Franz Renggli

Verlassenheit und Angst - Nähe und Geborgenheit

Eine Natur- und Kulturgeschichte der frühen Mutter-Kind-Beziehung

Cover Verlassenheit und Angst - Nähe und Geborgenheit

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Buchreihe: Neue Wege für Eltern und Kind (ISSN: 2625-1043)

Verlag: Psychosozial-Verlag

190 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm

2. Aufl. 2021

ISBN-13: 978-3-8379-2973-7, Bestell-Nr.: 2973

DOI: https://doi.org/10.30820/9783837929737
Die Erfahrung von Nähe und Geborgenheit ist von fundamentaler Bedeutung für die emotionale Entwicklung von Kleinkindern. Doch seit der Entstehung der Hochkulturen wird das Band zwischen einer Mutter und ihrem Baby immer stärker zerrissen. Diese Erfahrung der Verlassenheit führt zu einer tiefen Traumatisierung. Franz Renggli zeichnet die Geschichte der Mutter-Kind-Beziehung vom Aufblühen der Stadtkulturen bis in die heutige Zeit nach.

Anhand von Marienbildern aus der Zeit des Mittelalters und der Renaissance veranschaulicht der Autor, wie ein Baby einerseits der Trennung von der Mutter hilflos ausgeliefert ist, aber andererseits eine erschreckende »Über-Nähe« zwischen Mutter und Kind besteht, Ausdruck der viel zu hohen Ansprüche und Erwartungen der Mutter an ihr Kind. Diese zwiespältige Haltung hat Folgen für das Erleben und Verhalten der erwachsenen Menschen: Hier liegt der Ursprung des Geschlechterkampfes.

Die Hintergründe unserer Ängste und deren Abspaltung und Verdrängung über die Jahrhunderte zeigt der Tiefenpsychologe Franz Renggli anhand der Pest als Ausdruck einer Massenpsychose im Mittelalter auf. Ausgelöst durch das Corona-Virus befinden wir uns möglicherweise heute erneut an einer ähnlichen Schwelle wie damals. Doch die Erfahrung beweist: Je heftiger eine Krise ist, desto größer sind auch die Möglichkeiten für einen Neuanfang – eine einzigartige Chance für unsere heutige Gesellschaft!

Inhaltsverzeichnis

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Einleitung

1 Zur Evolution der menschlichen Angst
Die Bedeutung der Bindung
1.1 Die Nestflüchter
1.2 Die Nesthocker
1.3 Die spezielle Situation der Babys bei den Affen/Primaten
1.4 Die spezielle Situation des Menschen
1.5 Ein Baby bei den Jägern und Sammlerinnen
1.6 Das Baby in den ursprünglichen Kulturen – sein Leben in den Dörfern
1.7 Das Leben eines Babys in den Hochkulturen, in den Städten

2 Das Baby in den alten Hochkulturen: Sumer und Babylon
2.1 Die Trennung von Mutter und Baby in Sumer, der ersten Hochkultur
2.2 Atramchasis: Der Flutmythos
2.3 Zur Deutung des Flutmythos
2.4 Kinderlieder und medizinische Texte
2.5 Trauerlieder
2.6 Klagen über die Zerstörung einer Stadt
2.7 Gemeinsamkeit in der Flutgeschichte, in den Trauer- und Klageliedern – eine Deutung
2.8 Geburtsbeschwörungen
2.9 Die Flut als Geburt
2.10 Die große Göttin Inanna
2.11 Die Dämonin Lamaschtu
2.12 Inannas Abstieg in die Unterwelt

3 Veränderungen in der Kleinkinderbehandlung seit dem Hochmittelalter und der Renaissance – seit dem Aufblühen des Handelskapitalismus in Europa
3.1 Kurze Vorgeschichte meiner Forschung
3.2 Europa in einer Krise vom 14. bis 17. Jahrhundert
3.3 Die Pest als Ausbruch einer Massenpsychose
3.4 Das Wesen einer Psychose
3.5 Spaltungen in Europa
3.6 Luther und seine Teufelspsychosen
3.7 Massenpsychotische Phänomene im Mittelalter
3.8 Die Hexenprozesse
3.9 Hintergründe der Hexenvernichtung – der Hexenhammer
3.10 Das Ende der Psychose – der Normierungsprozess
3.11 Zur Geschichte der frühen Mutter-Kind-Beziehung in der christlich-abendländischen Kultur
3.12 Die Angst vor dem nächtlichen Erdrücken eines Babys
3.13 Dokumente von kleinkindlichem Schreien in Europa
3.14 Maria und Jesus
3.15 Zur tiefenpsychologischen Deutung der Marienbilder
3.16 Die erotische Übernähe zwischen Maria und Jesus
3.17 Die depressiven Mütter
3.18 Die Bedeutung der Marienbilder
3.19 Das verlassene Kind im höfischen Roman
3.20 Worin liegt die Bedeutung der Ritterromane?

4 Erziehung zum Schreien
Die Mutter-Kind-Beziehung im Industriekapitalismus
4.1 Die Grundlage unserer Kultur
4.2 Die Entfremdung in der Mutter-Kind-Beziehung seit dem 18. Jahrhundert
4.3 Die Geburt in der Klinik im 20. Jahrhundert
4.4 Das Wesen der Erziehung
4.5 Die Ambivalenz der Mütter – die psychotische Struktur in uns allen
4.6 Die Fluchtwege aus dieser »Urverletzung«

5 Schlussbetrachtungen
Gibt es Hoffnung?
5.1 Die stille Revolution
5.2 Der Blick nach innen
5.3 Der Beginn eines lichtvollen Zeitalters
5.4 Epilog: An die Eltern

Dank

Bibliografie

Abbildungen

Anmerkungen

Register

Rezensionen

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Füssener Heimatzeitung, Nr. 22, Juni 2022

Rezension von Evelyn Barrasch

»Renggli zeigt die ambivalenten Strukturen in jedem von uns auf. Über Jean-Jacques Rousseau und seine neue Pädagogik erfahren wir viel über die tief eingefleischten Erziehungsmaßnahmen der Neuzeit, die uns bis heute noch prägen. Gehorsam wird eingepeitscht, Härte wird durchgesetzt, Gefühle sind Schwäche, … Dieses Buch erschüttert wahrhaft viele Glaubenssätze und wird auch viel zu Widerspruch anregen, da es viele Selbstverständlichkeiten unserer Kultur und des Christentums radikal infrage stellt, ja sogar als Ursache der psychischen Morbidität einer Bevölkerung, die zu über 30 % depressiv ist, darstellt. Wer also wirklich Lust auf neue und unkonventionellen Gedanken hat, der sollte dieses Buch lesen…«

Psychologie heute, Heft 3, März 2021

Rezension von Christine Weber-Herfort

»Franz Renggli schreibt für Laien und versteht es gut, anthropologisches und historisches Wissen und tiefenpsychologische Deutungen mit seinen therapeutischen Erfahrungen zu verbinden. (...) Renggli sensibilisiert für das Leiden der Kinder, etwa für Kindermorde in der Frühen Neuzeit, in der sogar Martin Luther zum Mord an den ›Wechselbälgern‹ aufrief. Insofern ist das Buch eine bewegende, anregende Lektüre…«

www.erziehungsfragen.lu, 30. September 2020

Rezension von Julia Strohmer

»Dieses Buch behandelt eine der wichtigsten Thematiken überhaupt, denn die frühe Mutter-Kind-Beziehung ist prägend für das weitere Leben – somit auch für die weitere Gestaltung der Gesellschaft…«