Sebastian Thrul
Gemeinsame Regression und die Bedürftigkeit des Analytikers (PDF-E-Book)
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11 Seiten, PDF-E-Book
Bestell-Nr.: 22558
DOI:
https://doi.org/10.30820/0941-5378-2021-1-51In der internationalen behandlungstechnischen Diskussion wird ein
kontroverser Diskurs über den Umgang mit der Gegenübertragung
geführt. In der vorliegenden Arbeit weist der Autor auf einige
Überlegungen hin, die sich im Bereich der Anerkennung der
gemeinsamen Regression von Analytiker und Analysand während des
analytischen Prozesses verorten lassen. Konkret geht es dabei um
die Beobachtung weitgehend undifferenzierter affektiver Zustände im
Analytiker und ihrer Auswirkungen auf die Behandlung. Ausgehend von
der Metapher der Mütterlichkeit des Analytikers werden diese
Positionen anhand aktueller Diskurse über mütterliche Subjektivität
reflektiert. Die Naturalisierung von Mütterlichkeit und die dadurch
verleugnete sekundäre Abhängigkeit realer Mütter von einer
fördernden Umwelt wird beschrieben und mit der Position des
Analytikers im regressiven Prozess verglichen. Unter Einbezug
feministischer Literatur zu Mutterschaft und Reproduktionsarbeit
werden einige Gründe für den Widerstand gegen die Anerkennung
sekundärer Abhängigkeit herausgearbeitet. Es wird dabei zu zeigen
sein, wie patriarchale Strukturen in Gesellschaft und
psychoanalytischer Kultur als Abwehr von Verletzlichkeit und
Bedürftigkeit entstehen und repliziert werden. Ferner werden die
Implikationen einer umfassenden Anerkennung der Bedürftigkeit des
Analytikers für das Verständnis des analytischen Prozesses
dargelegt. Abschließend wird auf die Möglichkeit einer Ausweitung
des Konzepts des Rahmens auf gesellschaftliche Bedingungen als
fördernde Umwelt für gemeinsame regressive Prozesse
eingegangen.
Abstract:
In the international discussion on psychoanalytic technique there
is controversial discourse on the use of the countertransference.
In this paper the author puts forward a number of positions that
deal with the recognition of mutual regression of analyst and
analysand in the analytic process. The focus is on undifferentiated
affective states in the analyst and their effect on the process.
Starting from the metaphor of the maternal analyst, these positions
are thought about through the prism of current discourse on
maternal subjectivity. The naturalisation of motherhood and the
consecutive denigration of secondary dependency of actual mothers
on a facilitating environment is described and compared to the
position of the analyst in the regressive process. Referring to
feminist literature on motherhood and reproductive labour, a number
of reasons for resistance to the recognition of secondary
dependency are put forward. It will be pointed out how the
patriarchal structuring of society and psychoanalytic culture is
used and replicated as a defense against vulnerability and the
recognition of emotional needs. The implications of the full
recognition of emotional needs of the analyst for our understanding
of the psychoanalytic process are described. Finally, the
possibility of expanding the concept of the psychoanalytic frame to
political circumstances as facilitating environment of the mutual
regressive process is discussed.