Angela Köhler-Weisker

Gespräche unter dem Mopanebaum

Ethnopsychoanalytische Begegnungen mit Himbanomaden. Mit einem Beitrag von Ute Wordell

Cover Gespräche unter dem Mopanebaum

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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse

Verlag: Psychosozial-Verlag

599 Seiten, Gebunden, 148 x 210 mm

Erschienen im Juli 2015

ISBN-13: 978-3-8379-2431-2, Bestell-Nr.: 2431

Über acht Jahre besuchte eine Gruppe Psychoanalytikerinnen den Norden Namibias, um mit Frauen der dort lebenden Himbanomaden interkulturelle Gespräche zu führen und diese ethnopsychoanalytisch auszuwerten. Mithilfe eines innovativen Konzepts, bei dem erstmals sowohl die Träume der Himbafrauen als auch die durch die Begegnungen ausgelösten Träume der Forscherinnen mitgeteilt werden, konnten sich die Beziehungen zwischen beiden auf einer unbewussten Ebene vertiefen. Das zeigt sich an einem allmählichen Veränderungsprozess der Beteiligten.

Bisher schwer zugängliche Themen werden in überraschender Weise neu erhellt, wie eine andersartig belebte Körperlichkeit, die Bedeutung körperlicher Einschreibungen bei der Initiation, der Stellenwert des Glaubens an Hexerei, das Tieropfer als Therapieform oder das Tabu aggressiver Gefühle. Die drei geschilderten Lebensgeschichten verdeutlichen exemplarisch einerseits den vielschichtigen Prozess des Verstehens einer fremden Kultur mit ihren unbewussten Gegebenheiten und andererseits das Beglückende seines Gelingens. Dabei werden die Forscherinnen auch mit der eigenen Kultur und ihren Wertvorstellungen konfrontiert.

Inhaltsverzeichnis

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Inhalt

Einführung in dieses Buch
1 Die Fremde als Erkenntnisort
2 Das Forschungsprojekt
3 Das Forschungskonzept
3.1 Unser methodisches Vorgehen bei den Himba – Gespräche in der Kleingruppe
3.2 Die Angst vor dem Fremden
3.3 Unsere Übersetzerinnen
3.4 Meine Haltung als Psychoanalytikerin in den Gesprächen
4 Wissenschaftliche Nachbearbeitung des Feldmaterials
5 Dramatis personae
6 Danksagung

I Ethnologischer Blick auf die Himbagesellschaft (Ute Wordell)

Einleitung
1 Nomadische Lebensweise und Haushaltsstruktur
2 Zur Geschichte der Himba
3 Traditionelle Gesellschaftsstrukturen
4 Mythologie
5 Übergangsriten zur Bewältigung von Schwellensituationen
6 Erste Stadien der frühkindlichen Entwicklung
7 Entwicklungsstadien des Mädchens zur Frau
8 Entwicklungsstadien des Jungen zum Mann
9 Heirat
10 Tod und Begräbnisrituale
11 Krankheit und Unglück – Heiler und Hexer
12 Die Himba im Wandel

II Drei Frauengeschichten – Uatikura, Makeeya, Vatara

A Uatikura – eine Liebe auf den ersten Blick
1 Erste Begegnung mit Uatikura (2000)
2 Krise und Trennung vom Haushalt des Ehemanns (2002)
3 Uatikura im eigenen Übergangshaushalt (2003)
4 Abschied (2006)
5 Uatikura im Haushalt des neuen Ehemanns (2010)
6 Forschungsmethoden und Ergebnisse
6.1 Der ethnopsychoanalytische Forschungsprozess – persönliche Erfahrungen
6.2 Der Beziehungsprozess mit Uatikura – Überraschungen im Eigen- und Fremdverstehen
6.3 Die Interpretation von Träumen als ethnopsychoanalytisches Erkenntnisinstrument
6.4 Fremdes und eigenes Körpererleben – Überlegungen zum vitalen Körper-Ich

