Christian Schneider
Jenseits der Schuld? Die Unfähigkeit zu trauern in der zweiten Generation
Psyche, 1993, 47(8), 754-774
EUR 5,99
Sofort lieferbar.
Lieferzeit (D): 2-3 Werktage
Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag
Bestell-Nr.: 51691
Die größtenteils zustimmende Resonanz, auf die Tilmann Mosers
Kritik von A. und M. Mitscherlichs Buch Die Unfähigkeit zu trauern
(in Psyche 1992, 46 (5)) gestoßen ist, legt den Verdacht nahe, dass
Moser damit im Zentrum des Zeitgeistes angekommen ist: Es soll
umgedeutet und revidiert werden, was vor 25 Jahren von den
Mitscherlichs eingeklagt worden war, nämlich die Anerkennung der
eigenen Schuld und Einfühlung in die Opfer deutschen
Vernichtungswillens. Gegenüber Mosers Forderung nach einer strikten
Trennung von Therapie, Moral und Empathie für die ins Verbrechen
Verstrickten wird gezeigt, dass gerade die moralisch
dekontextualisierte Psychoanalyse für heteronome Zwecke dienstbar
gemacht werden kann. Das große Verdienst der Mitscherlichs wird
darin gesehen, nach den Verbrechen des Nationalsozialismus an
Millionen von Menschen jenen moralischen Kontext wiederhergestellt
zu haben, ohne den Psychoanalyse zu einer gesellschafts- und
politikfernen Therapiemoral verkommt. (c) Psyindex.de 2009 alle
Rechte vorbehalten