Claus-Dieter Rath

Sublimierung und Gewalt

Elemente einer Psychoanalyse der aktuellen Gesellschaft

Cover Sublimierung und Gewalt

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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse

Verlag: Psychosozial-Verlag

200 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm

1. Aufl. 2019

ISBN-13: 978-3-8379-2920-1, Bestell-Nr.: 2920

Claus-Dieter Rath stellt die Sublimierung ins Zentrum seiner Analysen aktueller zivilisatorischer und politischer Umbrüche. Sublimierungsfähigkeit ist das Kernstück des subjektiven Zivilisationsprozesses und der sozialen Bindung der Individuen. Sie ist abhängig von den kulturellen Mitteln einer Epoche und trägt zur unbewussten Kulturarbeit des Einzelnen bei. Doch die historischen Errungenschaften der Sublimierung und die Fähigkeit der Menschen zur subjektiven Realisierung hoher Werte stehen jederzeit auf dem Spiel.

Der Autor beschreibt die vielfältigen Auffassungen von Sublimierung in der Geschichte der Psychoanalyse und verbindet sie mit aktuellen gesellschaftlichen Dimensionen von Gewalt. Rath zeigt, dass ein Rückgang der Sublimierung an der Entstehung von Paranoia beteiligt ist, sich in Verfolgungs- und Gewaltpraktiken manifestiert und die Entwicklung eines neuen Populismus fördert.

Inhaltsverzeichnis

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Sublimierung – Ein offener und öffnender Begriff

Sublimierung – Begriffsschicksale eines Triebschicksals
Das Wort
Die Nennungen
Ein vernichtetes Manuskript?

Dynamiken der Sublimierungsarbeit
Perversionskeime – Übertragung und kunstvolle Bearbeitung
Eingedämmtes Genießen
Kulturhistorie
Reaktionsbildung
Zur Zeitlichkeit der Sublimierung
Zuflüsse und Abflüsse
Triebschicksale

Ziel, Objekt, Ding/chose
Ziel und Zielverwandlung
Anlehnung
Zielwandel
Leonardo zaudert
Sublimierung trotz Verdrängung?
Ziel-Differenzen
Zielhemmung oder -milderung
Objektperson und Partialobjekt
Das Ding/la chose und der leere Fleck

Scheidungsarbeiten – Trauer, Psychoanalyse und Aktualität
Blues
Trauer und Traurigkeit
Trauer als Arbeit
Was kann man betrauern?
Kur und Trauer
Scheidungsarbeiten
Das Paradies als verlorenes Ideal
Neuerliche Prüfung
Aktualität und Aktualitäten
Verlust am Ende der Analyse
Und der Blues?

Lust und Verlust
Desexualisierung und asexuelle Ziele
Sexuelles und Phantasma
Triebverzicht
Soziale Wertung
Vom Nutzen der Unbefriedigung
Sublimierung und Perversion

Sublimierung als Quelle der Kunstbetätigung und als Kulturarbeit
Das Kunstvolle der Sublimierung ist kein Privileg des Künstlers
Verwertung – Nutzen, Nutzlosigkeit, Wertschätzung
Was ist Kulturarbeit?
Sublimierung light
Militärische Sublimierung des Sadismus

Sublimierung als Weg und als ein Ziel der Psychoanalyse
Sublimierung als Option in der psychoanalytischen Kur
Vorbehalte, Risiken und Nebenwirkungen
Rückbildung und Entsublimierung in der Paranoia – Schreber
Sublimierung und Sprache – Spielrein, Groddeck, Klein, Lacan
Sublimierung und Sprechen
Sublimierung als ein besonderer Moment in der talking cure

Deutungsgewalt
Deuten! Das ist ein garstiges Wort..
Willkür
Deutungswissen
Vier Methoden
Zeitlichkeit
Aktivität und Widerstand
Der Witz
Vor Freud
Deuten und Sinn
Arbeitsteilung und Übertragung
Kommunikation von Ubw zu Ubw?
Reik und die nichtsprachlichen Elemente
Strategische Deutung
Banalisierung
Erschließen

