Oliver Decker, Christoph Türcke (Hg.)
Autoritarismus
Kritische Theorie und Psychoanalytische Praxis
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Buchreihe: Psyche und Gesellschaft
Verlag: Psychosozial-Verlag
220 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
1. Aufl. 2019
ISBN-13: 978-3-8379-2870-9, Bestell-Nr.: 2870
Autoritäre Fixierung ist für rechtsextreme Einstellungen und
rassistische Gewalt zweifellos konstitutiv. Allerdings bezieht sich
die Forschung heute kaum noch auf die Psychoanalyse, obwohl es den
Autoren der ersten kritischen Studie zu »Autorität und Familie« als
ausgemacht galt, dass ohne die »moderne Tiefenpsychologie« die
Wirkung der Gesellschaft auf die in ihr lebenden Subjekte nicht
begriffen werden könne. Wenn Autoritarismus ohne diese
Tiefendimension gedacht wird, wie es seit etlichen Jahren
geschieht, gerät auch die Tiefenwirkung der Gesellschaft auf die
Subjekte aus dem Blick.
Das Phänomen des heutigen Populismus zeigt, dass es noch immer
autoritäre Führer gibt, auch wenn sich die Bedingungen geändert
haben. Wie aber entsteht der autoritäre Charakter heute? Gedeiht er
womöglich gerade unter permissiv-neoliberalen Bedingungen? Gehört
zu ihm die Wiederkehr vorbürgerlicher Stammeskulturen auf
Hightech-Niveau? Wie ist eine demokratische Gesellschaft zu
verstehen, die jene autoritäre Dynamik, durch die sie bedroht wird,
immer wieder selbst hervorbringt? Diese Fragen beleuchten die
AutorInnen mithilfe der Kritischen Theorie und mit
psychoanalytischem Instrumentarium.
Mit Beiträgen von Wolfgang Bock, Micha Böhme, Johannes Buchholz,
Matthias Burchardt, Mahrokh Charlier, Helmut Dahmer, Oliver Decker,
Lutz Eichler, Angelika Ebrecht-Laermann, Steffen Elsner, Philipp
Lenhard, Jérôme Seeburger und Christoph Türcke
Inhaltsverzeichnis
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Vorwort
Autoritärer Charakter und autoritärer Staat
Helmut Dahmer
Einzelkämpfer – Wiedergänger des Autoritarismus?
Angelika Ebrecht-Laermann
Wer hat das Abjekt verschreckt? –
Vom abgefallenen Subjekt zum fallenden Objekt
Kommentar zum Beitrag von Angelika Ebrecht-Laermann
Steffen Elsner
Autorität und Postmigranten
Mahrokh Charlier
Aggression, Dominanz und Autoritätsverlust –
Die Zivilisierung der Tradition
Kommentar zum Beitrag von Mahrokh Charlier
Micha Böhme
Falsche Propheten
Zur Aktualität der Demagogiestudien von Leo Löwenthal
und Norbert Guterman
Philipp Lenhard
Der Agitator der Prophetenstudien als Vorbild
des »Managers« und »Politikers«
Kommentar zum Beitrag von Philipp Lenhard
Johannes Buchholz
Vater Staat und Mutterland
Autoritarismus als gescheiterte adoleszente Triangulierung
Lutz Eichler
Im Spiegelkabinett der Narzissmustheorie
Kommentar zum Beitrag von Lutz Eichler
Jérôme Seeburger
Verträge, Prozeduren, Trainingsräume
Versuch über den pädotechnologischen Autoritarismus
Matthias Burchardt
Autoritarismus in Deutschland
Das Gruppenexperiment 1950–1955
Wolfgang Bock
Eine Podiumsdiskussion zum Beitrag von Wolfgang Bock
Mit Wolfgang Bock, Helmut Dahmer, Oliver Decker &
Angelika Ebrecht-Laermann, geführt von Christoph Türcke
Rezensionen
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Deutsches Ärzteblatt PP Juni 2020
Rezension von Gerald Mackenthun
»Die Autoren stellen richtigerweise fest, dass autoritäre gesellschaftliche Verhältnisse nicht ausschließlich auf Gewalt beruhen, sondern zusätzlich und immer auch auf einer umfangreichen Freiwilligkeit (so schon Georg Simmel 1908). Es gibt Wünsche nach Identifikation mit Stärke und Macht. Ein Grundbedürfnis nach Sicherheit und Geborgenheit kann offenbar unter gegebenen Umständen in Autoritarismus und Liebe zur Diktatur entarten…«
Socialnet.de am 27. Mai 2020
Rezension von Wolfgang Frindte
»Auch in der aktuellen Corona-Krise scheint das Autoritarismus-Konzept Relevanz zu besitzen, etwa dann, wenn darauf hingewiesen wird, wie autoritäre Regime im Schatten der Krise versuchen, politische Opposition zu unterdrücken (...) Die Beiträge verdeutlichen einen interessanten und lesenswerten Mix aus theoretischen Reflexionen und praktischen Konsequenzen. Der Aufbau folgt einem Dialogprinzip: Jedem Hauptbeitrag folgt ein ausführlicher Kommentar…«