Günter Gödde
Entwicklungslinien psychodynamischer Psychotherapie
Historische Orientierung, aktuelle Situation und zukünftige Perspektiven
EUR 36,90
Sofort lieferbar.
Lieferzeit (D): 2-3 Werktage
Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse
Verlag: Psychosozial-Verlag
332 Seiten, Broschur, 148 x 210 mm
ISBN-13: 978-3-8379-3103-7, Bestell-Nr.: 3103
DOI:
https://doi.org/10.30820/9783837978001Die psychodynamische Psychotherapie durchläuft seit ihren Anfängen
im psychoanalytischen Standardverfahren eine spannungsreiche
Entwicklung. In den vielfältigen Auseinandersetzungen zwischen der
tiefenpsychologisch fundierten und analytischen Psychotherapie
sowie im Verhältnis zur Verhaltenstherapie stellt ihr weites
Spektrum die Frage nach einer historischen Einordnung, einer
aktuellen Bestandsaufnahme sowie einem perspektivischen
Ausblick.
Günter Gödde erweitert die praktischen Dimensionen
psychodynamischer Psychotherapie um eine richtungsweisende
theoretische Grundlegung: In plastischer Weise legt er dazu die
Wende von einem neurologischen zu einem psychodynamischen Paradigma
psychischer Prozesse dar und zeigt anschaulich, wie sich nach
Freuds Tod schrittweise eine Pluralität diverser
Therapiekonzeptionen entwickelte und wie Konzepte der
Intersubjektivität und der therapeutischen Lebenskunst für neue
Akzente sorgten. Göddes historisches Nachzeichnen dieser
Entwicklungslinien psychodynamischer Psychotherapie setzt
schließlich zentrale Wegmarken für eine zukunftsorientierte und
selbstbewusste Therapiepraxis.
Inhaltsverzeichnis
[ einblenden ]
Einleitung
Teil I: Die Anfänge
psychoanalytischer Psychotherapie und ihre Nachwirkungen
Teil II: Der Wechsel zur »Zwei-Personen-Psychologie« und zum
intersubjektiven Paradigma
Teil III: Das therapeutische Konzept der »Lebenskunst« – eine neue
Perspektive
Teil IV: Zu Gegenwart und Zukunft der psychodynamischen
Psychotherapie
Teil I
Die Anfänge psychoanalytischer Psychotherapie und ihre
Nachwirkungen
1. Der Weg zur Konzeption des »dynamisch
Unbewussten«
Charcots neurologisches Paradigma der
Hysterie
Pierre Janets psychologische Annäherung an unbewusste Prozesse
Breuers Beitrag zur Hysterie-Forschung und seine Grenzen
Die Wende vom neurologischen zum psychologischen Paradigma
Freuds Weichenstellung zur Psychologie des Unbewussten
2. Von der kathartischen Therapiemethode zum
psychoanalytischen Verfahren
Die Anfänge der modernen
Psychotherapie
Das Ursprungsmodell einer kathartischen Psychotherapie
Jacob Bernays’ Katharsis-Interpretation als Basis für das
kathartische Therapiemodell
Die Grundregeln freier Assoziation und gleichschwebender
Aufmerksamkeit
Der Übergang von einer »ekstatischen« zu einer »asketischen«
Methode
Das Fortwirken des Heilfaktors Katharsis bei Ferenczi und seinen
Nachfolgern
Vom »Rapport« zur »Übertragung« – Phänomene intensiver
Gefühlsbeziehung
3. Freuds Therapie-Metaphern und ihre
Botschaften
Zur Bedeutung der Metaphern des
therapeutischen Erkennens
Therapie-Metaphern in den Frühschriften zur Hysterie
Therapie-Metaphern in den Schriften zur Behandlungstechnik
Therapie-Metaphern aus verschiedenen kulturellen Sphären
Therapie-Metaphern im Wandel – open to revision
Zwischenfazit I: Zur Aktualität von Sigmund Freud
Teil II
Der Wechsel zur »Zweipersonen-Psychologie« und zum intersubjektiven
Paradigma
4. Die Weichenstellung zur therapeutischen Beziehung als
zentralem Therapiefokus
Zur Polarität von »Einsichts-«
und »Erlebnistherapie«
Von der intrapsychischen Konzeption des Unbewussten zum
Beziehungsparadigma
Wende zum sozial-konstruktivistischen Paradigma der Übertragung
Die Bedeutung der Bindungs-, Mentalisierungs-, Säuglings- und
Kleinkindforschung für die intersubjektive Orientierung
Weitere Entwicklungsschritte zum intersubjektiven Paradigma
Wechselseitige Anerkennung als intersubjektives Konzept
Zur Pluralität der psychodynamischen Konzepte
5. Der Takt als emotionaler Beziehungsregulator im
therapeutischen Prozess
Der therapeutische Takt – ein
Randthema im öffentlichen Diskurs
Der therapeutische Takt als Basiskompetenz der Deutungs- und
Beziehungskunst
Empathie-Mängel im Kontext der »psychoanalytischen Situation«
Taktprobleme in der Therapeut-Patient-Beziehung aus
intersubjektiver Sicht
Stufen der emotionalen Annäherung und Beziehungsgestaltung im
therapeutischen Prozess
Familienähnlichkeit zwischen Takt und »Handhabung der