Narzissmus und kollektive Identifizierungen
Identikit
Die »Selbstachtung des Ichs« als Motor der Sublimierung
Gesellschaftliche Werte
Persönliches und unpersönliches Über-Ich

Zwei Akzentverschiebungen – Das Ich und das Es
Verbündet die Sublimierung sich mit dem Todestrieb?
Sublimierung als bloßer Energielieferant?
Die qualitative Natur des Denkens

Lacan und Bernfeld
Ichideal oder Ichziele? Bernfelds Kritik am Sublimierungsbegriff
Trieb ohne Eigenschaften?
Für die Ablösung des Begriffs Sublimierung
Lacans Kritik an Bernfeld nach 38 Jahren

Sublimierung und Gewalt
Differenzierungen des Gewaltbegriffs
Gewalt in der psychoanalytischen Praxis
Zwang und Zwänge
Sublimierung der Gewalt? Eine Antwort Freuds an Marie Bonaparte
Erste, zweite, dritte Gewalt

Volk und Unvollkommenheit
Das Volk soll’s wissen
Wiederkehr des Volkes
Das Treiben des Volkes – Wandsbeker Markt 1883
Wer oder was vertritt das Volk?

Das Volk als virtueller Körper – Populismus, Paranoia und digitale Kommunikation
Apps
»Das Netz wird’s machen«
Ichideal, öffentliche Meinung, Gadgets und Angst
Drahtnetze und Reizüberflutung
Aktuelle Herausforderungen an Sinne und Verstand
Widerstand gegen das Politische

Sexuelle Dimensionen des Populismus – Einige Zugänge
Das Schweigen der Intellektuellen
Das Wissen der Psychoanalytiker
Politik als Show
Big Brother – Die Vater-Frage
Implikationen bezüglich des Sexuellen und des Gesetzes
Lacans Familienkomplexe
Und das Gesetz?
Paranoia

Einige Anregungen in der Verwirrung
Lüge
Deutungswahn
Vernunft und Alternativlosigkeit

Literatur

Rezensionen

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Deutsches Ärzteblatt PP, Heft 8, August 2021

Rezension von Gerald Mackenthun

»In diesem Buch nimmt Rath das Triebschicksal der Sublimierung unter die Lupe. Der Grad der erreichten Sublimierung kann, davor warnte schon Freud, jederzeit in Regression und Brutalität oder schwere seelische Störungen Umschlagen. Die Entsublimierung kann eine im Machtinteresse gesteuerte Manipulierung sein. Der Autor steigt tief in die Geheimnisse des Begriffs, in die Dynamiken der Sublimierungsarbeit einschließlich der freudtypischen Zu- und Abflüsse der Libido, die Objekte und Ziele des sublimitierten Triebes ein…«

RISS. Zeitschrift für Psychoanalyse #93 2021

Rezension von Annemarie Hamad

»Abschließend möchte ich dieses dichte, reichhaltige Buch, das uns durch den Werdegang dieser beiden Grundkonzepte in der analytischen Forschung führt und sie in den Wechselwirkungen zwischen der Psyche des einzelnen Subjekts und der geschichtlichen Entwicklung der Gesellschaft darstellt, als Wegleiter und zum weiteren Nachdenken anregende Aufforderung empfehlen. Es hilft uns, die Theorie in ihren historischen Zusammenhängen und in der analytischen Praxis zu befragen, und sensibilisiert für das politische Geschehen, das uns prägt und mit dem wir uns auseinandersetzen müssen. Es erscheint zu einem günstigen Zeitpunkt, da wir täglich erneut mit dem Realen konfrontiert werden, dessen Grenzen es ständig neu zu umschreiben gilt, indem wir die dem Menschen spezifische Fähigkeit zur Symbolisierung durch die Sublimierungsarbeit bei uns selbst und im Umgang mit anderen, insbesondere mit unseren Kindern unterstützen und fördern…«