Otto Hofer-Moser
Neurobiologie und Psychotherapie (Teil 1) (PDF-E-Book)
Psychoanalyse & Körper, Nr. 7 (2005), 25-68
EUR 5,99
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Verlag: Psychosozial-Verlag
44 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 27029
Zusammenfassung:
Anliegen des vorliegenden Beitrages ist es, auf die große Relevanz
neurobiologischer Forschungsergebnisse für die Psychotherapie
hinzuweisen. Die Hypothese ist, dass diese Erkenntnisse
unausweichlich unser Selbstverständnis und unser Menschenbild
verändern werden, indem sie wesentlich zu einem neuen erweiterten
und veränderten Verständnis von bewussten und unbewussten
Phänomenen, einschließlich der geistigen »Konstrukte« Ich und
Selbst und den soziokulturellen Bedeutungszuweisungen der Begriffe
Freiheit, Selbstbestimmung und Eigenverantwortung beitragen. Sie
helfen uns Spezialphänomene wie Autismus, Schizophrenie,
Depression, Suchtverhalten und vor allem die große Bandbreite an
akuten und chronischen Trauma-Folgestörungen inklusive der schweren
Persönlichkeitsstörungen unter z. T. völlig neuen Perspektiven zu
sehen, was neue sinnvolle Kombinationen von ärztlichen,
medikamentösen, psychotherapeutischen und soziotherapeutischen
Maßnahmen nahe legt. Sie liefern mit ihrer Konzeption der
unterschiedlichen Gedächtnis-Systeme und deren weit gehend
unbewussten Beeinflussung durch das komplexe limbische System als
zentraler Bewertungsinstanz eine bedeutende zusätzliche
Orientierungshilfe für die differenzierte Anwendung des großen
Repertoires an psychotherapeutischen Interventionsstrategien und
Beziehungsgestaltungsaspekten, welches die einzelnen
Psychotherapieschulen mit der Zeit entwickelt haben.
Ressourcenorientierung und das Ego-State-Konzept in der
Reddemann’schen Version erhalten aus dieser Perspektive eine
besondere Aufwertung. Und sie ermöglichen, Konzepte eines
prozeduralen und eines archetypischen Beziehungswissens zu
formulieren und deren mögliche Bedeutung für die therapeutische
Beziehung aufzuzeigen. Es wird jedoch auch auf eine zweifache
reduktionistische Begrenztheit – nämlich im naturwissenschaftlichen
und im sozialen Sinne – vorwiegend neurobiologisch formulierter
psychotherapeutischer Konzepte hingewiesen.
Schlüsselwörter:
Psychotraumatologie, implizites Beziehungswissen, archetypische
Dimension der therapeutischen Beziehung, Furchtund Paniksystem,
explizite und implizite Gedächtnissysteme, Neuroplastizität,
Ressourcenorientierung und Lernen, Bewusstseinsforschung und
Ego-State-Modelle, mögliche gesellschaftspolitische und
philosophische Konsequenzen
Abstract:
The article deals with the significant relevance of the results of
modern research in neurobiology for psychotherapy. It hypothesizes
that this will change our way of understanding ourselves by
contributing important new aspects to the understanding of
phenomena of the conscious and unconscious, including the mental
»constructs« of ego and self and the social interpretations of the
conceptions of freedom, self-determination and responsibility.
These research results will enable a better understanding and
differentiated view of special disorders like autism,
schizophrenia, depression, drug-addiction with special emphasis on
the broad range of acute and chronic traumatic disorders. This will
enable drastically improved combinations of medical, drug-based,
psychotherapeutic and sociotherapeutic interventions as a logical
consequence of these results. The concept of separate
memory-systems being influenced – nearly without conscious
knowledge – by the complex limbic structures should help to make
greatly improved use of the large repertoire of interventive
psychotherapeutic strategies in a very differentiated and much more
efficient way. The value of the ego-state-conception in the version
of Reddemann and of the focus on ressources is emphasized from this
point of view. The results help to conceptionalize a procedural and
archetypical knowledge of relationship and what this concept can do
for the therapeutic relationship. Finally the article shows the
reductional limitation of psychotherapeutic models, which are
predominantly conceptionalized on a neurobiologic basis.
Keywords:
Psychotraumatology, implicit knowledge of relationship, the
archetypical dimension of the therapeutic relationship, fearand
panic-system, explicite and implicite systems of memory,
neuroplastidicy, learning and focus on ressources,
ego-state-conceptions and research on consciousness, possible
social-political and philosophical consequences