Übertragung«
Der Takt als emotionaler Beziehungsregulator
Auseinandersetzung mit ethischen Maßstäben
6. Zwei Fälle von Depression und Unsicherheit aus
therapeutischer Sicht
Erste Eindrücke von beiden
Patienten
Lebensgeschichtliche Aspekte
Einschätzung der Unterschiede
Erfahrungen in der Therapie
Vergleich in diagnostischer und therapeutischer Hinsicht
Der anthropologische Grundkonflikt zwischen Selbst- und
Objektbezogensein
Zwischenfazit II: Zur Bedeutung der intersubjektiven
Wende
Teil III
Das therapeutische Konzept der »Lebenskunst« – eine neue
Perspektive
7. Lebenskunst als »implizites Konzept« der
psychodynamischen Psychotherapie
Der aktuelle Diskurs
über Lebenskunst
Die Kluft zwischen Theorie und Praxis in der psychodynamischen
Psychotherapie
Behandlungstechnik versus Behandlungskunst
Fall-Konstellationen
Die implizite Verwendung von Lebenskunst-Konzepten in der
psychodynamischen Psychotherapie
Implizite Lebenskunstkonzepte des Therapeuten – ein
Fallbeispiel
Nähe zur existenziellen Psychotherapie
8. Erinnern und Vergessen als therapeutische
Lebenskunst
Freuds Fokussierung auf das Erinnern
Nietzsches Fokussierung auf das Vergessen
Kunst des Erinnerns und Vergessens in der Psychotherapie
Ein therapeutisches Zwei-Stufen-Modell von Erinnern und
Vergessen
9. Selbstsorge in der psychodynamischen Therapie – ein
Fallbeispiel
Erschütterung des Selbst durch eine
Krise
Lebensgeschichtlicher Rückblick
Exploration und Experiment in der Therapie
Erweiterung der Optionen und Vorbereitung einer Wahl
Umsetzung in die Lebenspraxis
Integration in einen neuen Lebensentwurf
Bezüge zu einer »kritischen Lebenskunst«
Zwischenfazit III: Zur therapeutischen Relevanz des
Lebenskunstkonzepts
Teil IV
Zu Gegenwart und Zukunft der psychodynamischen
Psychotherapie
10. Zur wissenschaftlichen und philosophischen Orientierung
in der psychodynamischen Therapie
Das Problemfeld
Wissenschaft
Szientismus versus Hermeneutik
Psychologie als »empirische Geisteswissenschaft«
Psychologie als Wissenschaft der »Komplementarität«
Die Frage nach dem Wissenschaftsstatus der Psychoanalyse
Der Einfluss der Wissenskulturen
Medizinisches versus sozialwissenschaftliches Therapiemodell
Wissenschaft und Profession: Nebeneinander statt Hierarchie
Keine Wissenschaft und Therapeutik ohne Philosophie
Philosophie als kritischer Gegenpart der Wissenschaften
Zur Bedeutung impliziter philosophischer Konzepte für die
Therapeutik
11. Entwicklungslinien und Perspektiven der
Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie
Zur
Vorgeschichte der Tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie
Einführung der TP als eigenständiges Richtlinienverfahren für
Ärzte (1967)
Anerkennung der TP als eigenständiges Richtlinienverfahren für
Psychologen (1998)
Die erste Konzeptualisierung der TP nach Einführung der
Psychotherapie-Richtlinien
Die weitere Konzeptualisierung der TP nach Erlass des
Psychotherapeutengesetzes
Unterschiede zwischen TP und AP im Rahmen der
Therapie-Richtlinien
Kritische Auseinandersetzung mit der Abgrenzung zwischen TP und
AP
12. Psychodynamische Psychotherapie im Spannungsfeld von
gleichschwebender Aufmerksamkeit und
Fokussierung
Freuds Empfehlung der »gleichschwebenden
Aufmerksamkeit« als Ausgangspunkt
Gleichschwebende Aufmerksamkeit als ästhetische Erfahrung
»Hören mit dem dritten Ohr«
Charakteristika unterschiedlicher Modi des Hörens
Die Grenzen freier Assoziation und gleichschwebender
Aufmerksamkeit
Vernachlässigung und Unterbewertung des fokalen Erkenntnismodus
Psychodynamischer Therapieprozess mit wechselnden Foki
Die Kunst der Beschreibung und der »Standpunkt der
Standpunktlosigkeit«
Abschließende Diskussion – zur Kontroverse zwischen
Tiefenpsychologisch fundierter
und Analytischer Psychotherapie
Danksagung
Literatur
Abbildungsnachweise
Rezensionen
[ einblenden ]
Scharf Links. Die ›neue‹ linke online Zeitung, 10. Oktober 2021
Rezension von Michael Lausberg
»Der Autor schafft es, eine gewisse neutrale Position zwischen der Tiefenpsychologisch fundierten und der Analytischen Psychotherapie einzunehmen und eine gemeinsame Basis herzustellen, ohne Unterschiede zu leugnen. Das Verbindende steht vor allem bei Zukunftsfragen im Vordergrund. Das Buch ist so konzipiert, dass es wenige abschließende Thesen enthält, sondern Anregungen zur Diskussion stellen will…«