Josef Christian Aigner
Der ferne Vater
Zur Psychoanalyse von Vatererfahrung, männlicher Entwicklung und negativem Ödipuskomplex
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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
444 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
3. Aufl. 2013
ISBN-13: 978-3-8379-2297-4, Bestell-Nr.: 2297
»Es gibt Bücher, die kommen als vermeintlich spröde
wissenschaftliche Themendiskussion daher und entpuppen sich bei der
Lektüre als spannendes Lehrbuch. Dieses Buch ist dafür ein
Beispiel. Der österreichische Psychoanalytiker schuf ein Werk, das
ein Gesamtbild der Vaterfigur in der Psychoanalyse, aber auch in
der Gesellschaft zeichnet. […] Mit Verve fordert der Autor eine
›sozialpolitische Wende‹ weg von der Allverfügbarkeit des Menschen
und hin zu mehr Individualität, die auch Männern eine
selbstverständlichere Anwesenheit und damit Nähe zu Kindern
einräumt. […] Er führt ein Plädoyer für familien- und
sozialpolitische Maßnahmen, die das Zusammenleben der Kinder mit
Vater-Männern auf allen Ebenen einleiten.«
Andrea Schneider in Deutsches Ärzteblatt
PP
»Aigners Buch samt seiner Ausflüge und Exkursionen in die Sphären
der Psychoanalyse ist nicht unbedingt leichte Bettlektüre. Doch wer
einen Faible für psychodynamische Hintergründe hat und wer es auf
Dauer nicht so sehr schätzt, mit vorschnellen, humoresken
Zeitdiagnosen mehr abgespeist als aufgeklärt zu werden, der findet
in seinem seitenstarken Werk viel Bedenkenswertes und viel auch an
purem Wissen, dass sich von Kapitel zu Kapitel immer mehr
verknüpft. Und gibt es etwas besseres, als wenn man plötzlich den
Lesefluss unterbricht, weil sich eigene Gedanken aufdrängen?«
Frank Keil in Switchboard
Inhaltsverzeichnis
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Inhalt
Vorwort zur dritten Auflage
1. Vorwort
2. Einleitung
2.1. Vorbemerkung I: Wozu Vater?
2.2. Vorbemerkung II: ›Oh, Mein Papa‹? – Die meist tabuisierte
familiäre Beziehung?
3. Vater-Erfahrungen aus Alltag, Politik, Literatur und
Geschichte
3.1. Politik und Alltag
3.2. Literatur und Geschichte
3.3. (Kultur-)historische Hinweise
3.3.1. Die Verdrängung des Vaters als Teil des
Geschlechterkampfes?
3.3.2. Vaterschaft jenseits distanzierter Paternalität: 18. und 19.
Jahrhundert – die Aufklärung
3.3.3. Der »industriell revolutionierte« Vater
3.3.4. Vom bürgerlichen Vater zur Gegenwart
3.3.5. Neuere Trends und sozialpsychologische Vatertypologien
3.4. Die neuen Väter?
3.5. Verunsicherte Väter
4. Die Krise der Väterlichkeit – auch eine materialistische
Kategorie
5. Wozu der Vater psychoanalytisch gesehen gut ist
5.1. Fallgeschichten – Vatergeschichten?
5.2. Väterlichkeit und Männlichkeit – ein zweiter ›dark
continent‹?
