Georg Groddeck

Ketzereien

Schriften zum Arzten und zur Medizin 1889-1908

Cover Ketzereien

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Buchreihe: Bibliothek der Psychoanalyse

Verlag: Psychosozial-Verlag

559 Seiten, Gebunden, 153 x 230 mm

ISBN-13: 978-3-8379-3084-9, Bestell-Nr.: 3084

Herausgegeben mit einem Nachwort und Registern von Michael Giefer

»Die ganze ärztliche Kunst beruht auf dem Individualisieren. Nur wer den Menschen beurteilen kann, wer dem Kranken helfen will, ist wirklich Arzt, niemals aber der, welcher Krankheiten erkennt und gegen Krankheiten kämpft. Einzig und allein das Studium des Einzelnen, des Kranken, nicht der Krankheit – ist unsere Aufgabe.« In diesen knappen Sätzen drückt sich die Grundeinstellung des jungen Georg Groddeck aus. Er will Arzt sein und nicht Mediziner, er will dem einzelnen Menschen helfen, keine Wissenschaft betreiben. Das ist in einer Zeit, die von den Triumphen der naturwissenschaftlichen Medizin bestimmt ist und mehr die Krankheit als den erkrankten Menschen im Blickpunkt hat, ketzerisch. Als Schüler von Ernst Schweninger, ebenfalls Außenseiter im Medizinbetrieb Ende des 19. Jahrhunderts, kämpfte Groddeck für ein individualisiertes Behandeln des einzelnen Erkrankten, dabei seine ganzen Lebensverhältnisse miteinbeziehend. Die hier veröffentlichten 37 Arbeiten aus der Zeit von 1889 bis 1908 sind teilweise gemeinsam mit Schweninger, teils auf dessen Anregung entstanden. Vor allem die Arbeiten bis 1896, die die universitäre Medizin kritisieren, zeichnen sich durch einen satirischen und polemischen Ton aus, in dem schon Groddecks ganze sprachliche Kraft und Poetik zum Ausdruck kommt. In weiteren Arbeiten, die vielfach als Beiträge für medizinische Enzyklopädien erschienen, werden hydro- und mechanotherapeutische Themen behandelt, die auch die Grundlage für Groddecks Behandlungen in seinem eigenen Sanatorium ab 1900 bilden. Zudem wehrt er sich in einigen Artikeln vehement gegen staatliche Vorschriften für das ärztliche Handeln. Ebenso dürften seine ärztlichen Vorträge, die er in seiner militärärztlichen Zeit hielt, nicht den Beifall seiner Vorgesetzten gefunden haben. In diesen frühen Schriften, die überwiegend erstmals wieder neu veröffentlicht sind, werden bereits die Spuren von Groddecks ärztlicher Haltung, die sein späteres, psychoanalytisch beeinflusstes Wirken bestimmen, deutlich: das leidende Individuum, dem der Arzt zu dienen hat, wenn auch noch mehr als Objekt denn als Subjekt, in den Mittelpunkt seines Handelns zu stellen.