B Makeeya – Adoleszenz bei den Himba heute
Szenen einer Trennung
Einleitung
1 Auf der Suche nach der frühen Mutter (2002)
2 Makeeya als Mutter ihres ersten Babys (2003)
3 Vergebliche Hoffnung auf Heilung einer frühen Verlassenheitswunde (2006)
4 Makeeya hält Ausschau nach einem Mann ihrer Wahl (2010)
5 Forschungsergebnisse
5.1 Der Beziehungsprozess zwischen Makeeya und der Psychoanalytikerin – Heilserwartung an die fremde »Heilerin«?
5.2 Die Krankheit Makeeyas
5.3 Exkurs zur Hexerei
5.4 Monogame Sehnsüchte in einer polygamen Kultur

C Vatara, die zu Unrecht Beschuldigte
1 Tod der Kinder und der frühe Tod der Mutter (2002)
2 Todesangst vor den Schrecken der Geburten (2003)
3 Die Schrecken des Abschieds (2006)
4 Reintegration in die Himbagemeinschaft (2010)
5 Forschungsergebnisse
5.1 Zur Psychodynamik des Gesprächsprozesses mit Vatara
5.2 Vatara im Konflikt zwischen individuellen Bedürfnissen und traditioneller Himbakultur
5.3 Die Folgen früher Trennungen
5.4 Gefahren des Gebärens
5.5 Hexereidiskurs versus Schuldgefühlsdiskurs

III Das gesellschaftliche Unbewusste der Himba

Eine Balance zwischen Bindung und Trennung
1 Trennungsgewalt – Trennungswut
2 Körperliche Einschreibungen
3 Das Tabu der Menstruation
4 Opferung der Individualität
5 Aggressive Gefühle sind tabu
6 Tieropfer als Therapeutikum
7 Soziale und leibliche Vaterschaft
8 Der Glaube an Hexerei

Rückblick

Literatur

Bildanhang

Rezensionen

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Namibiamagazin. Politik, Tourismus, Kultur, Wirtschaft und deutsch-namibische Beziehungen, Heft 3, Oktober 2015

Rezension von Noreen Hirschfeld

»Eine Gruppe von Psychoanalytikerinnen besuchte über acht Jahre hinweg die Himbanomaden im Norden Namibias. Neben den interkulturellen Gesprächen mit ihnen, analysierten die Forscherinnen mit einem neuen Konzept erstmals die Träume der Himbafrauen…« [mehr]

psychosozial 39. Jg. (2016), Heft I (Nr. 143)

Rezension von Johannes Reichmayr

»Das gewichtige Buch gibt Einblick in einen zehnjährigen ethnopsychoanalytischen Forschungsprozess, in dessen Mittelpunkt drei Frauengeschichten stehen, die auf der Basis von psychoanalytisch ausgerichteten Gesprächen erzählt werden. Das Buch ist ein außergewöhnliches Dokument für die Produktivität eines ethnopsychoanalytischen Ansatzes, der als Prozess wechselseitigen Verstehens aufgefasst wird und den Akzent deutlich auf die Frage der Gegenübertragung in ihren verschiedenen Manifestationen legt…« [mehr]

Psyche, 70. Jahrgang, Heft 8, August 2016

Rezension von Johannes Reichmayr

»Das Buch bietet im wahrsten Sinne des Wortes eine fesselnde Lektüre; es zieht den Leser in die Gespräche und Geschichten hinein und lässt ihn Menschen kennenlernen, die in einen dramatischen und emotional aufwühlenden Lebens- und Verstehensprozess verstrickt sind, der auf knapp 600 Seiten verschiedenste Facetten von Eros und Thanatos entfaltet…« [mehr]

Wege zum Menschen. Zeitschrift für Seelsorge und Beratung, heilendes und soziales Handeln, 68. Jahrgang, Heft 1, Januar/Februar 2016

Rezension von Eberhard Th. Haas

»Je mehr wir in die uns ferne Welt eintauchen, desto näher rückt sie, und wir können, wie auch die Autorin – was ein weiterer Gewinn des Buches ist –, viel über uns selbst erfahren…« [mehr]