Das Themengebiet Trauma ist in der Fach- und Medienöffentlichkeit
anhaltend präsent. Diagnostik und Interventionsstrategien finden
besondere wissenschaftliche Aufmerksamkeit. Tragische
Weltereignisse wie Terroranschläge, Entführungen, Geiselnahmen oder
Sturmfluten erschüttern und bewegen die Öffentlichkeit.
Persönliches Leid durch aggressive und sexuelle Bemächtigung trifft
den Einzelnen tief und erschüttert diejenigen, die davon hören. Man
ist bestürzt, wenn man Berichterstattern geglaubt hat, deren
traumatisches Leiden sich als fingiert herausstellt.
Wie gestaltet sich die Katastrophe in der Kommunikation? Gibt es
Regeln und sprachliche Verfahren der Darstellung des Schrecklichen?
Gibt es eine Sprache der Erregung und Erschütterung? Was hat es auf
sich mit dem "Vergnügen an tragischen Gegenständen"?
Zusammenfassungen:
Rüdiger Spielberg: Online-Beratung bei Arbeitsstörungen und
Prüfungsängsten, S. 23-40.
Obwohl keine eigene Störungskategorie in den derzeitigen
Klassifikationssystemen, sind Arbeitsstörungen extrem
beeinträchtigende Zustände. Der Beitrag liefert eine kurze
Einführung in Arbeitsstörungen und Prüfungsängste mit einem
Schwerpunkt auf chronischem Aufschiebeverhalten (engl.
procrastination).
Anhand zweier Fallvignetten wird Vorgehen und Inhalt bei der
kognitiv-verhaltenstherapeutisch orientierten E-Mail-Beratung bei
Klienten mit Arbeitsproblemen innerhalb eines
Internet-Beratungsportals geschildert.
Der Autor kommt zu dem Schluss, dass Online-Beratung aufgrund ihrer
Niederschwelligkeit für Menschen mit starken Schamgefühlen
hinsichtlich der Arbeitsproblematik eine Versorgungslücke schließen
kann. Auch scheint die Vermittlung von spezifischen Skills, z. B.
Lerntechniken auf diesem Weg möglich. Bei komplexen
Arbeitsstörungen, die starken Bezug zu
Persönliehkeitsakzentuierungen oder -störungen aufweisen, scheint
längerfristige Online-Beratung aufgrund der Kanalreduktion des
Mediums und der starken Vermeidungstendenz dieser Personengruppe
weniger erfolgversprechend.
Karin Heller: Psychosoziale Beratung in einer Selbsthilfe-Newsgroup
zum Thema Angst, S. 41-66.
In dem Beitrag werden anhand eines konkreten Austausches in einer
Selbsthilfe-Newsgroup die netzspezifischen Aspekte von
Kommunikation analysiert und Strukturmerkmale von psychosozialer
Beratung im Internet herausgearbeitet. Es zeigt sich, dass die
Besonderheiten der textbasierten Netzkommunikation und Anpassung
der Nutzer an deren Erfordernisse dazu führen, dass Hemmschwellen
herabgesetzt werden, ein größeres Kontrollerleben ermöglicht wird
und Kommunikation als gleichberechtigte Interaktion erfolgen kann.
Über diese veränderten Kommunikationsstrukturen werden neue soziale
Räume geschaffen, die - trotz medialer Einschränkung - eine
besondere Form der Nähe und Vertrautheit zulassen.
Allen Annahmen über das vermeintlich distanzierte Medium zum Trotz
lassen sich gerade in der Internetkommunikation vorteilhafte
Bedingungen für Beratung finden.
Nicola Döring und Christiane Eichenberg: »M-Therapy«:
Klinisch-psychologische Interventionen mit Mobilmedien, S.
67-93.
Der Beitrag gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungs- und
Entwicklungsstand zu klinisch-psychologischen Interventionen mit
computertechnischen Mobilmedien (Mobile Therapy, kurz: M-Therapy).
Im Unterschied zum herkömmlichen stationären Computer, dessen
Nutzung an bestimmte Orte gebunden ist, können über drahtlos
vernetzte Mobilmedien jederzeit und überall im Alltag instantan
klinisch-psychologisch relevante Daten erfasst, Informationen
abgerufen, Trainingseinheiten absolviert oder Kontakte zu
Therapeuten und Mitpatienten aufgenommen werden. Pilotprojekte und
erste Evaluationsstudien mit unterschiedlichen Patientengruppen
zeigen, dass Handys, Spielkonsolen, Handhe1ds, Notebooks und
Roboter für psychologische Diagnostik, Beratung, Rehabilitation und
Therapieunterstützung sinnvoll einsetzbar sind: Sie stoßen in der
Rege! auf gute Akzeptanz und steigern die Therapieeffizienz,
teilweise sogar bei gleichzeitigen Kosteneinsparungen. Die
medienspezifischen Chancen und Grenzen der M-Therapy werden
diskutiert.
Peter Rieker: Delinquenz aus Sicht von Eltern und Kindern –
Herausforderungen und Chancen der Triangulation subjektiver
Perspektiven, S. 95-129.
Die Einbeziehung verschiedener subjektiver Perspektiven ist für die
Forschung mit zusätzlichen Informationen, aber auch mit einem
Komplexitätszuwachs verbunden. Verschiedene Perspektiven können
durch Triangulation zueinander in Bezug gesetzt werden, wobei
zwischen unterschiedlichen Bezugskontexten differenziert werden
kann. Im vorliegenden Beitrag werden in Hinblick auf Delinquenz bei
Kindern Eltern- und Kinder-Perspektiven sowohl generationen- als
auch fallbezogen miteinander kombiniert. Auf diese Weise kann die
familiale Bearbeitung kindlicher Delinquenz, die für die weitere
Entwicklung abweichenden Verhaltens bedeutsam ist, klarer
herausgearbeitet werden. Generationenspezifische Differenzen zeigen
sich dabei vor allem hinsichtlich der Gleichaltrigen, die von
Eltern vor allem als Anstifter für abweichendes Verhalten
wahrgenommen werden, während Kinder ihnen teilweise auch
entscheidenden Stellenwert für die produktive Bearbeitung
delinquenten Verhaltens zurechnen. Die fallbezogene Betrachtung
verdeutlicht innerhalb einiger Familien substanzielle
Übereinstimmung, während in anderen Familien gravierende
Differenzen festzustellen sind. Unterschiedliche Hintergründe
diskrepanter Darstellungen werden herausgearbeitet und hinsichtlich
ihres inhaltlichen und methodischen Erkenntnispotenzials
diskutiert.
Diese Publikation enthält: