Gertrud Hardtmann
Die Funktionalisierung des Opfers als »Container«. Rechtsradikale Jugendliche und Gewalt
Psyche, 2001, 55(9-10), 1027-1050
EUR 9,99
Sofort lieferbar.
Lieferzeit (D): 2-3 Werktage
Verlag: Klett Cotta/Psychosozial-Verlag
Bestell-Nr.: 51347
Gespräche mit rechtsradikalen Jugendlichen in Berlin zeigen eine
bis in die apodiktische Sprache hineinreichende autoritäre
Struktur, die von starken Affekten (Neid, Ressentiment, Hass)
bestimmt ist. Als Autorität anerkannt werden nicht Erwachsene,
sondern die Gruppe oder die Ideologie. Beide ermöglichen ein
schuldgefühlfreies omnipotentes Ausleben von Aggression, wobei
projektiv verzerrt das Opfer als der Angreifer erscheint und ein
paranoides Klima entsteht. Dem steht die Ohnmacht gegenüber,
Frustration zu ertragen und zu verarbeiten. Die apodiktische
Sprache dient der Abwehr der Frustration des Nichtwissens, die
Abhängigkeit von Führerpersonen der Abwehr der Übernahme eigener
Verantwortung. Gefürchtet wird die Wahrheit über sich selbst, die
verknüpft ist mit einer Einschränkung der Omnipotenz durch die
Wahrnehmung des Angewiesenseins auf den fremden Anderen. Das Opfer
wird mit diesem projektiv identifiziert. Nach D. W. Winnicott ist
die darin zum Ausdruck kommende antisoziale Tendenz ein Versuch,
eine lenkende Umwelt zu finden, die als Container in der Lage ist,
die Provokation anzunehmen, zu verarbeiten und ein realistisches
Selbstbild zu vermitteln. (c) Psyindex.de 2009 alle Rechte
vorbehalten