5.3. Der Vater bei ›Vater Freud‹
5.4. Nach Freud
5.4.1. Der Vater bei Freuds Tochter und ihrer Mitarbeiterin Dorothy
Burlingham
5.4.2. Allgemein ›wenig Vater‹: Horney, Klein, Winnicott u.a.
5.4.3. Helene Deutsch
5.4.4. Andere psychoanalytische Vater-Such-Spuren: Loslösung,
Entidentifizierung, Hilfestellung
5.5. Vater-Theoreme zwischen Person, Institution, Archetypus und
Metapher
5.5.1. C. G. Jungs »Elternarchetypus«
5.5.2. Lacans »dritte« und »vierte« Position
5.5.3. Gérard Mendels Vaterimago als Institution
6. Spezielle Aspekte des Entwicklungs- und Sozialisationsfaktors
›Vater‹ aus psychoanalytischer Sicht
6.1. Die Beziehung zum ›Tertium‹
6.2. Vaterimago und ursprünglicher Narzißmus
6.3. Vaterschaft und ödipale Grenzziehung
6.4. Ödipale Grenzsetzung: Realität und Arbeit
6.5. Die Bedeutung des Vaters zwischen Idealisierung und
identifikatorischer Liebe
6.5.1. Intersubjektivität und Anerkennung
6.5.2. Der ferne Vater
7. Die elternlose Gesellschaft
7.1. Fehlt der
Vater wirklich? Familien ohne Vater
7.1.1. Relativierung des Katastrophenszenarios: Scheidungswaisen,
Einzelkinder
7.1.2. Triangulierung ohne Vater – die bessere Variante?
7.2. Von der vaterlosen zur elternlosen Gesellschaft
7.2.1. Die »enteigneten Erzieher/innen«
7.2.2. Das Ende der Vorbilder?
8. Veränderungen des Ödipuskonflikts und der
Über-Ich-Bildung, adoleszente Strukturdefizite und
autoritäre/fremdenfeindliche Haltungen
8.1. Das Über-Ich als Erbe des (welches?) Ödipuskomplexes
8.1.1. Freuds Feststellungen zum Über-Ich-Versagen
8.1.2. Grundsätzliche Überlegungen
8.2. Über-Ich und Aggression
8.3. Über-Ich-Bildung und gesellschaftlich bedingte ödipale
Vermeidungstendenzen
8.4. Adoleszente Verunsicherung und Väterlichkeitsdefizit
8.5. Weitere Besonderheiten der Adoleszenz und die Neigung zur
Gewalt
8.6. Über-Ich- und Ich-Ideal-Veränderungen und die Neigung zur
Destruktion
8.7. Neue Aspekte des Ödipuskonflikt als zentraler Schaltstelle für
die seelische Entwicklung
8.7.1. Der andere Ödipus
8.7.2. »Ödipus neu« – der Wunsch nach anderen Vätern?
8.7.3. Ödipus als Geschlechterpolarisierung
9. Allgemeine Sozialisationsbedingungen Jugendlicher
zwischen Individualisierung, Beziehungslosigkeit und
Gewalt
9.1. Ausgangsbedingungen, Fragestellung
9.2. Die unerfüllbaren Wertvorstellungen
9.3. »Die« gewalttätige Jugend?
9.3.1. Nur deprivierte Jugendliche?
9.3.2. (Rechte) Gewalt, Männlichkeitsprobleme und die Lockerung der
Sitten
9.3.3. Nur männliche Jugendliche?
9.4. Der enttäuschte Kampf gegen den enttäuschenden Vater
9.4.1. Der Vater der Gewalttätigen
9.4.2. Vater-»loser«, »loser«-Vater und das Phantasma der
Nation
10. Familie, Kultur und rechtsextremistische Gewalt –
sozialpsychologische und psychoanalytische
Erklärungsversuche
10.1. Ökonomische Krisenerscheinungen und »situative
Labilisierung«
10.2. Rechtsextreme Gewalt als »Opferkultkrise« in der vaterlosen
Gesellschaft?
10.3. Der Körper am Schnittpunkt zwischen Angst und
»Schiefheilung«
10.4. Die Bedeutung der Bindungserfahrungen
10.5. Fehlender – autoritärer – punitiver Vater
10.6. Klassisch autoritärer Charakter, Narzißmus und
Rechtsextremismus
10.7. Vaterhaß, Fremdenhaß, Minderheitenhaß?
10.8. Der Vater, der Jud’ und der Narzißmus
10.9. Vaterlosigkeit, Narzißmus und Geschwisterneid
11. Die Mehrgenerationenperspektive und die Rolle der Väter für die
intergenerationelle Transmission
11.1. Spezielle Aspekte der Vaterlosigkeit durch Krieg und Nazismus
– die »Schablonen-Väter«
11.2. Die Drei-Generationen-Perspektive
11.3. Destabilisierung der Generationen und Geborgenheitssuche
12. Patriarchat, Autoritarismus und ›Antiödipaler
Fortschritt‹
12.1. Der Laios-Komplex und die Rache an den Söhnen
12.2. Die Zukunft des »fathering«?
12.3. Der archaische Vater
13. Auf dem Weg zum dyadischen Vater
13.1. Vatersehnsucht und Vaterhunger
13.2. Der frühe, dyadische Vater
14. Neue Väterlichkeitsdimensionen im Präodipalen und
Negativ-Ödipalen
14.1. Nachtrag zum negativen Ödipuskomplex
14.2. Neue Qualität von ›Vaterliebe‹ – neue Über-Ich- und
Autoritätsbildung?
15. Theoretische und sozialpolitische Schlußfolgerungen: Fehlender,
autoritärer, schwacher, liebloser Vater?
16. Empirischer Anhang: »Der lästige Hund!« – Eine
qualitativ-interpretative Recherche zur Vaterbeziehung
gewaltorientierter Jugendlicher
16.1. Methodisches
16.2. Forschungssubjekt – Forschungsobjekt
16.3. Zur Anlage der Interviews
17. Die Interviews: Ehemalige Skinheads im Rückblick auf
ihre Skin-Zeit, ihre Kindheit, Jugend und ihre
Familienbeziehungen
17.1. Der ›Bulle‹
17.2. Olaf
17.3. Walter
17.4. Zusammenfassende Deutungsmuster
17.4.1. Allgemeines zur Übertragungssituation
17.4.2. Brüche, Widersprüche, Idealisierung
17.4.3. Erniedrigung und Geschlechterproblematik
17.5. Abwesender Vater, guter Vater und »lästiger Hund«
Rezensionen
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Analytische Kinder- und Jugendlichen-Psychotherapie Heft 164, XLV. Jg., 4/2014
»Aigner gelingt es, historische und aktuelle Blickpunkte aus Politik, Literatur, Geschichte und Soziologie mit gut recherchierter Literatur und empirischen Daten zu verknüpfen und bei alledem die Psychoanalyse bzw. die psychodynamischen Hintergründe doch immer im Blick zu behalten, an Beispielen zu veranschaulichen und interessant für den Leser zu bleiben…« [mehr]