
7.1 Printquellen
7.2 Websites
7.3 Audio- und Videoquellen
7.4 Gesetzestexte, Abkommen und Gerichtsentscheide
8 Anhang
8.1 Transkriptionsregeln
8.2 Abbildungsverzeichnis
8.3 Tabellenverzeichnis
Rezensionen
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Zeitschrift für Jugendkriminalrecht und Jugendhilfe (ZJJ) 2/2018
Rezension von Sabrina Hoops
»›Auch Jugendliche mit einem unsicheren Aufenthaltsstatus, einschließlich diejenigen, die die Regeln und Gesetze unseres Landes übertreten haben, sind zunächst einmal ›junge Menschen‹. Sie dürfen unserer Gesellschaft nicht, um mit Vetons Worten zu sprechen, ›scheißegal‹ sein‹…« [mehr]