Institut für Psychoanalyse und Psychotherapie Heidelberg-Mannheim

Psychoanalyse im Widerspruch Nr. 31: Psychoanalyse in Lateinamerika

Nr. 31/2004

Cover Psychoanalyse im Widerspruch Nr. 31: Psychoanalyse in Lateinamerika

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Zeitschrift: Psychoanalyse im Widerspruch (ISSN: 0941-5378)

Verlag: Psychosozial-Verlag

131 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm

Bestell-Nr.: 381

Die Tatsache, daß die Psychoanalyse im Widerspruch mit dieser Nummer die kürzlich eingegangene Verbindung mit einem Verlagshaus dokumentiert, bedarf einer Erläuterung zur Entstehungsgeschichte dieser Zeitschrift. Ende der 80er Jahre regte sich das Bedürfnis nach internationaler Anerkennung
in der psychoanalytischen Gemeinde der Bundesrepublik Deutschland mit zunehmender Deutlichkeit − obwohl der Beitritt zur IPV bereits vollzogen und die spät einsetzende Konfrontation mit der eigenen Vergangenheit begonnen war. Die Erfüllung dieses Bedürfnisses ging einerseits mit der Entwicklung von Rechtfertigungsdiskursen und andererseits mit erheblichen Anpassungsleistungen einher. Es folgte der Einzug der Langeweile in manche Veröffentlichungen...
Dies wurde durch die heftigen Auseinandersetzungen innerhalb der Redaktion des wichtigsten deutschsprachigen Publikationsorgans, der Psyche, offenkundig. Die Folgen, Abspaltungen und Ausgrenzung, sind bekannt. Für die erste, 1989 erschienene Nummer unserer Zeitschrift übernahm Marie Marcks die Umschlagsgestaltung; der Name »Psychoanalyse im Widerspruch« wurde von Marianne v. Eckardt vorgeschlagen. Nicht zufällig stehen beide Frauen für Unabhängigkeit, Witz und Widerspruch – Marie Marcks, eine Karikaturistin, die undogmatisch dem Feminismus nahe steht, und Marianne v. Eckardt, eine der ersten Analytikerinnen in der Bundesrepublik Deutschland nach dem Kriegsende, die, von der Vergangenheit unbelastet, formell nie einer Gruppierung beigetreten
ist, eine Frau in der Tradition von Otto Groß, Max und Alfred Weber, Alexander und Margarete Mitscherlich. Bereits 1990 kam es auf Anregung von Hans-Jürgen Wirth zu einem Treffen
der Redaktionsmitglieder der Zeitschriften Psychosozial und Psychoanalyse im Widerspruch.
Es ging bei diesem Treffen in Frankfurt am Main um die Möglichkeiten der Fusion beider Publikationsorgane. Das Gespräch wurde wesentlich durch die Anwesenheit sowohl Horst-Eberhardt Richters wie auch Hellmut Beckers geprägt, des Gründers und Direktors des Max-Planck-Instituts für Bildungsforschung in Berlin und, in Personalunion, des ersten Justiziars der DGPT, der Alexander Mitscherlich freundschaftlich verbunden war. Beide Gäste befürworteten eindringlich die Fusion,
nicht zuletzt auch im Hinblick auf die Stärkung einer undogmatischen Redaktionspolitik. Damals konnte sich die Redaktion der Psychoanalyse im Widerspruch zu diesem Schritt nicht entscheiden. Wir fürchteten eine zunehmende Professionalisierung im Sinne der Langeweile, von der wir uns gerade mehr oder weniger befreit zu haben meinten.
Inzwischen hat sich um die Zeitschrift Psychosozial herum ein Verlagshaus etabliert, das trotz der Professionalisierungstendenzen innerhalb der psychotherapeutischen Tätigkeitsbereiche gerade auch Autoren zu Wort kommen läßt, die jenseits von Marketingstrategien und Populismus an theoretische und gesellschaftspolitische Diskurstraditionen der Psychoanalyse anknüpfen. So hat nun das Frankfurter Treffen vor vierzehn Jahren zwar letztlich nicht zu einer Fusion, aber doch zu einer vielversprechenden Verbindung geführt.
Daß die Psychoanalyse außerhalb Europas und südlich der mexikanisch-USamerikanischen Grenze nach wie vor nicht nur als Therapie mit spezifischen Verfahrensweisen, mit eigener Diktion und behandlungstheoretischen Weiterentwicklungen betrieben, sondern auch als Angelegenheit aufgefaßt wird, die sich in gesellschaftspolitische Aktualitäten einmischt oder von diesen zu Stellungnahmen
motiviert wird, machen die Beiträge zum Schwerpunktthema der vorliegenden Nummer deutlich. Die meisten Texte sind unter lateinamerikanisch-europäischer Doppelperspektive verfaßt – von Autorinnen und Autoren, die entweder auf beiden Kontinenten gelebt und gearbeitet oder durch eigene Erfahrung die jweiligen Besonderheiten der Psychoanalyse »auf dem anderen Kontinent« kennengelernt haben.
Es versteht sich von selbst, daß nicht alle lateinamerikanischen Staaten in den Kreis der Betrachtung einbezogen werden konnten. So gewähren die Beiträge lediglich einen regionalen Einblick in Vergangenheit und Gegenwart der lateinamerikanischen Lesarten der Psychoanalyse.
Zwei Texte bilden indes eine Ausnahme, und beide betreffen Cuba. Der Inselstaat – als politische Entität ebenso wie als Organisator eines Gesundheitssystem eine bisher einmalige Besonderheit in der lateinamerikanischen Welt – ist kein Paradies für Psychoanalytiker. Das spiegelt sich in dem Aufsatz von Wilfredo Pérez Rodríguez wider, der hier gleichsam als ethnographische Selbstreflexion eines cubanischen Psychotherapeuten zur Veröffentlichung gelangt. Der Bericht über die Begegnung zwischen psychotherapeutisch tätigen Reisenden aus der Bundesrepublik Deutschland und cubanischen Psychotherapeuten spiegelt seinerseits nur eine geographisch definierte Sicht der Dinge wider. Man kann auf die Fortsetzung der interkontinental außeralltäglichen Begegnung in einem psychoanalytisch offenen Raum gespannt sein.


Diese Publikation enthält:

Inhaltsverzeichnis

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Becker, David; Rodriguez Drescher, Celina; Engelbrecht, Hilke; Rey de Castro, Alvaro; Tannchen, Roberto; Perez Rodriguez, Wilfredo; Becker, Hans; Gilliard, Angelika; Tilch-Bauschke, Edeltraud; Hübel, Thomas; Ferro, Antonino; Lorenz-Rogler, Gabriele
Schwerpunktthema Psychoanalyse Im Widerspruch in Lateinamerika
Psychoanalyse im Widerspruch 2004, 31, 7-108